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Das deutsche Volksr�tsel

Robert Petsch

T�UBNERS t^U BIBLIOTHEK
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Gr�UNDEISS
DER
DEUTSCHEN VOLKSKUNDE
HERAUSGEGEBEN
VON
JOHN MEIER
STRASSBURG VERLAG VON KARL J. TR�BNER 1917
TR�BNERS (l^f ] BIBLIOTHEK
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DAS
DEUTSCHE YOLKSR�TSEL
VON
ROBERT PETSCH
STRASSBURCt VERLAG VON KARL J. TR�BNER 1917
Alle Rechte vorbehalten.
VORREDE.
Die vorliegende Einf�hrung in das Verst�ndnis unsres Volksr�tselschatzes war urspr�nglich als Beitrag zu einem gr��eren Sammelwerk �ber deutsche Volkskunde, nicht als selbst�ndige Ver�ffentlichung gedacht. Umfang und Darstellung wurden dadurch mannigfach beeinflu�t, und die unruhigeil Zeitl�ufte, in denen die Herausgabe nun erfolgt, duldeten keine Umarbeitung in der Art, wie ich vielleicht ein von vornherein als Einzelschritt gedachtes Buch angelegt haben w�rde. Der Krieg nahm nicht nur meine Kraft durch dreifachen Dienst an der Akademie, in der Schule und im Lazarett in ganz ungew�hnlichem Ma�e in Anspruch, sondern entzog mir mindestens auf l�ngere Zeit meine wissenschaftlichen Sammlungen, die sich seit Jahren auch gerade auf den Gegenstand dieser Arbeit bezogen hatten. So konnte ich trotz des liebensw�rdigsten Entgegenkommens einer Reihe von in- und ausl�ndischen Bibliotheken den Stammbaum der altdeutschen R�tselb�cher hier noch nicht bringen; er soll s. Z. an andrer Stelle ver�ffentlicht werden. Immerhin hoffe ich, hier auf Grund neuer Sammlungen und unter steter Mithilfe der Posener Kaiser-Wilhelms-Bibliothek, sowie der Kgl. Bibliothek zu Berlin, einen geschichtlich begr�ndeten �berblick �ber die Arten und Formen des heut bei uns lebenden Volksr�tsels gegeben zu haben. Die Umst�nde, unter denen ich arbeitete, m�gen es entschuldigen, da� mir manches Wertvolle entging
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oder zu sp�t zu Gesicht kam; die inhaltreiche Darstellung von W. Schultz konnte ich wenigstens noch bei der Korrektur f�r die Anmerkungen verwerten. F�r wertvolle Hinweise und Ratschl�ge bin ich Chr. Bartholomae in Heidelberg, J. Bolte in Berlin, W. Braune in Heidelberg, A. Heusler in Berlin, John Meier in Freiburg i. B., Wilhelm Meyer in G�ttingen, J. Petersen in Frankfurt a. M., C. W. v. Sydow in Lund und R. Wossidlo in Waren zu Dank verpflichtet, und ohne das weitherzige Entgegenkommen des Verlages w�re die Ver�ffentlichung gewi� um Jahre hinausgeschoben worden. Die f�r Zeitschriften u. a. angewandten Abk�rzungen sind dieselben, wie in dem „Reallexikon der germanischen Altertumskunde" von J. Hoops.
Posen.
ROBERT PETSCH.
INHALTS�BERSICHT.
Seite
I. Das Wesen des Il�tsels und seine Vorstufen...... 1
II. Geschichte des R�tsels, besonders in Deutschland .... 11
III. Die �lteren gedruckten Sammlungen deutscher R�tsel . . 45
IV. �berblick �ber die Formen unserer Volksr�tsel.....55
V. Bibliographie des R�tsels..............81
I. Das Wesen des R�tsels und seine Vorstufen.
1. Das Wort „R�tsel", das sich in dieser Form1) erst durch Luthers Sprachgebrauch eingeb�rgert hat, ist eine Ableitung2) von dem Zeitwort „raten"3). Neben der Grundbedeutung dieses Verbums, „f�r etwas sorgen", scheint sich fr�h eine andere entwickelt zu haben;
Die obercl. Formen sind r�tissa, r�tussa, r�tisca, r�tuuga-r�tnussa, r�tnunga usw. (= aenigma, problema, propositio, coniectura u. a.). Nur md. finden wir: „aliain parabolam ad propositionem (ze r�dislen) dedit". Dagegen ist r�disli das as. Wort. Vgl. mhd. rcet(e)sclıe, mnd.r�delse. Das Wort, dem im mnl. ige) rccdsel (aenigma, gryphus, quaestio perplexa, nodosa, intricata, scrupulus usw.), ags. rcedels (englisch riddle) entspricht, dringt ins mhd. verh�ltnism��ig sp�t und mit mancherlei Entstellungen ein, wird dann seit dem 10. Jahrhundert allgemein (radtzall, radtsol usw., bei Luther mit kurzem Vokal retzel). Vgl. die W�rterb�cher von Grimm, Weigand, Hirt, Paul u. a., K�gel PGrundr. II 1 (2. Aufl.), S. 45.
2) Mit dem -1-s-Suffix, das wie in * Anh�ngsel", „H�cksel* u. a. den Gegenstand der Handlung bezeichnet. Vgl. Wilmanns, Deutsche Grammatik II (2. Aufl.), S. 273.
3) Got. rcdan, an. r�pa, ags. r azdan, ahd. r�t an. Vgl. abulg. raditi 'sorgen f�r etwas'. An Urverwandtschaft mit lat. reor denkt Walde, Lat. etymol. W�rterbuch, 2. A., S. 649. Eine andere Bedeutungsentwickelung als die obige gibt H. Paul, Deutsches Wb., 2. A., S. 413. Vgl. im �brigen die etymologischen W�rterb�cher von Kluge, Feist und die angef�hrte Stelle von K�gel.
Petsch, Das deutsche Volksr�tsel. i
denn als „raten" bezeichnet man auch die Kundgebung einer Meinung oder eines Entschlusses auf Grund innerer Sammlung und �berlegung1).
Heut verstehen wir unter einem R�tsel im literarischen Sinne die dichterische Umschreibung eines Gegenstandes nach seinem Aussehen oder seiner Zusammensetzung, seinem Schicksal oder seiner Bewegung; eine Umschreibung, welche die Einbildungskraft des Zuh�rers befruchtet und zugleich verwirrt, seinen Verstand aber entweder in v�llige Ratlosigkeit versetzt oder auf eine falsche F�hrte lenkt2). Diese Bedeutung des Wortes aber hat sich erst allm�hlich herausgebildet und kann nicht �lter sein, als die soeben umschriebene, spielende Bet�tigung der menschlichen Gem�tskr�fte. Wenn wir aber von „historischen" oder „psychologischen R�tseln" reden, so r�hren wir damit an eine �ltere Bedeutung des Wortes; diese h�ngt mit jener abgeleiteten Bedeutung von „raten" noch eng zusammen und weist auf eine ernste Bet�tigung des Geistes hin, der sich um die Aufl�sung dunkler Geheimnisse oder um den tieferen Sinn des Handgreiflichen bem�ht. Solche Bem�hungen aber sind mindestens so alt wie die magische Weltanschauung, d. h., um uns an Beths Erkl�rung zu halten, der Glaube „an eine unsichtbare und nicht darstellbare Kraft, die in der Regel als eine allgemeine empfunden wird und doch zugleich dem Individuum zugeh�rt, sofern sie seinen Schutz ihm ank�ndigt und in seinem Leben ihm
1) Daneben steht in derselben Bedeutung- etwa ahd. lunlial, got. frisalits, an. gdta.
2) Eine Definition zu geben, war meine Absicht nicht. Auch die bisher gegebenen befriedigen nicht. �ltere in der ungen�genden Geschichte des R�tsels v. J. B. Friedreich (1860), � 1. Neuere bei Pitre, S. 18.
atigedeihen l��t, auf da� er sein Leben mit gutem Mute wagen kann" 1). Mag der primitive Mensch an solche allgemeine Kraft oder an pers�nlicher gestaltete D�monen, an G�tter oder endlich an einen Gott glauben, er wird versuchen, im Irdischen den Willen des �berirdischen zu erforschen; je n�her er der Natur steht, je mehr wird sie ihm zur Bilderschrift. Nicht blo� der Traum2), auch die Erlebnisse des Wachens, besonders soweit sie von der allt�glichen Regel abweichen, werden dem suchenden Sinn zu Verk�ndern g�ttlicher Geheimnisse; Wahrnehmung, Beobachtung und Versuch (etwa in der Opferschau) dienen fr�hzeitig als Mittel, der Natur ihre Geheimnisse abzulauschen und selbst das Wort, das in entscheidender Stunde gesprochen wird, gewinnt eine h�here Bedeutung. Kein Wunder, da� sinnbildliche Handlungen3), Geb�rden, Bilder und vor allem Worte als wirkungsvolle Ausdrucksmittel g�ttlicher Lehren und Willens�u�erungen oder als Umh�llungen besonderer Ank�ndigungen und Offenbarungen an die Eingeweihten eines Kultus angewendet werden4).
2. K�nstlerisch geformte Fragen nach kultischen Geheimnissen, vor allem nach der Bedeutung ritueller Br�uche, bildlicher Symbole und heiliger Formeln werden auch in der Urzeit der indogermanischen V�lker, wie anderw�rts, ihre Rolle gespielt haben. F�r die Beurteilung des sp�teren germanischen R�tsels scheint die indische
K. Beth, Religion und Magie bei den Naturv�lkern (1914),
S. 201 f.
2) Die Bedeutung des Traumes f�r die R�tselbildung hat Bonus doch wohl �bersch�tzt.
3) Vgl. etwa Jerem. c. 19.
4) Vgl. Matth. 13f V. 10 ff.
Sitte des R�tselstellens im Brahmodyaml) bedeutsam, d. h. die Erkl�rung der Opfersymbolik durch Fragen und Antworten, die sich denn weiterhin auf religi�se und moralische Vorstellungen aller Art bezogen und in kleinen Gruppen zu vieren zusammengefa�t wurden. Einige Reste solcher „katechetischer Fragen"2) sind im Rigveda, B. I 164, mit einer �berw�ltigenden F�lle spitzfindiger und im ganzen unanschaulicher Probleme aus der Religion, Philosophie, Naturwissenschaft und selbst Poetik vereinigt, wie sie die Brahmanen einander vorlegten, um ihre Weisheit leuchten zu lassen: da stehen Wissens- und Scharfsinnsproben neben einander, die alle noch keine R�tsel, aber in der Entwicklung zu solchen begriffen sind.
Blicken wir von hier aus auf die �ltesten Belege des Wortes „R�tsel" und seiner Verwandten in den germanischen Sprachen, insbesondere etwa auf die Glo�en zur�ck, so werden wir auf eine ganze Reihe der erw�hnten magischen oder religi�sen Bet�tigungen hingef�hrt; neben „vermuten", „meinen" und dergleichen bezeichnet das Zeitwort „raten" und seine Ableitungen im Deutschen, Englischen und Nordischen auch die Aufl�-
1) Haug, Vedische R�tselfragen und R�tselspr�che, M�nchener Sitzungsberichte 1875, Bd. II, S. 457 ff. W. Wilmanns, Einige Spr�che Reinmars von Zweter und das Tragemundslied, ZfdA., Bd. XX, S. 250 ff. Wie mir Chr. Bartholomae freundlichst mitteilt, hei�t Brahmodyam an sich nur „theologische Unterhaltung �ber das Brahman." pravalhah und seine Verwandten, die ebenfalls im Sinne von „raten14 verwandt werden, bedeuten von Hause aus „auf die Probe stellen" u. �. Jedenfalls scheint die altindische Sprache und Literatur das R�tsel nur als Wissens- und Scharfsinnsprobe zu kennen. Vergl. auch Schultz, Sp. 74.
2) Vgl. auch Lessmann bei Schultz, Sp. 65—78.
sung schwieriger Fragen, die Auslegung von Prophezeiungen und besonders die Deutung von Tr�umen. Auch die Schrift des Engels an der Wand von Belsazers Palast soll „erraten" werden, wie eine Art Bilderschrift1).
Wie die Bedeutungsentwicklung des Wortes „raten" im Englischen zeigt (to read) d�rfte auch die Kunst des Lesens von Hause aus als Deutung von Zeichen aufgefa�t worden sein; darauf scheint mir auch die Schilderung des germanischen Losverfahrens bei Tacitus hinzuweisen. Wenigstens m�chte ich in den 'notae, die in St�bchen aus buchenem u. a. Holz eingeritzt wurden, keine buch-stabeu�hnlichen „Runen" im gew�hnlichen Sinn des Wortes sehen. Vielmehr handelt es sich doch wohl um geometrische Zeichen, deren jedes einen wichtigen Begriff aus dem geistigen Vorrat des Germanen bedeutete, aber auch auf die n�chstverwandten Begriffe bezogen werden konnte. Der weissagende Priester oder Hausvater nahm nach Erledigung gewisser religi�ser Zeremonien drei von den St�bchen auf, die auf ein Tuch gesch�ttet worden waren und deren jedes sein besonderes Zeichen trug. Damit hatte er gleichsam drei Begriffe zur Hand, die es aber zu verbinden und auf den vorliegenden Fall anzuwenden galt — ein Verfahren, das dem heutigen „Kartenlegen" wenigstens �hnlich war2).
1) Belege bei K�gel, PGrundr. II (2. Aufl.), S. 45 f. �ber Bilderr�tsel vergl. auch Schultz, Sp. 106 f.
2) Tac. Germ., c. 10. Vgl. R. v. Liliencron und K. M�llenhoff, Zur Runenlehre, Halle 1852. M�llenhoff, D. A. IV, S. 222 ff. Mogk, �ber Los, Zauber und Weissagung bei den Germanen in den „Kleinen Beitr�gen zur Geschichte14, Leipzig 1894, S. 81 ff. Sievers in PGrundr., Bd. I (2. Aufl.\ S. 249. R. Petsch, Zeichenrunen, ZfdUnt., Bd. XXXI.
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3. Wir brauchen nicht mehr mit Liliencron anzunehmen, da� die Verbindung der Begriffe beim Losen nach Art der nordischen „Kenningar" *) vollzogen wurde; aber wir m�ssen uns erinnern, da� solche r�tselhaften Umschreibungen nicht etwa blo� dem Norden eignen; sie haben in der griechischen Dichtung zeitweilig �berhand genommen, bl�hen in den mittellateinischen Gespr�chb�chlein und haben nur in Skandinavien ihre so zu sagen klassische Form gefunden.
Da hat sich jener Stil herausgebildet, „in dem die Dinge so wenig wie m�glich mit ihren eigenen Namen genannt werden, und in dem vor allem ein Zusammenhang mit der Mythenwelt auf den ganzen Bericht Glanz werfen soll; da hei�t z. B. das Gift der 'Trank der Wolsunge', weil der Wolsung Sinfjotli durch Gift umkam"2). Hier verr�t sich noch der Zusammenhang mit mythologischem Ged�chtniskram, der aber bald nicht mehr religi�sen Zwecken, sondern freierer, mehr spielender, dichterischer Bet�tigung des Geistes diente.
So ist es denn auch nicht ausgeschlossen (obwohl wir daf�r keinerlei unmittelbare Zeugnisse besitzen), da� die mythologischen und besonders kosmogonischen Strophen, die wir als einzelne Merkverse oder als Bausteine gr��erer Gebilde zumal im Norden kennen lernen, urspr�nglich von den Priestern bei rituellen Handlungen verwendet wurden3) und nach der Art von Katechismen in Reihen von Fragen und Antworten daherschritten. Denn anders als
') Vgl. Schultz, Sp. 108 ff.
2) Vgl. A. Olrik, Nordisches Geistesleben, deutsch von Ranisch, Heidelberg 1908, S. 115 f. ZdVfVolksk. XVI, S. 9 f.
3) Vgl. A. Heusler bei Hoops, Reallexikon der germ. Altertumskunde, Abschnitt „Dichtung" (Bd. II, S. 450 f).
aus solchen Gebilden, die dann sp�terhin mehr spielenden Einkleidungen �berlegenen Wissens Platz machen mu�ten, k�nnen wir uns kaum die Entstehung der sogenannten „R�tsellieder" der Edda erkl�ren. Weder in den Liedern von Alvis und Vafthrudnir noch in verwandten Gedichten haben wir eigentliche R�tsel vor uns; nicht einmal von echtem Volksglauben ist die Rede1), sondern von spitzfindigen Mythologemen und vor allem von verborgenen Namen; und am Schlu� der Vafthrudnir-Geschichte steht eine rechte „Halsl�sungs-Frage", die nur der Fragende selbst beantworten kann. In allen diesen F�llen �berwiegt die Befriedigung �ber das eigne Wissen und den eigenen Scharfsinn noch bei weitem die Lust am Raten; sie alle sind nach ihrem Inhalt noch dem Zauberspruch und der Liturgie mit ihrer Neigung zur symbolischen und allegorischen Auffassung der Gegenst�nde, in ihrem scharf gespitzten Ausdruck aber dem Sprichwort verwandter als dem R�tsel im eigentlichen Sinne, das eine freiere, humoristische Stellung zu den „schwierigen Fragen" einnimmt. Das R�tsel im eigentlichen Sinne l�st entweder den Ernst des Sinnens und Gr�belns �ber die L�sung in ein geistreiches Spiel oder gar in kecken Scherz auf — dann haben wir es mehr mit „unwirklichen R�tseln" zu tun; oder es regt wenigstens die Einbildungskraft st�rker an als den Verstand und vermittelt uns eine stimmungsschwere, dichterische Anschauung, die auch nach der „L�sung" des R�tsels noch bestehen bleibt: das ist das „wirkliche R�tsel", das sich bei allen Kulturv�lkern aus den bisher besprochenen „Vorstufen" irgendwie entwickelt zu haben scheint.
Vgl. E. Mogk, PGrundr., Bd. II (2. Aufl.), S. 583 f. u. 597 f. Schultz, Sp. 70.
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4. Alle bisher gestreiften, r�tsel�hnlichen Gebilde kommen in buntem Durcheinander in den bekannten „R�tselm�rchen" vor1); sie erz�hlen von der L�sung schwieriger Fragen und Aufgaben, bei denen das Leben oder doch das Gl�ck zum Pf�nde steht, oder von klugen und in sich vielleicht wieder r�tselhaften Ausspr�chen und Handlungen, die das Gl�ck eines Menschen ausmachen. Solche M�rchen sind fr�hzeitig von Osten her nach Europa gedrungen, haben sich in Griechenland ausgebildet und sind auch bald zu den germanischen St�mmen gekommen. Sie spiegeln in ihrer Art alte, ernstere Wettk�mpfe des Geistes, bei denen m�glicherweise Land und Leute, Krone und Leben eines K�nigs zum mindesten aber das Ansehen eines Weisen auf dem Spiel stehen mochte. Wir erw�hnen hier nur einige Hauptformen. Da ist die sch�ne K�nigstochter, die ihren Freiern schwierige Proben auferlegt; unsere Brunhild mi�t sich mit ihnen im Kampfe, die �stliche Turandot legt ihnen R�tsel vor und wird endlich selbst nach dem Namen des Bewerbers gefragt2). Das ist denn wieder eine jener Fragen, die nur der Frager selbst beantworten kann, gleich dem R�tsel des Simson ; man erz�hlt in einer andern Gruppe von Geschichten, da� sich Verbrecher durch solche R�tsel, die sie ihren Richtern aufgaben, vom Tode befreit h�tten, und nennt sie darum „Halsl�sungsfragen1Wieder in andern Sagen
*) Vgl. auch Schultz, Sp. 69 ff.
2) Vgl. Grimm, Kinder- und Hausm�rchen, Nr. 22 (�Das R�tsel*) mit den reichen Nachweisen bei J. Bolte und G. Foli'vka, Anmerkungen zu den Kinder- und Hausm�rchen, Bd. I (1913). S. 188 ff. Aarne, Verzeichnis der M�rchentypen (Helsingfors 1910), Nr. 851. Schultz, Sp. 80 f.
3> Judic. c. 14. Vgl. Schultz, Sp. 124.
wird erz�hlt, da� ein D�mon �berwunden wird, wenn man seinen Namen err�t 1)t und es ist nicht ausgeschlossen, da� die griechische Sphinxsage urspr�nglich in diesem Sinne verlief2). Lustiger sind die Erz�hlungen von dem klugen Naturkinde, das die Gelehrten oder Hochstehenden durch seine Klugheit besch�mt: da ist das Hirtenb�bchen, das auf anscheinend unl�sbare Fragen weise Antworten gibt, die zum Teil wiederum Unm�gliches verlangen3); oder die kluge Bauerntochter, die endlich K�nigin wird. Dieses M�rchen geht uns hier am n�chsten an, weil es im germanischen Norden verh�ltnism��ig fr�h eine literarische Bearbeitung gefunden hat. Von Eagnar Lodbrok erz�hlt die isl�ndische Saga, wie er Sigurds Tochter Aslaug, die unter dem Namen Kraka einem Bauern dient und die ihn durch ihre Sch�nheit �berrascht, auf die Probe stellt. Er verlangt von ihr, sie solle zu ihm kommen „gekleidet und ungekleidet, gegessen und ungegessen, nicht einsam und doch ohne Begleitung". Sie kommt, in ein Fischgarn gewickelt, mit ihrem Hunde und bei�t in ein wenig Lauch, soda� man den Geruch empfindet. Das ist ein weit verbreiteter M�rchenstoff, der aber meist eine heitere Schlu�wendung
*) Vgl. das M�rchen vom „Rumpelstilzchen", Grimm, Nr. 55, Bolte-Polivka, Bd. I, S. 490 ff. Aarne, Nr. 500.
2) Unsere literarischen Quellen kennen aber, soweit sie das R�tsel der Sphinx �berhaupt erw�hnen, nur dasjenige vom Menschen. Vgl. Ilberg, Roschers Lexikon, Bd. IV, bes. Sp. 1366 ff. Nach H�sing (bei Schultz, Sp. 64) w�re die urspr�ngliche L�sung „der Mond" gewesen.
3) Vgl. „Das Hirtenb�blein�, Grimm Nr. 152, Aarne Nr. 921. In Deutschland zuerst im „Pfaffen Ameis" des Strickers. Nabe verwandt damit die Geschichte vom „Kaiser und Abtff, Aarne, Nr. 922, Wossidlo Nr. 987 und 990. Plutarchs Gastmahl der 7 Weisen, Kap. 8 ff. R. Schevill, Some forms of the riddle question (1011). Schultz, Sp. 110 f.
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zeigt: (1er K�nig heiratet das M�dchen, das oft wirklich aus niederem Stande kommt, verst��t sie sp�ter wegen ihres Ungehorsams, wird aber durch eine ihrer Listen zuletzt mit ihr vers�hnt1). R�tselfragen, schwierige Aufgaben und wunderbare Handlungen, die von der Klugheit des T�ters zeugen, gehen hier wie in den �stlichen und abendl�ndischen Sagen von der K�nigin von Saba durcheinander2). Die Entwicklung all dieser Stoffe zeigt, zumal bei den Kulturv�lkern Europas, durchweg die Neigung, die Klugheitsproben, die urspr�nglich als Mittel zu anderm Zweck dienten, um ihrer selbst willen zu pflegen, dann aber das freie Spiel des Verstandes und der Einbildungskraft in den blo�en Scherz mit dem Verst�nde oder in Spott �ber die Weisheit zu verwandeln. Bezeichnend f�r den ganzen Proze� ist die Geschichte der Salomosage, wo allm�hlich an die Stelle uralter, gewichtiger Er�rterungen zwischen dem K�nig und seinen Geistern3) der ungleiche Kampf zwischen dem Weisen und dem schlagfertigen R�pel Markolf trat. Da wird dann nach Vogts treffender Darstellung „das Ideale durch das Gemeine, das Erhabne durch das L�cherliche �bertrumpft." Dagegen haben sich die eigentlichen Klugheitsgeschichten, die der Osten so liebt,
M Grimin, Nr. 94. Ragnar Lodbrokssaga: Fornaldar soğur 1,181. Uhland, Abhandlung zu den Volksliedern, Neudruck von Fischer, S. 160 f. Aarne, Nr. 875, Wossidlo Nr. 988, Feilberg, Gaader, S. 10 ff., 24 ff.
2) Vgl. W. Hertz, Die R�tsel der K�nigin von Saba. Gesammelte Abhandlungen (1905) S. 413 ff. Schultz, Sp. 124.
3) Noch in der angels�chsischen Gespr�chsdichtung unterredet sich Salomo mit „Saturn", der jedenfalls an die Stelle eines Geisterf�rsten getreten ist. Vgl. Kemble, The Dialogue of Salomon and Saturnus. London, 1848. Vogt in PGrundr. III (2. Aufl.), 32 und J. Jantzen, Geschichte des deutschen Streitgedichts im Mittelalter (Breslau 1900 = Germanistische Abhandlungen 13), S. 80.
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bei uns nicht einzuf�hren oder doch nicht zu erhalten vermocht; nur das moderne Kunstm�rchen hat sie wiederbelebt, aber Hauffs h�bsche Geschichte von „Abner dem Juden, der nichts gesehen hat" ist nie ins Volk gedrungen und hat, soviel ich sehe, in unserm volkst�mlichen M�rchenschatz so gut wie keine Verwandten Alle diese Gattungen haben zum eigentlichen Volksr�tsel im engeren Sinn nur sehr mittelbare Beziehungen.
II. Geschichte des R�tsels, besonders in Deutschland.
5. Das R�tsel im engeren Sinne aber, das einen Gegenstand in erschrecklicher oder verwunderlicher, Mitleid oder Ekel erregender, lockender oder absto�ender Weise schildert, kurz das eine von starker Stimmung erf�llte Anschauung vermittelt, dies R�tsel ringt nach k�nstlerischer Formung. Das Hinstreben zur L�sung und das Wiederzur�ckziehen, das Ernstnehmen und Zumbestenhaben, dies stete Schwingen und Schwanken zwischen entgegen-
1) Immerhin vergleiche Wossidlo Nr. 985. R�tselanekdoten von wunderbarem Sp�rsinn hat schon das germanische Altertum gekannt. Vgl. in der Hervararsaga: „10 hat es Zungen, 20 Arme, 40 Beine, rasch bewegt sich das Wunder": Eine Sau mit 9 Jungen im Leibe. Daraus entwickeln sich dann R�tsel in mythologischer Form, wie „Ro� und Reiter*, in der Hervararsaga: Odin und SIeipnir. Dagegen haben sich die im Orient so beliebten und so reich entfalteten M�rchen von Leuten mit wunderbarem Sp�rsinn (die Vorl�ufer der Detektiv-Romane!) in Europa und vor allem auf germanischem Boden nicht recht einb�rgern wollen. Ganz vereinzelt steht in dieser Hinsicht die „M�rchenepisode in der Amlethsage" bei Saxo Gram-maticus, III, S. 93 (Holder) und ein j�tisches M�rchen von drei Studenten bei Kristensen, Tyske Folkeminder Bd. VII, Nr. 20; jetzt deutsch bei Klara Stroebe, Nordische Volksm�rchen, I. Teil (1915), S. 168 ff. Vgl. A. Olrik, ZdVfVk. Bd. II, S. 119 ff. und v. d. Leyen, Das M�rchen in den G�ttersagen der Edda (1899), S. 71 ff-
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gesetzten Polen bringt jenen Rhythmus mit sich, der f�r die innere Form des R�tsels so bezeichnend ist. Es war nicht leicht, eine entsprechende �u�ere Form zu finden. Zun�chst steht ja das R�tsel, kraft seiner eigent�mlichen Richtung auf den Verstand des Zuh�rers, unverkennbar dem Sprichwort nahe und hat von ihm eine Reihe von Formelementen �bernommen: vor allem die Neigung zur gegens�tzlichen Zuspitzung, zur Verlebendigung des Unbelebten und zur bildlichen, am liebsten allegorischen Auffassung seines Gegenstandes, wozu ja auch manche der erw�hnten „Vorstufen" schon neigten. Die �ltesten aus Deutschland �berlieferten R�tsel in lateinischer Form, die zum Teil wenigstens aus deutschen R�tseln �bersetzt sind1), geben daf�r ganz ausgezeichnete Beispiele: „Video et tollo; si vidissem, non tulissem". Oder: „Portat animam et non habet animam; non ambulat super terram neque in caelo".
6. Auf die Dauer konnte diese knappe, gnomische Ausdrucksweise nicht mehr gen�gen; sie �berwiegt bezeichnender Weise bei allen primitiven, ja bei vielen Halbkulturv�lkern, die sich nicht zu einer freien, humoristischen Auffassung der Welt erheben konnten. Bei den germanischen und romanischen V�lkern hat das R�tsel immer nach strophischer Durchbildung gestrebt und den Anschlu� an andere Gattungen gesucht, die ihm nach seiner Vorgeschichte oder nach seinem eigentlichen Ethos nahe verwandt waren. Sicherlich sind hier, wie immer, Einzelne vorangegangen. Die Formen des R�tsels sind so wenig durch Zufall oder durch den Instinkt der Massen zustande gekommen, als die des Liedes, des M�rchens u. a. Bei der Aufnahme, Auswahl,
l) MSD.8 Nr. VII. Vgl. Petsch, PBBtr. XLf, S. 332ff.
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Umschmelzung usw. m�gen gesellschaftliche Kr�fte mitwirken, aber den ersten Schritt haben immer einzelne Pers�nlichkeiten getan, und sie haben ihren Sch�pfungen ihres Geistes Stempel aufgedr�ckt, auch wenn ihre Namen nicht �berliefert sind.
7. Ohne kr�ftige R�ckwirkung auf die lebendige Volksdichtung bleiben nat�rlich solche Dichter, die wohl einzelne Stoffe vom volkst�mlichen R�tsel hernahmen, im �brigen aber nach Gehalt und Stoff und vor allem nach der Seite der Form rein literarischen Vorbildern verpflichtet blieben. Die Beziehungen zwischen den fpı<poı der Griechen (und besonders der Byzantiner!) und den R�tseln der Lateiner harren noch genauerer Erforschung. Unter den letzteren ist von der vergleichenden R�tselforschung besonders h�ufig die in die Form einer Unterhaltung beim Gastmahl gekleidete Sammlung des Caelius Firmianus Symphosius herangezogen wordenl). Dieser Ausoniussch�ler lebte im 4. und 5. Jahrhundert und schrieb 100 R�tsel2) in Strophen von je drei Hexametern zusammen, einer eint�nigen Form, die dem Inhalt notwendig Gewalt antun mu�te. H�ufig benutzt er volkst�mliche Vorbilder3), nimmt ihnen aber auch oft genug ihren frischen Reiz durch die Streckung der Glieder und vor allem durch eine Unmenge von mythologischen Anspielungen, unter denen seine eigenen Gedanken fast ersticken.
Auf germanischem Boden sind dann lateinische R�tsel in metrischer Form unter derselben Doppelwirkung volkst�mlicher und gelehrter Muster fr�hzeitig
*) Zum folgenden vgl. auch Schultz, Sp. 118 ff.
2) Ausgaben bei Friedreich, S. 187 ff. (u. a. bei Reusner).
3) ZB. im R�tsel vom Fisch im Netz, vgl. R. Petsch, ZdVfVk., Bd. XVI, S. 1 ff.
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entstanden und besonders bei den Angelsachsen scheint diese Dichtungsart im 7. und 8. Jahrhundert gebl�ht zu haben1). Von vorbildlicher Bedeutung f�r die Folgezeit war die uns anscheinend nicht vollst�ndig erhaltene R�tselsammlung des Aldhelm, der von 640 bis 709 Bischof von Sherborne war und in hexametrischen Gebilden von vier und mehr Zeilen R�tsel �ber die verschiedensten Naturerscheinungen, aber auch �ber den B�cherschrank und �ber abstrakte Dinge wie das Schicksal verfa�te. Auch bei ihm finden wir, etwa im R�tsel vom Hahn oder von der Schreibfeder, einige Z�ge, die uns aus dem Volksr�tsel bekannt sind, aber sie sind noch mehr als bei Symphosius von allerhand K�nsteleien �berwuchert. Je l�nger je mehr scheint sich der Dichter von seinen volkst�mlichen Vorlagen entfernt zu haben. Ihm und nicht dem Volksmund folgten diejenigen, die nach ihm kamen, wie Tatwine, der Erzbischof von Canterbury (701—34), nur da� allm�hlich das christliche Element noch mehr �berhand nahm. Dagegen lehnen sich die beiden Reihen angels�chsischer R�tsel2), die in der Exeterhandschrift �berliefert sind, viel st�rker an den h�fisch-epischen Stil an Hier ist in der 2. H�lfte des 8. Jahrhunderts zum ersten "Male auf germanischem Boden ein Ausgleich zwischen volkst�mlichen R�tselstoffen und einheimischen Formen der Kunstdichtung versucht worden. Freilich sind bei weitem nicht alle diese Dichtungen auf dem Boden des Volksr�tsels erwachsen, vielmehr hat man
1) Vgl. zum folgenden A. Brandl, PGrundr. II, 1. (2. Aufl.), S. 969-72.
2) Au�er Brandl vgl. jetzt besonders F. Loewenthal, S. 14ff., wo auch die �ltere Literatur angegeben ist.
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ebenso wie in der lateinischen Poesie den neuen Stil und die neue Form auch auf frei gew�hlte, im Gesichtskreis des Dichters liegende Gegenst�nde angewandt. Verschiedene H�nde sind hier an der Arbeit gewesen: neben saftigen Zweideutigkeiten stehen erbauliche Kl�nge und langwierige Beschreibungen ohne Anschaulichkeit, ja lyrische Gedichte haben sich herverirrt. Nat�rlich fehlen auch Ankl�nge an Symphosius, Aldhelm und die dem Beda zugeschriebenen R�tsel nicht, und gelegentlich begegnet auch wohl ein schwieriges Verwandtschaftsr�tsel („Lots T�chter"), das schon auf die „Joca Monachorum" (s. u.) hinweist. Zahlenscherze und Buchstabenr�tsel f�hren ganz aus dem Gebiet der volkst�mlichen Dichtung zu mehr m�nchischen Spielereien hin�ber. Dennoch weist der Ton der ganzen Sammlung auf das Heldenepos, auch wohl auf die h�fische Naturlyrik und die Elegie, besonders auf das Erinnerungs- und R�ckblicksgedicht hin. Hier und da aber finden wir auch Ans�tze zu einem eignen, dem Gegenstande wirklich angemessenen Stil. Um das eigentliche R�tsel als Kern werden gewisse Rahmenelemente gelegt, vor allem die Aufforderung zum Raten, die immer am Schlu� steht und mit einer neckischen Betonung der Schwierigkeit der Aufgabe verbunden sein kann. Das liegt in der Natur der Sache, mag aber auch durch die R�tselm�rchen und -sagen nahegelegt worden sein. Wichtiger sind gewisse Eingangsformeln, wie „ich sah, ich wei�, ich erfuhr" (■gefrwgn), die auf Ungew�hnliches hindeuten und durch entsprechende Zus�tze (lc wiht geseah wundorlice und dergl.) noch eindringlicher gestaltet werden. Das erinnert uns denn lebhaft an den Anfang des Wessobrunner Gebets und weiterhin an die magische Kleindichtung der Germanen
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mit ihrer Verbindung von knappem, eindrucksvollem, stilisiertem Bericht und wirkungskr�ftiger Formel.
8. Auf die schwere und wichtige Frage der Entstehung des volkst�mlichen R�tselstils f�llt hier einiges Licht, und bei den verschiedensten Kulturv�lkern d�rfte es �hnlich hergegangen sein, denn �berall lagen gewisse heidnische Dichtungsarten der eben bezeichneten Art vor, und �berall wirkten die eigentlich mittelalterlichen Literaturformen irgendwie bestimmend mit ein. Es ist freilich kaum anzunehmen, da� unmittelbar aus den ernsten Zauber- oder Segensformeln die neue, humoristische Formenwelt des R�tsels entwickelt worden w�re. Aber jene altheiligen Formeln waren selber schon der Parodie verfallen, besonders in Gestalt der „L�gendichtung", die dann wieder das R�tsel befruchtete.
Diese Zusammenh�nge werden aus der Entstehungsgeschichte eines der verbreitetsten europ�ischen Volksr�tsel klar, das uns zuerst in der Reichenauer ^ Sammlung in lateinischer Form �berliefert ist, und das
W man vergeblich in deutsche Stabreimverse zur�ckzu-
�bersetzen versucht hat. Es ist klar, da� das R�tsel vom „Vogel federlos" in Zusammenhang mit uralten Zauberspr�chen steht, die uns der Leibarzt Theodosius des Gro�en, Marcellus von Bordeauxin verschiedenen
1) MS D 3 Nr. VII, 4 mit den Anmerkungen. Dazu R. Petsch in PBBeitr., Bd. XLI, S. 332 ff. Vgl. auch Schultz, Sp. G8. Den engen Zusammenhang zwischen dem R�tsel und �lteren, magischen Formeln zeigt die aus Carpzo v, Practica nova (ed. VI 1670 Bd. I, S. 342) �fters abgedruckte Hexenzauberformel (vgl. E. Schmidt, Weimarer Goetheausgabe, Bd. XLIV, S. 297f.): „Im Thuine stehet die Rosenblume, sie ist weder braun noch fahl, so m�ssen die Huff-dinger zersteuben und zerfahren und kommen der N. N. in dc6 Teuffels Nahmen an." Damit vgl. etwa Wossidlo, Nr. 31: „To Wittenberg in'n doom dor steit 'ne g�le bloom* usw. (Das Ei).

Formen oder Anwendungen �berliefert hat. Immer handelt es sich hier darum, die Wiederkehr der Krankheit als ein Ding der Unm�glichkeit darzustellen, was durch verschiedene, in sich selbst widerspruchsvolle und darum unm�gliche Naturvorg�nge verdeutlicht wird: „Es fiel (etwas) vom Himmel, das fanden die Hirten, kochten es ohne Feuer, a�en es ohne Mund ... y ebensowenig wie das geschehen kann, soll die Krankheit wiederkehren". Spr�che dieser Art waren durch die Zusammenstellung gegens�tzlicher Bestimmungen von vornherein mit den �ltesten sprichwort�hnlichen R�tseln verwandt; sie haben aber zun�chst Nachahmungen von bestimmter Art erfahren, die dann wieder zu Dichtungen von „eitel unm�glichen Dingen" erweitert, sp�ter auch in dialogischer Form ausgef�hrt wurden und sich endlich mit R�tselgebilden wie dem „Kranzsingen" vermischten. Da handelt es sich meist um unl�sbare Aufgaben, wie schon in einem •lateinischen Gedicht des Walafried Strabo (f849 als Abt von Reichenau), das „Similitudo impossibilium" �berschrieben ist und einerseits auf antike Vorbilder,
andrerseits wohl auf volkst�mliche Wurzeln zur�ckweist:
„ Albentes capiat corvos, cignosque nigrantes" usw.1).
*) Virgil gebraucht z. 13. in seinen Eklogen verschiedentlich (I., 60ff., III., 90 f., VIII., 26ff., 52ff.) volksm��ige Wendungen zur Bezeichnung des Unm�glichen, die lebhaft an sprichw�rtliche Redensarten erinnern („eher wird der Hirsch fliegen", �das hei�t den Bock melken14, „n�chstens gehen die Gemsen mit den Hunden zur Tr�nke" u. a.). Nicht zuf�llig werden wieder solche Umschreibungen Hirten in den Mund gelegt. Lehrhafter Poesie sind sie von jeher eigen und auch im Neuen Testament belegt (z. B. Luk. XVIII, v. 25), soda� vielleicht auch Zusammenh�nge mit religi�ser Dichtung leicht herzustellen w�ren. Vgl. Uhland, Abhandlung zu den Volksliedern (Neudruck von H. Fischer), Buch III, Anmerkung 170, wie �berhaupt der ganze Abschnitt von Uhlands Abhandlung hier in Betracht kommt.
Petsch, Das deutsche Volksr�tsel.
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In deutscher Sprache ist uns ein "Beispiel aus ziemlich sp�ter Zeit �berliefert, doch hat es sicher im Volksmunde viel �ltere, �hnliche St�cke gegeben, wie jene Reime „von l�genen", die in der Stra�burger Handschrift dicht neben dem „Traugemundliede" standen, und die so bezeichnend anfangen:
„Ich sach eins mols in der �ffen zit An einem deine side vaden Rome und latrone tragen Und einen fuozelosen man Louffen f�r ein snelles pfert" usw.1)
Da nun auch das R�tsel scheinbar Unm�gliches zusammenstellt, so konnte es leicht mit den Zauberformeln und ihren komischen Nachdichtungen in Austausch treten und deren Formen sich aneignen. So hat denn ein uns unbekannter Dichter in lateinischer Sprache das R�tsel vom „Vogel federlos" geformt, das bald auch in den Volkssprachen weite Verbreitung fand und m�glicherweise auch andere R�tsel nach sich gezogen haben d�rfte.
9. Ehe wir aber zu der lateinischen Literatur zur�ckkehren, haben wir eines der merkw�rdigsten nordischen Denkm�ler zu erw�hnen, das wieder einen neuen Versuch darstellt, dem in der Prosaform nur k�mmerlich sein Dasein fristenden R�tsel durch eine poetische Einkleidung zu reicherem Leben zu verhelfen. F�r diese neue Form gaben nun im Norden die Fragegedichte der Edda willkommene Muster und vor allem einen Rahmen her, in den sich m�ndlich umlaufende R�tsel nach
l) H. M�ller, Sammlung deutscher Gedichte aus dem 12., 13. und 14. Jahrhundert, Bd. ITI, S. 14. �ber den Zusammenhang dos
R�tsels mit der „unl�sbaren Aufgabe11 und der L�gendichtung vgl. Schultz, Sp. 66 ff. 76 f.
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zweckm��iger Umformung bequem einpassen lie�en. Denn da� die R�tsel der Hervararsaga von Hause aus isl�ndische Volksr�tsel sind, d�rfte A. Heusler1) zur Gen�ge bewiesen haben. Die Einkleidung des Frage- und Antwortspiels zwischen Odin und dem K�nig Heidrek selbst ist zusammengesetzt aus eddischen Formen in der Art des Alvisliedes und einer rechten, volks-m��igen „Halsl�sungsgeschichte". Ein schuldiger Mann, Gestumblindi genannt, kann sich von der Strafe loskaufen, wenn er dem K�nig ein unl�sbares R�tsel aufgibt. Er steckt sich hinter den m�chtigen Gott, dessen R�tsel aber der K�nig alle err�t; da fragt der Fremde endlich, nach dem Vorbild des Vafthrudnisliedes, was Odin dem Baidur auf dem Scheiterhaufen ins Ohr gefl�stert habe, und der K�nig sieht nun, mit wem er sich gemessen hat.
Obwohl die R�tsel dieser 'Getspeki' in strophische Form gekleidet sind (die Antworten sind �brigens noch in Prosa!), weisen sie doch in ihrer stilistischen Ausgestaltung �berraschende �hnlichkeiten mit unsern Volksr�tseln auf. Neben einigen *Halsl�sungen", Wortspielen und dergl. finden wir eine gr��ere Anzahl von Sachr�tseln, deren Kern der mythischen Belebung des Unbelebten zumeist noch recht nahe steht; unter ilmen das ehrw�rdige Kuhr�tsel, das eine weitverzweigte Verwandtschaft in den europ�ischen Sprachen aufzuweisen hat, w�hrend Parallelen zu den andern R�tseln seltener sind — ein Beweis, da� unser Bestand an Volksr�tseln sich dem Stoffe nach st�rker gewandelt hat, als
l) Die altnordischen R�tsel, ZdVfVk. Bd. XI, S. 717ff. Beste Ausgabe der „Heiitreks gatur" in den „Eddica minora* von A. Heusler und W. Ttanisch (1003), S. 106—120.
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der Form nach. Manche dieser andern R�tsel zeigen aber auch schon jene „Rahmenelemente", die wir bereits bei den Angelsachsen vorfanden, und deren schwache Spuren auch bei den Lateinern auftauchten, in reicherer Entwicklung. Gelegentlich vernehmen wir noch den erhabenen Ton der Heldendichtung, auf der andern Seite stehen auch hier obsz�ne Zweideutigkeiten, allenthalben aber herrscht die Zuspitzung zur Gnome und die straffe Gliederung, die das Gegens�tzliche nur um so sch�rfer hervorhebt. Es sind echte, volksm��ige R�tsel, eingekleidet in die Anschauungen und die Formen der Yikingerzeit*).
In eine noch fr�here Zeit aber und auf die indischen Opferfragen weist, zum mindesten in formaler Hinsicht, eine kleine Gruppe von Viererfragen zur�ck, von der wir fe sp�ter bei Gelegenheit des Traugemundsliedes zu sprechen
haben werden. Das R�tsel lautet:
„Wer bewohnt hohe Berge? Wer f�llt in tiefe T�ler? Wer lebt ohne Atem? Wer schweigt niemals?'4 Darauf erfolgt die Antwort: „Der Rabe haust auf
Hier wird denn auch der Zusammenhang zwischen R�tsel und Kenning besonders klar. Vgl. die Halsl�sungsfrage vom Enten-nest im Tiersch�del:
„Gar sehr war vor Zeiten Die Nasengans herangewachsen, Die Kindergierige, die trug Zimmerholz zusammen (baute ihr Nest); Es schirmten sie
Die strohbei�enden Schwerter (Kiefern),
Dazu lag des Trankes
Dr�hnfelsen (Gaumendach) dar�ber44.
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hohen Bergen, und der Tau f�llt immerfort in tiefe T�ler, der Fisch lebt ohne Atem und der rauschende Wasserfall schweigt nimmermehr" 1).
10. So waren in lateinischer wie in der Volkssprache gewisse Formen f�r die neue Gattung geschaffen, als eine weitere, kr�ftigere Zufuhr von R�tselstoffen erfolgte, die sich freilich nur teilweise in jene poetischen Formen einkleiden lie�en. Wir sehen durch die Literatur des Mittelalters eine Art von belehrenden Dialogen in breitem Strom daherflie�en, der augenscheinlich aus heidnischen und christlichen Quellen gespeist worden war. Vielleicht hat. sich die christliche Kirche, gleich andern Kulten des Ostens, fr�hzeitig einer Taufkatechese in Fragen und Antworten bedient, welche die Bekanntschaft des T�uflings mit den Lehren des Glaubens und den Grundtatsachen der heiligen Geschichte erweisen sollte. Doch w�re daraus sicherlich keine besondere Literaturgattung erwachsen ohne starke Einwirkung des antiken Dialogs in seinen letzten Ausl�ufern; war doch in den H�nden der R�mer von dem fast dramatischen Kunstwerk Piatons nicht viel mehr �brig geblieben als ein Gef�� trockener Lehrhaftigkeit oder blendender Spitzfindigkeit, eben ein — Lehrkatechismus. So entstanden jene Schriften2), die wir mit einem zusammenfassenden Ausdruck als „Eluci-darien" bezeichnen und die das eigentlich religi�se Wissen reichlich mit weltlicher Geschichte und andrer Weisheit durchsetzen, die auch nicht blo� der Belehrung, sondern ebenso der �bung des Scharfsinns dienen wollen. Die verschiedenartige Herkunft erkl�rt es, da� sie teils einfach Fragen und Antworten in loser Anordnung auf-
1) Heusler-Ranisch, S. 108 f.. Nr. 7.
2) Vgl. R. Hirzel, Der Dialog*, Bd. II, S. 362 381 ff.
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marschieren lassen, teils in die Form wirklicher Gespr�che zwischen geschichtlichen Pers�nlichkeiten, etwa zwischen Kaiser Hadrian und dem Philosophen Epiktet, gekleidet sind, teils endlich Verbindungen mit den fr�her erw�hnten R�tselm�rchen eingehen und von einem klugen Kinde erz�hlen, das einem F�rsten erstaunliche Antworten auf seine Fragen gibt. Gelegentlich seiner gro�en Ausgabe des urspr�nglich wohl provenzalischen Denkmals „L'enfant sage" und seiner weit verzweigten Nachkommenschaft hat W. Suchier die gesamte einschl�gige Literatur gemustert, ohne schon das letzte Wort zu sprechen1). Hier seien nur die f�r uns wichtigsten, verwandten Erscheinungen erw�hnt und einige Andeutungen �ber ihren r�tsel�hnlichen oder f�r R�tsel verwendbaren Inhalt gegeben. Das �lteste, bekannte mittellateinische Erzeugnis dieser Art, aus dem 7. Jahrhundert, hat zuletzt Max F�rster nach einer Schlettst�dter Handschrift herausgegeben2); diesem „Schlettst�dter Gespr�chsb�chlein" in manchen St�cken verwandt sind dann die M�nchener „Interrogationes" 3) und die bekannten „ Joca Monachorum"4); ferner die aus diesen gespeisten, unter
W. Suchier, L'enfant sage. Gesellschaft f�r romanische Literatur, Bd. XXIV, (1909), Einleitung. Vgl. auch M. F�rster, Two Notes on Old English Dialogue Literat�re in: An English Miscellany, presented to Dr. Furnivall (1901), S. 86 ff.
2) M. F�rster, Das �lteste mittelalterliche Gespriichb�chlein. Romanische Forschungen, Bd. XXVII, S. 342 rf. F�rster gibt auch die Abweichungen einer vatikanischen, nicht ganz vollst�ndigen Handschrift desselben Textes, deren Wortlaut W. Schmitz in seinen Miscellanea Tironiana (1899) ver�ffentlicht hat.
3) Herausg. (und erl�utert) von W. Wilmanns, Ein Spruchb�chlein aus dem 9. Jahrhundert. ZfdA., Bd. XV, S. 166 IT.
4) Herausg. von E. W�lfflin-Troll, Monatsberichte der Berliner Akademie, 1873, S. 109 ff.
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sich verwandten, aber jeweils noch von andern unbekannten Quellen abh�ngigen Dialoge: die „Questiones rare" zwischen „Adrianus et Epictitus" *), eine kurze „Dispu-tatio" 2) und eine l�ngere „ Altercatio" 3) zwischen beiden und nicht zuletzt eine von dem Angelsachsen Alcuin f�r den praktischen Unterricht verfa�te „Disputatio regalis et nobilissimi iuvenis Pippini cum Albino scholastico"4).
11. �berblicken wir nun kurz den Inhalt dieser Sammlungen, so linden wir nat�rlich zun�chst eine gro�e Menge reiner Ged�chtnisfragen, vor allem aus der Bibel: im Vordergrund stehen Fragen nach bestimmten Zahlen (z. B. der B�cher der Schrift), oder nach Namen; dann besonders Fragen der Form: „Wer" oder „was war der erste... .?" (z. B. der erste Schmied), wie sie heute noch parodistisch in Menge unter uns umlaufen; �hnliche Fragen ergibt der Stoff der Legende (z. B. nach den Namen der beiden Sch�cher von Golgatha) und die Dogmatik (nach der Erschaffung und der Taufe Adams, nach der Auferstehung der Toten u. dergl ); allgemeine wissenschaftliche Fragen kommen hinzu, deren Beantwortung nat�rlich auch wieder von der kirchlichen Weltanschauung des Mittelalters abh�ngig ist: ob die Sonne auch des Nachts leuchtet5), wieviel Sprachen es gibt (72) usw.
Suchier a. a. O., S. 265 ff.
2) Ebenda S. 277 f.
3) Herausg. von Fabricius, Bibliotheca Graeca, Bd. XIII, S.557 tf. Wichtige „Interrogationes de �de catholicau naeh einer spanischen Handschritt bei Omont, Bibliotheque delecole deschartes. Bd. XL1V, S. 58-71.
4) Herausg. von W. Wilmanns, Zeitsc�r. t. d. Alt., Bd. XIV, S. 530ff., mit wichtigen Erl�uterungen. Deutsch von G. Meier, Ausgew�hlte Schriften von Columban, Alkuin usw. (1890), S. 25 ff.
5) Omont, Nr. 28 und 29.
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Das alles sind Fragen, die ein juuger Geistlicher von t�chtiger Schulung ohne allzugro�e M�he mu�te beantworten k�nnen; schon mehr auf den Scharfsinn als auf das Ged�chtnis kommt es bei andern Problemen an, die auf eine ganz bestimmte Deutung der Wirklichkeit im Sinne eines Geheimwissens oder einer mystischen Natur- und Weltauffassung hinzielen. Nat�rlich k�nnen auch solche Dinge allm�hlich auswendig gelernt und auf diese Weise vererbt werden, wie sie andererseits wieder zur �bung des Geistes in der bezeichneten Richtung dienen m�gen. Da finden wir mystische Schriftdeutungen: „Warum sagt der Herr zu Petrus: stecke dein Schwert in die Scheide?" — Das Schwert ist der Geist, der verborgen wirdl) Oder konkrete Begriffe werden schriftm��ig-symbolisch gedeutet: Triiticum bezeichnet das Weizenkorn des Glaubens oder die M�rtyrer als den Samen der Kirche, orreum ist das Paradies, also auch Ruhe und Vergebung der S�nden2). An die Kabbala erinnern allerhand Silben- und Buchstabenspielereien. Hierher mag man denn auch scholastische Distinktionen rechnen, z. B. die Frage nach den drei Dingen, die den Menschen ins Paradies, bezw. in die H�lle bringen3). Bisweilen erscheinen solche mittelalterlichen „Weisheitsfragen" zu ganzen Ketten geordnet: „Quis sustinet terram? Aqua. Quis sustinet aquam? Petra. Quid petram? Quattuor animalia, quo sunt evangeliste. Quis sustinet quattuor animalia? Ignis. Quis sustinet ignem? Abyssus. Quis abyssum? Arbor que ab initio posita est, que est Christus4)."
1) Ebenda Nr. 48.
2) Ebenda Nr. 71, 72.
3) Adrianus et Epictitus, Nr. 76, 77.
4) Ebenda Nr. 46-51.
Das letzte Beispiel, aber auch so manches unter den vorhergehenden, erinnert schon an die nordischen Kenn in gar, deren Verwandte in manchen ml. Frageb�chlein unverkennbar die Hauptrolle spielen. Sie entfalten ihre �ppigste Bl�te in iUcuins 'Disputatio\ deren gr��erer erster Abschnitt sich fast wie eine poetisch-rhetorische Floskelsammlung liest1). Da wird der f�rstliche Sch�ler etwa auf seine harmlose Frage: „Was ist das Meer?" mit einem wahren Phrasenschwall �bersch�ttet: „Audaciae via, limes terrae, divisor regionum, hospitium fluviorum, fons imbrium, refugium in periculis, gratia in voluptatibus" (Nr. 57). Und gern schlie�en sich auch hier die Fragen in ganzen Ketten aneinander. Gleich im Anfang f�hrt die Frage nach dem Buchstaben weiter auf das Wort — rein assoziativ; dann aber wird gefragt: „Wer erzeugt das Wort? die Zunge; was ist die Zunge? die Gei�el der Luft; was ist die Luft? die W�chterin des Lebens." Dies die Einleitung auf die Doppelfrage: „Was ist das Leben?" (zuletzt: „Die Erwartung des Todes"); „Was ist der Tod?" Daran reihen sich dann Fragen nach dem Menschen usw. Sicherlich stammen die gebrauchten Wendungen zum Teil aus der lateinischen Literatur des Mittelalters, und so m�gen denn auch �ltere R�tsel schon darin eingegangen sein. Denn eine Gruppe von Fragen (68 ff.), die das Jahr als „Viergespann der Welt" bezeichnet und dies Gleichnis dann ziemlich willk�rlich weiterf�hrt, erinnert tats�chlich an uralte R�tseldichtungen 2).
*) Die „�isputatio" ist �brigens mit der oben erw�hnten A Itercatio Hadriani usw. nahe verwandt. Vgl. auch Suchiers Einleitung zu seiner Ausgabe des Enfant sage.
Vgl. W�nsche, Zf. vergl. Litgesch., Bd. IX, S. 425 ff.
Augenscheinlich hat Alcuin Sinn f�r solche Dinge gehabt, sonst h�tte er nicht am Schlu� eine gr��ere Anzahl von Fragen hinzugef�gt, die zum Teil auf die Tristichen des Symphosius und andere Quellen, zum Teil aber sicherlich auf m�ndliche Volksr�tsel zur�ckgehen. Sie sind durchaus von der Art jener Gnomen, die eine Tatsache einpr�gen oder die Aufmerksamkeit darauf hinlenken, indem sie sie zun�chst als eine Unm�glichkeit, als einen Widerspruch in sich selbst darstellen, der dann auf eine geistreiche Art gehoben wird. Wir m�ssen auf einen Augenblick die verwandte Literatur heranziehen, um diese R�tsel der „Disputatio" besser zu verstehen. Gegens�tzliche Darstellungen der bezeichneten Art sind der biblischen Sprache nicht fremd: zur Antithese und selbst zum Oxymoron neigt die Rede Jesu wie der Propheten, und wir linden sie wieder in den Briefen des Paulus1), wo die Erw�hlten Gottes gekennzeichnet werden „als die Unbekannten, und doch bekannt, als die Sterbenden und siehe, wir leben" usw. Die Bibel gab denn auch den Stoff her f�r Fragen, die zun�chst in Verlegenheit setzen, dann aber in der Anerkennung eines Geheimnisses endigen. Daher die in der Elucidarienliteratur endlos wiederholten Fragen nach Adam, der erschaffen aber nicht geboren ist u. a. Man sieht, wie die Fragen sich leicht paarweise zusammenschlie�en. Zu der ersteren Gruppe f�gt die „Disputatio" noch den Lazarus hinzu, der einmal geboren und zweimal gestorben ist2); sie gibt aber die L�sung des R�tsels nicht unmittelbar, sondern h�llt sie abermals in eine R�tsel-
Vgl. etwa Micha V, v. 1; Matth. V, v. 3 ff. (die Selig-preisungen), 2. Kor., IV, v. lOff. und VI, v. 9 ff.
2) Nr. 97.
form: „Primus aequivocus terrae (Adam = Erd-Mann). secundus deo meo (Deutung des Namens Elias = Herr), tertius homini pauperi (Hinweis auf den armen Lazarus)"4 — und endlich werden die Anfangsbuchstaben der drei Namen in versteckter Weise hinzugef�gt.
Da ist deutlich zu beobachten, wie die Weisheitsfrage in ein reines Spiel des Witzes �bergeht. Alsbald stellen sich Ber�hrungen mit verwandten volkst�mlichen Formen ein, und ganz weltliche Fragen derselben Art gelangen in die geistlichen Frageb�chlein. Wir finden etwa ein scherzhaftes Gegenst�ck zu dem Lazarus-R�tsel: „Wer ist zweimal geboren und einmal gestorben?" (Jonas)1), das mit dem Doppelsinn „geboren" offensichtlich den H�rer irre f�hren will, wie auch das R�tsel von Isaak und Jakob: „Wer hat mit den H�nden gesegnet, den er mit den Augen nicht sah?"2) Viel freier bewegen sich dann die Fragen aus dem Naturleben: „Es ber�hrt dich und du kannst es nicht ber�hren?" (die Sonne) *), und nun reihen sich echte Volksr�tsel an: „Es ist weicher wie Wolle und bricht durch Felsen hindurch" (das Wasser)4), oder „Sie laufen und ber�hren die Erde nicht mit ihren F�ssen" (die Wolken, die V�gel und die Schiffe im Meere)5). Da mischt sich denn auch schon die Scherzfrage ein, die durch eine gewisse Zweideutigkeit den H�rer auf eine falsche F�hrte zu locken sucht. Wir lernten diese Art schon bei den �lteren Schichten unsres Volksr�tsels kennen und finden sie hier in neuen Formen
*) Omont, Nr. 68. Das Jonasr�tsel ist sp�ter als echtes Volks-r�tsel ausgef�hrt worden. Vgl. das Register Wossidlos.
2) Ebenda Nr. 53.
a) Ebenda Nr. 58.
4) Ebenda Nr. 37.
Ebenda Nr. 50.
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wieder, wenn nach den vier Tieren im Himmel gefragt wird1) oder die sexuell-zweideutige Frage nach der Jungfrau Maria gestellt wird: „Quis femina antea cognovit filium quam maritum2)?"
So entwickelt sich im Austausch mit dem Volksr�tsel eine fast �berw�ltigende F�lle von Formen. Alcuin f�gt ein neues wichtiges Reizmittel hinzu, das sicherlich wieder mit der Volksliteratur in Verbindung steht, indem er zwischen R�tsel und L�sung eine verh�llende Antwort einschiebt (wie wir sie oben kennen lernten); und er steigert die Wirkung dadurch, da� er �fters die L�sung selbst noch einmal wieder in eine „witzige Andeutung" versteckt. Audi diese Form ist. wie wir sehen werden, dem Volksr�tsel nicht fremd, w�hrend die bisweilen �berraschend lebendige Einkleidung der einzelnen Nummern in einen wirklichen Dialog zwischen Lehrer und Sch�ler als das schriftstellerische Eigentum des Verfassers anzusprechen ist. So finden wir hier in neuer Form das uralte griechische L�user�tsel und andere Gebilde, die mit den beim Volk so beliebten Gegens�tzen von Ruhe und Bewegung oder von Tod und Leben arbeiten: R�tsel vom Feuer und von der Glocke, vom Traum und vom Schlaf. Reiche Parallelen in der lebendigen Volksliteratur haben wir besonders zu seinen R�tseln vom H�hnchen im Ei3) und vom Fisch im Netz4), die gleich so manchen andern Nummern der Sammlung sich auch bei Symphosius finden.
Ebenda Nr. 1.
2) Ebd. Nr. 35.
3) Vidi quendam natum, antequam esset conceptus. — Vidisti et forte manducasti. (Nr. 91.)
4) Vidi hospitem currentem cum domo sua; et ille tacebat et dornus sonabat. — Para mihi rete et pandam tibi. (Nr. 93.) Vgl ZdVfVk., Bd. XVI, S. 1 ff.
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Eine ganze Reihe dieser Fragen, auch der von Hause aus theologischen, laufen noch heute im Volksmunde um und zeigen, wie auch das eigentliche Volksr�tsel durch die Erzeugnisse m�nchischen Scharfsinns und scholastischer Spitzfindigkeit mannigfach befruchtet worden ist*). Im Grunde handelt es sich ja nur um eine Steigerung jener intellektuellen Kunstleistungen, die dem Volk von seinen Sprichw�rtern her vertraut waren, also um nichts grunds�tzlich Fremdes. Die innere Entwicklung des R�tsels dr�ngte aber nach einer andern Seite: nach freierer Entfaltung der stimmungsschweren Anschauung, von der wir bisher doch eben nur Ans�tze kennen gelernt hatten.
12. Die auch in Deutschland �ppig aufsprie�ende lateinische R�tseldichtung, deren Geschichte noch zu schreiben ist2), bewegte sich zusehends in dieser Richtung und rief mit der Zeit auch eine R�tselpoesie in deutscher Sprache hervor, die ihre eignen Wege ging. Gegenseitige Beeinflussung konnte nicht ausbleiben, und bisweilen sind Anregung und Nachbildung schwer zu unterscheiden. In einer St. Galler Handschrift des 10. Jahrhunderts finden wir ein lateinisches R�tsel, das uns in mehr als einer Beziehung an unsere gereimten Volksr�tsel erinnert:
,,Lucidus et Placidus, sedebaut in quinque ramis: Lucidus sedit, Placidus pertransiit"3).
Gemeint sind der Becher, der Wein und die f�nf Finger an der Hand. Augenscheinlich sind jene beiden
*) Vgl. Wossidlos Register unter Adam, Christus, Elias, Eva, Jonas, Kain, Moses, Noah usw.
2) Eine wichtige Vorarbeit ist Wilhelm Meyers Aufsatz �ber sechszeilige R�tsel in rhythmischen Hexametern. Gesammelte Abhandlungen zur ml. Rhythmik, Bd. II (1915), S. 155 ff.
3) ZfdA., Bd. XXII, S. 422.
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als zwei V�gelchen aufgefa�t, die sich auf Zweigen eines Baumes, aber merkw�rdigerweise auf f�nf Zweigen niedergelassen haben, und die Verwirrung wird noch dadurch erh�ht, da� diese V�gelchen Namen tragen, die nicht blo� Eigenschaften der zu ratenden Dinge angeben, sondern ganz wohl als Eigennamen aufgefa�t werden k�nnten: also eine neckische Personifizierung. Das R�tsel ist heute im Volksmunde nicht bekannt, es erinnert nur allenfalls an ein bekanntes Kinderspiel, das mit zwei Fingern gespielt wird: „Es sitzen zwei T�ubchen auf einem Dach, das eine fliegt fort, das andere kommt wieder". Jedenfalls haben wir es mit einer volkst�mlichen Anschauung zu tun und kommen damit �ber das gelehrte R�tsel hinaus. Augenscheinlich erfreute sich das St�cklein zun�chst gro�er Beliebtheit, denn wir finden davon nicht blo� eine gelehrte, freilich mehr breite als anschauliche Bearbeitung in den „Lorscher R�tseln" in einer Pf�lzer Handschrift des 9. Jahrhunderts sondern noch in einer Regensburg-M�nchener Handschrift aus dem 12. Jahrhundert steht eine roh gereimte Weiterbildung2); „Lucidus et Placidus Sederunt super quinque ramos. Lucidus pertransit Et Placidus remansit."
Da haben wir denn schon eines jener freien rhythmischen Schemata, deren wir bei unsern gereimten Volksr�tseln gewohnt sind. Und unmittelbar daneben steht in derselben Handschrift ein R�tsel vom Haushahn, das sich nicht blo� in der Form, sondern auch stofflich sehr nahe
*) Ebenda S. 258 ff. (D�mmler).
8) Clm. 14781. Abgedruckt bei Steinmeyer-Sievers, Althochdeutsche Glossen, Bd. IV, S. 552.
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mit lıeut noch lebenden Beispielen ber�hrt und zudem mit seiner Zweideutigkeit, d. h. mit seinen neckischen Anspielungen auf religi�se Dinge auf die oben besprochenen Scherze zur�ckweist: „Bis natus, et non baptizatus. et omnes Christiani et Judei et pagani credent ei"1). Da sehen wir das R�tsel endlich in diejenige Bahn einlenken, wo es seine sch�nsten Erfolge erringen sollte: es tritt in enge Verbindung mit der volkst�mlichen Kleinpoesie und �berkommt von daher jene F�lle von rhythmischen und strophischen Formen, von Darstellungsund Ausdrucksmitteln, die wir an unsern lebenden Reimr�tseln bewundern. Wann die ersten R�tsel dieser Art in deutscher Sprache aufgekommen sind, ist schwer zu sagen. Wir finden keine Belege vor dem 15. oder 16. Jahrhundert. Was in der Zwischenzeit an R�tseln in deutscher Sprache aufgezeichnet worden ist, steht zwar nicht au�erhalb alles Zusammenhangs mit dem Volksr�tsel, kann aber mit einem kurzen �berblick abgetan werden.
Verslein wie die oben genannten mochten zum t�glichen Brot der Vaganten geh�ren, obwohl sie in ihre bekannten Liedersammlungen nicht aufgenommen wurden. Von ihnen haben sie dann wohl die weltlichen Spielleute �bernommen und fortgebildet, doch wurden die fahrenden S�nger nat�rlich auch auf andern Wegen mit altheimischem und fremdem R�tselgute bekannt. So finden wir Motive der R�tselm�rchen wohlbehalten im Pfaifen Ameis des Strickers und weiterhin in der Narrenliteratur
l) Vgl. Wossidlo, Nr. 504 mit den Anmerkungen, die bis aufs
16. Jahrhundert zur�ckweisen.
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des 15. und 16. Jahrhunderts wieder; da handelt es sich zumeist um unl�sbare Aufgaben, die der Held der Geschichte nicht eigentlich l�st, sondern mit Witz umgeht1).
13. Yon ganz andrer Art sind die Fragen und Antworten des vielbesprochenen Traugemundliedes, das sich in seiner �berlieferten Gestalt nicht �ber das 14. Jahrhundert zur�ckverfolgen l��t, aber gewi� auf viel �lteren Grundlagen beruht. Schon in (1er nordischen Hervarar-saga fanden wir ein Beispiel f�r jene Vierergruppen von Fragen, die vielleicht auf eine gemeinsame poetische Form der Indogermanen zur�ckgehen, jedenfalls aber im indischen Brahmodyam ein merkw�rdiges Gegenst�ck haben. Diese Fragen sind gleichsam aufgel�ste Kenningar: sie geben weder eine eindeutige Beschreibung, noch eine allegorische Versinnbildlichung des Gegenstandes; sie greifen nur eine besondere Eigenschaft heraus, die er vielleicht mit vielen andern teilt, die ihm wohl nicht einmal in besonders hohem Grade eignet, die aber andrerseits unsere Teilnahme f�r ihn weckt und ihn in poetischem Licht erscheinen l��t. F�r die Anschauung des Volkes, die hier noch sehr viel unvollkommener ist als in den sp�teren strophischen Volksr�tseln, ist der Tau eben ,,der tief fallende", der Adler „der hoch bauende" schlechthin. Wer solche Fragen beantworten will, mu� die Antworten wissen: nur hat das Ged�chtnis hier nicht einen abstrakten Satz, sondern eine von Stimmung erf�llte Anschauung festzuhalten, die denn auch gern in gesteigerter oder in begr�ndender Form ausgedr�ckt wird; daher die noch heut vielfach im Volksmund umlaufenden, auch wohl poetisch beantworteten Fragen mit dem Anfang: „Was ist gr��er als ..oder
i) N�heres in der Arbeit von Schevill.
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„Warum ist das und das so und so?" Frage und Antwort bilden hier eine Einheit, die mit ihrer k�nstlichen Zuspitzung und ihrer bildlichen H�lle wiederum an das Sprichwort erinnert. Und wenn dieses sich oft vorzugsweise an bestimmte Kreise wendet und sich in ihrer Mitte erh�lt, so wurden unsre R�tselfragen, gerade weil sie nicht jeder l�sen kann, in gewissen st�ndischen Gemeinschaften geradezu als Kennzeichen der Zugeh�rigkeit verwendet. Noch im 19. Jahrhundert legte man einem Handwerksburschen, der in W�rzburg gearbeitet haben wollte, die Frage vor: „Was machen denn da die zw�lf Br�ckenheiligen?", worauf er mit einem Ortswitz zu antworten hatte: „Ein Dutzend". �hnlich, nur auf poetischere Weise fragte man wohl einen Weidgesellen in alter Zeit:
„Sag mir an, mein lieber Waidmann: Was macht den Wald wei�? Was macht den Wolf greis? Was macht den See breit? Woher kommt alle Klugheit?"
Und die Antwort lautete:
„Das will ich dir wohl sagen schon: Das Alter macht den Wolf greis, Der Schnee macht den Wald wei�, Und das Wasser macht den See breit, Vom sch�nen Jungfr�ulein kommt alle
Klugheit."
�ber solche Weid- und Feldspr�che und Handwerksgr��e handelt Uhland bei Gelegenheit des Traugemundliedes, dessen Aufbau er mit seiner wunderbaren Vereinigung von k�nstlerischem Feingef�hl und wissen-
*) Abhandlung �ber das Volkslied, herausg. von Fischer, S. 147 ff.
Petsch, Das deutsche Volksr�tsel. "
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schaftlichem Scharfsinn eindringlich erl�utert hat*). Hier tritt der fahrende Mann selber als Held auf, der 72 Lande durchreist hat, d. h. so viel als es nach mittelalterlicher Vorstellung Sprachen gibt, dem also alle menschliche Weisheit kund sein mu�. Nach uralter Weise wird er denn auch begr��t und nach seiner letzten Herberge gefragt, die er r�tselhaft und hochpoetisch umschreibt — jeder wei�, was das Lager mit Rosen umsteckt und der Himmel als Decke zu bedeuten hat. Es folgen Fragen der Form: „Was ist weisser als der Schnee" oder „Durch was ist der Rhein so tief?", die zum Teil w�rtlich an die erw�hnten Weidspr�che erinnern; und mit der Erw�hnung der „untreuen Sibiche", denen „manch guter Geselle entwichen ist", spielt noch die Heldensage mit herein. Immer aber sind vier solcher Fragen zusammengestellt, die inhaltlich oft nur lose zusammenh�ngen; aber sie k�nnen sich auch zu einer festgef�gten Kette zusammenschlie�en, wie die Frage nach den wunderbaren Vogelarten, die dann im 15, Jahrhundert mit gro�er Liebe ausgef�hrt werden sollte2); und sie k�nnen sich endlich alle auf einen und denselben Gegenstand beziehen, wie das Elsterr�tsel am Schlu�:
TVaz ist gr ilene alsam der kle? waz ist wiz alsam der sne? waz ist swarz alsam der kol? waz zeltet rehte als der vol?
Ebenda S. 138ff. Vgl. MSD 3. Nr. XLVIII Uhland spricht auch von den 'Pilgerliedern', worin ein Pilger sich durch die Beantwortung von R�tselfragen der Aufnahme w�rdig erweist. Vgl. K. J. Schr�er, ZdVfVk., Bd. III, S. 67.
2) Vgl. Wossidlo, Nr. 170 mit den Nachweisen. Im Trauge-mundslied ist freilich die Frage nach dem Baum ohne Bl�te (Wach-
holder) hinzugef�gt.
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Damit aber ist schon ein wichtiger Schritt auf dem Wege zu unsern gereimten Volksr�tseln getan, die einen Gegenstand nach seinen einzelnen Teilen, nach verschiedenen Erscheinungsformen oder nach den Stufen seiner Entstehung in parallel laufenden Zeilen zu beschreiben lieben; und der scheinbar unl�sbare Gegensatz (hier zwischen schwarz und wei�) ist erst recht r�tselm��ig, wie u. a. unser ganz �hnlich gebautes Volksr�tsel von der Nu� erh�rtet1).
14. Neben solchen Reihenbildungen liefen sicherlich gereimte Einzelr�tsel her, die sich allm�hlich auch nach der Seite der Rahmenelemente immer voller entwickelten, wie wir das bei den andern germanischen St�mmen beobachten konnten. Freilich sind uns aus der Bl�tezeit der mhd. Dichtung keine klassischen Beispiele der Art erhalten, aber die Entwicklung der Gattung versp�ren wir bei einem Dichter, der dem Volk so nahe stand und jede Anregung so genial zu verwerten wu�te, wie Waith er von der Vogelweide: er entnimmt dem Formelschatz des R�tsels seine „Wundereing�nge": z.B. „Hoeret wunder, wie mir ist geschehen" 2); und er stellt sich selber die Aufgabe, das Wesen der Minne zu erraten, das er dann in r�tselm��ig-gegens�tzlicher Weise beschreibt3). Aber eigentliche R�tsellieder finden wir bei ihm nicht, h�chstens ein „b�spel", eine Parabel, die ein andrer S�nger wieder in dichterischer Form aufl�sen soll — was weniger an das frische Volksr�tsel, als an gelehrte K�nsteleien erinnert4). Das „Beispiel" des 12./13. Jahrhunderts steht
1) Wossidlo, Nr. 219.
2) 72, 37. Vgl. Loowenthal, S. 127, Anm. 1.
3) 69, S ff.
M Vgl Wilnianns zu S5, 25ff.
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auf der �bergangsstufe von einer ausgef�hrten Parabel zur lehrhaften Erz�hlung mit einem gewissen Nebensinn, einer deutlich f�hlbaren Spitze*). In der dialogischen Dichtung vom K�nig Tirol und seinem Sohn Fridebrant, die im 13. Jahrhundert aus Wolframs Schule hervorging, gibt der Vater seinem Sohne R�tsel auf, die dieser in der gleichen Strophenform breit-allegorisch beantwortet. Da erscheint etwa der Priester je nach seiner W�rdigkeit als gr�nender oder abgestorbener Baum, oder das Bild der M�hle und ihres Betriebs mu� die Grundtatsachen des Christentums versinnbildlichen helfen. Wenn die Dichtung diese R�tsel dem „Daniel" zuschreibt, so verweist sie uns damit auf die mystisch-gelehrte Richtung der ma. Literatur, der solche Aufgaben tats�chlich entstammen; galt doch Daniel als der Meister im Deuten und nicht blo� von Tr�umen!
15. Die volkst�mliche Freude am R�tselraten und der gelehrte Sport spitzfindiger Deutungen vereinen sich nun in einer ganzen Reihe von Dichtungen der sp�teren mhd. Literatur, die nur teilweise noch als „eigentliche R�tsel" anzusprechen sind. Soll das „R�tsel" eine v�llig undurchdringbare H�lle f�r die Weisheit des Verfassers darstellen, die etwa nur eine �hnlich beispiellose Weisheit sprengen kann, so f�llt es ganz aus dem Rahmen unsrer Betrachtung heraus. Immerhin haben die Spruchdichter seit dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts, Rein mar von Zweter2) an der Spitze, eine Reihe von
J) Vgl. E. Schr�der, �ber das Spell, ZfdA., Bd. XXXVII, S. 241 ff. Maync, Die altdeutschen Fragmente von K�nig Tirol und Fridebrant (1910).
2) Vgl. zum ganzen Abschnitt; G-. Roethe, Reinmar von Zweter (1887), S. 277 ff. und Loewenthal, Abschnitt III, bes. 120ff.
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R�tseln in strophischer Form geschrieben, die auch lıeut noch gro�enteils l�sbar sind, selbst wo die Handschriften keine Aufl�sung enthalten. Freilich entfernen sie sich nicht blo� in der Form, sondern auch im Gegenstande weit genug von dein Volksr�tsel, wenn sie bestimmte geschichtliche Ereignisse und Pers�nlichkeiten oder unsinnliche Dinge, wie die Kunst, den Neid oder die L�ge, behandeln; immerhin arbeiten sie doch auch mit Vorstellungen, die dem Volksr�tsel nicht ganz fern liegen, obwohl sie den Elucidarien entstammen1), und ganz volkst�mlich sind Gegenst�nde wie der Mensch und der Schatten, der Hahn und die Laus u. a. Wie eng diese Dichtungen mit den inzwischen sich fortentwickelnden volkst�mlichen R�tseln der Form nach zusammenh�ngen, zeigen die h�ufigen Aufforderungen zum Raten, z. B. beim Marner: „Nu ratet alle, waz daz wunder s/"2). Wenn Reinmar von Zweter, dem ein paar der besten Dichtungen dieser Art gelungen sind (u. a. zwei R�tsel vom Jahr nach sehr alten Mustern), in seinem Spruch von der Schreibfeder sagt: „Daz ein tumber leie warn ich unerr�ten l�t3), so ist das ein neckisches Spiel mit dem Ge genstande, der den „Br�dern und Schwestern" in den Kl�stern freilich besser vertraut sein mochte, als dem Mann aus dem Volke.
16. Viel weiter entfernt sich von der volkst�mlichen _R�tseldichtung das regelrechte Streitgedicht
*) Der Tannh�user z. B. bringt in einer seiner Strophen mit andern R�tseln gewaltsam zusammen: Adam und Eva, die keine Eltern Latten, und den Hund in der Arche, der so laut bellte, da� die ganze Welt es h�rte. Vgl. Loewenthal, S. 64.
l) Vgl. Loewenthal, S. 123.
3) Reinmar v. Zweter, 188, 5. Vgl. R. Petsch, PBBeitr., Bd. XLI,
S. 345 f.
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des Mittelalters, wo zwei S�nger in „geteiltem Spiel'1 einander gegen�ber treten, um sich im Lobe ihrer beiderseitigen „milden Herren" oder in gegenseitiger Herabsetzung zu �berbieten. Ein unerquicklicher Aufwand von Grobheit und Spitzfindigkeit wird hier vertan, und bald m�ssen Allegorie und „R�tsel" herhalten, um die geistige �berlegenheit des S�ngers darzutun1). Das ber�hmteste Beispiel eines solchen Kampfes ist der durchaus sagenhafte „Wartburgkrieg", der in einem Gedicht der 60 er Jahre des 13. Jahrhunderts beschrieben ist. Nach der Art sinkender Kunst, die den Mangel an eigener Kraft durch �u�ere Wirkungen zu verdecken sucht, marschieren hier die gr��ten S�nirer der Vorzeit gegeneinander auf; zun�chst wird das Lob des Landgrafen von Th�ringen gegen den F�rsten von �sterreich verfochten, und erst in dem ziemlich lose angef�gten zweiten Teil tritt Wolfram mit einer Sch�pfung seiner eigenen Dichterphantasie, dem teuflischen Klingsor, in die Schranken, um gewisserma�en auf k�nstlerischem Gebiet der wei�en Magie zum Sieg �ber die schwarze zu verhelfen: seine tiefe mystische Weisheit, die noch das kraftlose Entz�cken der Meistersinger hervorrufen sollte, l�st alle von Klingsor aufgestellten allegorischen R�tsel (deren urspr�ngliche Zahl sp�tere Nachahmer willk�rlich vermehrt haben d�rften). Wenn dann diese Dichtung wiederum etwa ein Vierteljahrhundert sp�ter der bairischen Lohengrindichtung vorausgeschickt wird und damit endet, da� Wolfram, um seine �berlegenheit
x) Zu der ganzen Entwicklung vgl. Ii. Jantzen. Geschichte des deutschen Streitgedichts im Mittelalter (Germanist. Abhandlungen, Bd. XIII, 1896), bes. Kap. IV, Abschnitt B und C. Ferner Vogt in PGrundr. IIa (2. Aufl.), S. 270f.
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�ber Klingsor vollends darzutun, eben dieses Epigonenepos vortr�gt, so f�hlen wir uns lebhaft an den ber�hmten Wettstreit zwischen Homer und Hesiod im Altertum erinnert, in dem sich die Wettk�mpfe griechischer Rhapsoden spiegeln. Auch da gehen wirkliche R�tsel, Weisheitsfragen und Proben dichterischer Schlagfertigkeit durcheinander, bis jeder der beiden Dichter eine besonders sch�ne Stelle aus seinem Hauptwerk vortr�gt, wobei nat�rlich Homer als Sieger hervorgeht1). Jedenfalls handelt es sich das eine wie das andere Mal um eine gelehrte Spielerei, die das Volksr�tsel im einzelnen nicht mehr befruchten konnte. Denn mehr und mehr entfernen sich diese R�tsel von jener F�lle der Anschauung, nach der eben das volkst�mliche R�tsel hinstrebte. Die Allegorie des ersten, sicherlich urspr�nglichen R�tsels im Wartburgkrieg ist noch einheitlich durchgef�hrt, obwohl es schon da ohne einige Gewaltsamkeit nicht abgeht: der vom Teufel bet�rte, im S�ndenschlaf verharrende Mensch, der keine Warnung Gottes h�rt und endlich der H�lle anheimf�llt, wird mit einem am Seeufer schlafenden Kinde verglichen, das durch keinen Ruf und durch keine Z�chtiffunc des Vaters zu erwecken ist:
„Ezidem�n ein tier din pflac,
daz was gar sunder g�lte: da f�r ncem du eins luhses r�t der dich in disen valschen slaf
betrogen hat', sns brach der tam und kam
der se mit schalle" 2).
*) Vgl. K. Ohlert, S. 35 ff.
a) Wartburgkrieg, lıerausg. v. K. Simrock (1858), S. 59.
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So verl�uft schon das Bild aus dem Leben, das die geistlichen Dinge erl�utern soll, ins Fabelhafte, der ganze Vorgang ermangelt frischer Nat�rlichkeit. Noch viel un-anschaulicher und gek�nstelter sind die sp�terhin eingeschobenen „R�tsel" des 'Wartburgkrieges' und die der sp�teren Spruchdichter und der Meistersinger. Sie vermeiden nicht blo� �ngstlich, was den H�rer des R�tsels auf die L�sung bringen k�nnte, sie suchen auch seinen Sinn durch die H�ufung des Wunderbaren, Unbegreiflichen zu verwirren, was oft durch l�cherliche, an den Haaren herbeigezogene Mittel bewirkt wird. So fragt Heinrich Frauenlob in einem Meisterliede der Kol-marer Handschrift*) nach einem Tier, das aus des Meeres Grunde aufsteigt und die Christenheit von Gott abwendig machen will; das Tier habe „zehn H�rner und sieben H�upter". Regenboge deutet das R�tsel auf die Hoffart, die im Antichrist verk�rpert erscheint: Diu hoch-vart stben tcetlicli s�nde �f ir hat. Noch willk�rlicher ist die Deutung der zehn H�rner: ^ „jDiu zehen horu betiutet baz
W den hellehnnt dnrcli sinen haz . . .
diu zehen bot sind worden laz.u
17. Andrerseits hat die ja auch im Volk allenthalben beliebte und ge�bte Form des Streitgedichtes, vielleicht in Verbindung mit �berlieferten Geschichten von R�tselwettk�mpfen um Leib und Leben, eine besondere Art von volkst�mlichen „R�tsel- und Wettliedern" hervorgebracht, die mindestens im sp�ten Mittelalter ihre Bl�te entfaltete und noch heut im Volksmund nachwirkt. Uhland2) hat es wahrscheinlich gemacht, da� der Kranz
1) Ausgabe von K. Bartseh (Ut. Ver., Bd. LXVI11,1862), S. 254,
2) Vgl. zum folgenden Uhland, a. a. O., S. 151 ff., und unter den Volksliedern selb.st Nr. 2 f.
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als Siegerpreis, von dem die Meistersinger zu erz�hlen wissen, auf das volkst�mliche Singen um einen Rosenkranz zur�ckweist, der des Siegers im Liederkampf vor den Ohren der Geliebten wartete und wohl oft genug wiedei- nur eine Andeutung sch�neren Lohnes sein sollte. Die Jungfrau verlangt nicht blo� sch�ne Lieder zu h�ren, sie erwartet ihren eigenen Preis in sinnreicher Form zu vernehmen, oder sie stellt scheinbar unl�sbare Aufgaben und schwierige Fragen, die doch mit einer geschickten Wendung zu umgehen oder zu l�sen sind. Durchweg erinnern diese Fragen an jene im Trauge-mundsliede, und ihre Wiederkehr, etwa in englischen Balladen, scheint einigen ein sehr hohes Alter zu sichern1). Wenn das M�dchen fragt, wovon die sieben Y�glein auf ihres Vaters Giebel leben, und der Junggeselle antwortet: .,Der erst gelebt �ger jugent, der ander �ger tugent" usw. so ist das eine galante Umdichtung der Frage nach den wunderbaren V�geln; manche Vierergruppen aber erinnern noch deutlicher an Bekanntes:
„Was ist h�her weder gott? (die Krone) und was ist gr�sser dann der spott?
(die Schande) and was ist weisser dann der schnee?
(der Tag)
und was ist gr�ner dann der kle?
(des Burschen Liebe) Und endlich wird eine ganze Reihe von Bestimmungen auf den „Dillestein" in der H�lle bezogen, wie dort auf die Elster.
l) In dieselbe Richtung verweist ihre Verwandtschaft mit den
„Unm�glichen Dingen11, vgl. ebenda Nr. 4ff. W. Schultz, Sp. 07.
In dieser Form allein haben die alten R�tsel fragen sich bis auf diesen Tag erhalten, nicht ohne mancherlei Wandlungen zu erfahren. In den heutigen R�tselliedern mu� das M�dchen durch ihre Klugheit die Gunst des Junggesellen gewinnen, der ihr meist paarweis geordnete Fragen aufgibt; die Rollen sind also ausgetauscht. Augenscheinlich geht diese Wendung auf �ltere Balladen zur�ck, wo ein vornehmer Herr ein M�dchen zur Frau w�hlt, das ihm seine Fragen beantworten kann. Das erinnert wieder an die R�tselm�rchen vom ,,klugen M�dchen" u. a. Ein englisches Lied der Art hat Goethe aus Heeders „Volksliedern" in seine „Fischerin" her�bergenommen. Unter den drei T�chtern einer Witwe kann nur die J�ngste und Sch�nste auf die sechs „Traugemundfragen", wie wir sie kurzweg benennen d�rfen, die rechte Antwort geben:
,,0, Lieb' ist l�nger als der Weg daher,
Und Holl1 ist tiefer als das tiefe Meer" usw.
In einem englischen Liede „The noble Riddles wisely expounded, or the Maid's answer to the Knight's questions"1), hat die j�ngste von drei Schwestern (�brigens die Tochter einer 'Lady oft the north country') das Lager des Ritters geteilt und fragt ihn, wann er sie heiraten wolle. Er legt ihr drei Paar R�tsel vor, ganz �hnlich wie in dem eben besprochenen Liede. und heiratet das kluge M�dchen, das sie alle zu l�sen wei�2). Auch
*) Robert Jamieson, Popular Ballads and Songs, Bd. II (1806), S. 154 ff.
2) Umgekehrt sucht sich die sch�ne Tochter des Lord of Roslin vor der zudringlichen Werbung des Captain Wedderburn zu sch�tzen (Jamieson a. a. 0.), indem sie ihm schwierige Fragen und Aufgaben stellt, die aber alle gel�st werden. Weitere Literatur �ber den Gegenstand bei Erk-B�hme, Deutscher Liederhort, Bd. III, S. 8 ff. Dazu Wossidlo, Nr. 403 mit Anmerkungen. Schultz, Sp. 68-ff.
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in einem deutschen Volkslied des beginnenden 19. Jahrhunderts findet ein Ritter an der Stra�e ein „H�bsches M�gdelein'', dem er solche R�tsel aufgibt, um sie dann „hinter seinen R�cken4' zu nehmen und mit ihr durch Berg und Tal zu reiten. Den heutigen Fassungen fehlt zumeist der cpische Eingang, sie sind rein dialogisch gehalten:
„Ach Jungfer, ich will ihr Avas zu raten
aufgeben,
Und wenn sie es err�t, so heirat ich sie" —
worauf dann die �blichen paarweis geordneten und paarweis zu beantwortenden Fragen folgen, die untereinander keinen Zusammenhang haben, sondern nur durch den Reim gebunden sind:
„Was f�r eine Jungfrau ist ohne Zopf (das M�dchen in der Wiege) Und was f�r ein Turm ist ohne Knopf?
(der babylonische)2).
J) Nach B�schings Aufzeichnung bei Erk-B�hme Xr. 10�:>.
2) Ein ganz merkw�rdiges „Braut-Begehren" in dialogischer Form ist uns vom D�rrenberg im Salzkammergut �berliefert (vgl. A. Hartmann, Volksschauspiele, 1880, S. 120 ff.). Da stellt am Morgen des Trautages der Brautvater Fragen an den Freiwerber und an die Freunde des Br�utigams, um dann erst die Braut herauszugeben. Diese Fragen gehen von der Werbung aus und dann sehr schnell auf kirchliches Gebiet �ber. Auf langwierige Er�rterungen �ber die Einsetzung des heiligen Abendmahls folgen Fragen, die uns lebhaft an die Elucidarien erinnern und deren Beantwortung einem Scholastiker alle Ehre machen w�rde. Da wird u. a. gefragt nach den zw�lf durchlauchtigen Frauen des alten Testaments, nach den sieben Wunderwerken, die angeblich am 25. M�rz geschehen sind, nach dem Wald mit zw�lferlei Holz oder nach den drei
Einzelne dieser Fragen sind dann auch seit dem ausgehenden Mittelalter in Prosa umgelaufen.
18. Die Kranzges�nge stehen durchweg im Dienst der Erotik, die ja inhaltlich merkw�rdig stark bei der R�tselbildung der �lteren Zeit beteiligt ist — gerade so wie die Religion. Eine besondere Form des R�tsels, deren
L�ndern, wodurch die Braut zu f�hren sei, und alles wird h�bsch geistlich ausgedeutet: �berbleibsel meistersingerischer Allegoristerei, der denn selbst die gut volkst�mliche Frage nach der Stra�e ohne Staub verf�llt; sie wird hier nicht, wie gew�hnlich, auf das Meer gedeutet, sondern auf Jesus, der von sich sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Echt volkst�mlich ist nur das alte R�tsel vom Jahr, das hier in der Form erscheint: „Ich begehre von Euch zu wissen, ob Ihr Euch die Braut zu f�hren traut durch einen Wald; drin steht ein Baum, der hat zw�lf St�mme. Ein jeder Stamm hat ein Gipfel" usw. Aus sehr verschiedenen Bestandteilen ist auch das merkw�rdige R�tsellied der (urspr�nglich �sterreichischen) ,,Heidebauern" in Ungarn zusammengesetzt, das K. J. Schr�er mitgeteilt hat (ZdVfVk., Bd. III, S. 67 ff.). Zun�chst einige Fragen aus der biblischen Geschichte, dann einige „Traugemund fragen", die paarweise auftreten, z. B.:
Ein Singer bist genennet hier, Eins frag ich dich, das sage mir: Der welche Wald ist ahne Laub? Die welche Stra� ist ahne Staub? Alles, was du mich nun thust fragn, Das will ich dir von Herzen sagn: Der Tannenwald ist ahne Laub, Die Himmelsstra� ist ahne Staub.
Endlich Ivatechismusfrageu und am Schlu� ein Hinweis auf unm�gliche Dinge.
„Wenn alle Felberb�um Feigeu tragn, Damı will ich dir vor meinen Tagn Kommen und dir die Wahrheit sagn."
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Keim wir schon fr�hzeitig beobachten konnten*), gelangt augenscheinlich in der �bergangszeit vom Mittelalter zur Neuzeit zur h�chsten Bl�te: die frivole Zweideutigkeit geschlechtlichen und blasphemischen Klanges. Da� dabei die Farben derb genug aufgetragen werden, ist bei den „grobianischen" Neigungen des 15. und 16. Jahrhunderts nur zu verst�ndlich. Die gedruckten R�tselb�cher aus der Wende des 15. Jahrhunderts halten sich im Ganzen rein; um so ungezwungener geben sich schriftliche Aufzeichnungen, wie vor allem die kulturhistorisch so bedeutsame Weimarer Oktavhandschrift 5652)> deren Inhalt sicher nicht f�r das „ohrenzarte Frauenzimmer" bestimmt war.
Die Forschung darf es nicht verschm�hen, in diesen Schmutz hineinzugreifen, denn gerade auf diesem schl�pfrigen Gebiete, das sicherlich eines der beliebtesten war, hat sich zum gro�en Teil jene F�lle von Strophenformen ausgebildet, die unser heutiges Volksr�tsel auszeichnet, und wovon wir in fr�heren Jahrhunderten nur so sp�rliche Ans�tze finden. Den Ausgangspunkt bildet jene vierzeilige Strophe, die wir im Traugemundliede fanden; nur werden alle vier Zeilen verwendet, um einen einzigen Gegenstand oder eine zusammenh�ngende Gruppe, auch einen Vorgang oder die Entwicklung eines Gegenstandes oder einer
*) W. Schultz (Sp. 65) sieht darin uralte, von hause aus rituelle Fragen, „die sp�terhin unter Wahrung des ihnen urspr�nglich schon eigenen geschlechtlichen Doppelsinnes bezogen, d. b. neuen, uneigentlichen L�sungen angepa�t wurden". Das kann jedenfalls nicht von allen, heut im Volksmund umlaufenden Zweideutigkeiten gelten, gibt aber f�r den letzten Ursprung der Gattung einen sehr wichtigen Fingerzeig.
2) Danach R. K�hler, 42 alte R�tsel und Fragen. Weimarisches Jahrbuch, Bd. V, S. 325 if.
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Handlung zu bezeichnen, und dabei brauchen die einzelnen Zeilen nicht mehr so streng gleichlaufend gebaut zu sein, wie im Elster-R�tsel. Ein klassisches Beispiel f�r die neue Form ist das Eva-R�tsel einer Heidelberger Handschrift1) aus dem 15. Jahrhundert:
„Ein junckfraw eins tages alt gepor ein kint e sie eins iars ward alt. Das selbe kind e starb, E dan die muter geboren ward."
Wie nun schon das Beispiel des,, Traugemundliedes" und der Kranzlieder zeigt, kann diese Strophe auf zwei Zeilen verk�rzt, aber auch durch Zuf�hrung von Rahmenelementen auf sechs, acht und mehr erweitert werden, teilweise auch unter Einwirkung alter Kettenreime 2); denn auch solche sind uns aus fr�her Zeit �berliefert und haben vor allem zur Ausf�hrung des R�tsels von den wunderbaren V�geln beigetragen, das in der Weimarer Handschrift3) noch von drei, in sp�teren Drucken aber schon von zehn V�geln handelt4). Allm�hlich neigt man zur F�llung und �berf�llung der Senkungen, ja zur Erweiterung der Zeilen um eine oder mehrere Hebungen, besonders in den immer h�ufiger auftretenden Rahmenzeilen5) am Eingang und Schlu�. Mehr und mehr aber
1) C. Pal. G. 318. Eine sorgf�ltige Nachvergleichung verdanke ich der G�te des Herrn Prof. Sillib in Heidelberg.
2) W. Wackernagel, Altdeutsches Lesebuch (1859), S. 967 ff.
3) Vgl. bei K�hler, Nr. 23.
4) Vgl. Butsch, Stra�burger R�tselbuch, Nr. 95: „Ritter zehen V�gel gut, der erst vnder den hot kein mut" usw.
5) Die Weimarer Handschrift begn�gt sich gew�hnlich noch mit den in die Strophe einbezogenen Anfangsfragen: „Rat was ist das?"
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scheint auch das einzelne R�tsel aus der gesprochenen in die gesungene Dichtung �bergetreten zu sein und an jener reichen Entwicklung der kurzen Formen teilgenommen zu haben, die wir heut an unsern Kinderliedern, Tanz- und Spielverschen bewundern1); aucli die stilistische Durchbildung der neuen Strophe weist in diese N�he, abgesehen nat�rlich von den rein r�tselm��igen �u�eren Mitteln und von jenem eigent�mlichen Rhythmus, jenem Schwanken zwischen Verrat und Versteck, der nun einmal die innere Form der Gattung ausmacht, und der sich zusehends immer reicher entwickelt. Unter dem Einflu� der gesungenen Melodie und des Tanzes erhalten wir taktische Umgestaltungen der vierhebigen Zeilen zu je zwei oder drei Dipodien, die dann wieder mit anders gebildeten Formen die mannigfachsten Verbindungen eingehen k�nnen. Auch das Klangwort, das sich im Kinderlied allm�hlich zur reich ausgef�hrten Leitzeile entwickeln sollte (vgl. Su su sinne, Eja susaninne usw.), erscheint fr�hzeitig im R�tsel; einige Male benennt die Weimarer Handschrift den Gegenstand mit einem ablautend-reduplizierend gebildeten Worte („Visifa�" und „Zwitzerzweck"2), das eigentlich gar nichts bedeutet, zum mindesten nichts von dem wirklichen Wesen der Sache verr�t, das aber den H�rer auf etwas ganz Wunderbares bezw. Unsauberes gespannt machen soll.
Damit sind alle wichtigen Formen unseres heutigen Volksr�tselschatzes gegeben, und zwischen den ersten gedruckten R�tselb�chern aus dem Ende des 15. Jahrhunderts und einer umfassenden Sammlung der heutigen
*) Vgl. R. Petsch, ZfdPk. Bd. XLI, S. 263 tf.
") Nr. 17 und 19 der handschriftlichen Sammlung (Bl. 32 v.). bei K�hler nicht abgedruckt.
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Zeit bestehen nur noch Unterschiede des Grades, je nachdem verschiedene Zeitalter. Gesellschaftsschichten und wohl auch �rtliche Gemeinschaften diese oder jene Gattung bevorzugen oder abweisen, ja wohl auch absterben lassen.
III. Die �lteren gedruckten Sammlungen deutscher R�tsel.
19. Seit dem Erwachen der b�rgerlichen Prosa wurden die R�tsel nicht mehr als Wissensfragen gestellt, wurden aber zun�chst auch noch nicht als eigner Zweig der Kunstliteratur gepflegt. Das Vorwiegen der stofflichen Bewertung alles Dichterischen im 15. und 16. Jahrhundert mag an der teilweisen Zerst�rung der �berlieferten Formensprache schuld gewesen sein; zum mindesten wurde sie gar locker gehandhabt und nicht recht fortgebildet. Daf�r nahm jetzt augenscheinlich die Zahl der landl�ufigen R�tsel ganz au�erordentlich zu. R�tsel wurden auf See- und Wanderfahrten aufgegeben, sie belebten die Unterhaltung im Rollwagen, bei den Gartengesellschaften und in der Spinnstube; sie waren sicherlich eines der beliebtesten Belustigungsmittel der Erwachsenen, w�hrend sie erst sp�ter mit so mancher andern Gattung der Volksdichtung in die Kinderstube gewandert sein d�rften. Denn wenn unsere Kinderr�tsel noch teilweise erotische F�rbung und besonders Schlu�formeln haben, worin ein Ku� oder noch h�here Liebesgunst dem gl�cklichen L�ser verhei�en wird, so sind solche Dinge gewi� nicht von Hause aus f�r Kinder bestimmt gewesen. Schriftliche Sammlungen sind wohl seit dem 15. Jahrhundert angelegt worden, wie das Beispiel der Weimarer Handschrift zeigt, die ja
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auch von der Geschmacksrichtung* ihres Urhebers und gewi� mancher Gesellschaftskreise ihrer Zeit bedenkliches Zeugnis ablegt. Allm�hlich schritt man zum Druck solcher Sammlungen vor, wobei man denn etwas schamhafter zu Werke ging, und vom Ende des Jahrhunderts an waren erst in Quart, dann in Oktavformat jene R�tselb�chlein auf den Jahrm�rkten zu haben, die heute zu den Seltenheiten unsrer Bibliotheken geh�ren. Eine wirklich brauchbare Sammlung und Beschreibung der vorhandenen Drucke ist noch nicht zu geben, ginge auch �ber den Rahmen und Zweck dieser Arbeit hinaus1). Einige Andeutungen m�gen deshalb gen�gen.
20. Fast alle noch vorhandenen Drucke weichen in Einzelheiten von einander ab; ein Beweis, wie gro� die Menge der Auflagen und Nachdrucke, wie ungeheuer die Verbreitung der B�chlein, besonders vom letzten Jahrhundert bis zur�ck in die Mitte des 16. Jahrhunderts gewesen sein mu�. Aber die ganze Masse der �lteren R�tselb�chlein gliedert sich bequem in zwei gro�e Hauptgruppen, deren j�ngere wiederum sehr stark von der �lteren abh�ngig ist. Die �lteste Gruppe nennen wir am besten das „Stra�burger R�tselbuch", weil die urspr�nglichsten Drucke, die uns vorliegen, und die keinen eigentlichen Titel tragen, auf Stra�burg als Druckort hinweisen, wenn auch vielleicht noch �ltere Fassungen aus anderen Gegenden auftauchen k�nnen. „Stra�burger
*) Vorl�ufige, nicht gen�gende �bersicht bei Hugo Hayn. Zur�ckstellen m�ssen wir auch eine Untersuchung �ber den Zusammenhang zwischen den deutscheu und den gleichzeitigen ausl�ndischen R�tselb�chern, unter denen die frauz�sischen besonders wichtig sind: die „Adeviueaux amoureux", die „Questions �nigma-tiques" u. �. (vgl. Pitre, S. LI ff.).
Petsch, Das deutsche Volksr�tsel. 4 .-;> >
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R�tselbuch" hat denn auch A. F. Butsch seineu keineswegs einwandfreien Abdruck eines dieser B�chlein genannt1)., und dieser Name hat sich in der Forschung eingeb�rgert. Das Titelblatt zeigt nur einen Holzschnitt [eine Gartengesellschaft] und das Verslein: „Wolchem an k�rtzweill thet zerrinden Mag woll disz buchlein durchgrynden. Er findt darin vill kluger 1er Von Rettelsch gedieht und vill n�wer mer". �ber den Verfasser ist so gut wie nichts zu sagen. Ob man aus einem der R�tsel (Butsch, Nr. 259), darauf schlie�en darf, da� er kein Els�sser war oder nicht an els�ssische Leser gedacht habe, weil ihm eine els�ssische Spracheigenheit auff�llt, wage ich nicht zu entscheiden2). Jedenfalls war er kein Geistlicher, sonst h�tte er manchen kecken Scherz nicht aufgenommen; auf der andern Seite h�tet er sich vor „groben Possen", obwohl man seine Sammlung nicht an heutigen Schicklich-keitsr�cksichten messen darf — auch er ist der Sohn eines grobianischen Zeitalters. Den Begriff des R�tsels hat er ziemlich weit gefa�t, wie ja auch sein Titel andeutet: schwierige Aufgaben und Scherzfragen, Wissensproben und R�tselgeschichten, Geistliches und Weltliches, Erbauliches und Schmutziges, Gereimtes und Ungereimtes, Volkst�mliches und Verk�nsteltes geht durcheinander,
1) Stra�burger R�tselbuch. Die erste zu Stra�burg ums Jahr 1505 gedruckte deutsche R�tselsammlung neu herausgegeben von A. F. Butsch, Stra�burg. K. J. Tr�bner, 1876. Ein Exemplar des v�llig vergriffenen Neudrucks hat mir der Verleger f�r diese Arbeit freundlichst zur Verf�gung gestellt.
2) ,,In w�lchem landt man nit ess oder drinck. in dem elsess do zeret man" usw. Gleich darauf folgt; eine Frage, wo es keine Pferde gebe: „In schwoben do sein ro�."
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ja es kommen Dinge vor, die wohl in Verbindung mit R�tseln vorgetragen wurden, aber eigentlich ganz aus dem Rahmen der Sammlung herausfallen1). So vermag er denn auch die Masse nicht anders zu ordnen, als in gro�en, stofflichen Gruppen. Voran geht freilich ein Abschnitt ohne �berschrift, zumeist gereimte R�tsel altert�mlichen Gepr�ges, deren einige tats�chlich durch �ltere Seitenst�cke belegt sind. M�glich, da� sie der Grundstock seiner Sammlung waren, an die er das weitere angliederte, m�glicli auch, da� sie statt eines Nachtrages vorangesetzt wurden. Dann kommen die Sammlungen „von Gott", „von den Heiligen", „vom Gebet"; dann k�nnten die Elemente folgen; aber auf den Abschnitt „Von Wasser" folgt sogleich der unerquickliche „Von Dreck", an den sich nur zu �hnlich die Gruppen „Von V�geln", „Von Fischen" und „Von Hunden" anreihen, wobei aber auch sehr viel R�tsel von sonstigen Tieren und schlie�lich von allem m�glichen andern mit unterlaufen. Als wollte der Verfasser nun auf das Menschenleben zu sprechen kommen, bringt er eine Reihe von R�tseln „Von Handwerkern", springt aber gleich wieder �ber zum „Himmel" (in sp�teren Drucken ist eine Unterabteilung dieser Gruppe „Von den Tagen" �berschrieben); daran reiht sich sinngem��: „Von dem erdtreich und Landen" und endlich folgt die gro�e Gruppe „Von den Menschen", worin so ziemlich alles noch �brige untergebracht wird.
*) Weiteres zur Kennzeichnung der �ltesten Sammlungen in meinen „Neuen Beitr�gen zur Kenntnis des Volksr�tsels" (Pal�stra, Bd. IV), S. 17 ff. Eine genauere Beschreibung mit den sachlichen Abweichungen einzelner Drucke mu� ich mir f�r eine andere Gelegenheit aufsparen. Dort werde ich auch der Bibliotheken und Fachgenossen dankbar gedenken, die mich bei der Vorbereitung dieser Studie freundlichst unterst�tzt haben.
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Nur „Von den Buchstaben und schrifft" handelt ein Schlu�st�ck, das auch wieder fremde Bestandteile enth�lt — alles in allem etwas mehr als 330 Fragen. H�ufig sind die eigentlichen R�tsel mit „Rot", die andern mit „Ein Frag" eingeleitet, aber auch diese Scheidung geht nicht durch; wie denn das Ganze, insbesondere was die Ordnung der Fragen innerhalb der einzelnen Gruppen anlangt, durchaus den Eindruck der eilig zusammengerafften Schleuderarbeit macht und in dieser Hinsicht auch bei sp�teren Auflagen und Nachdrucken nie verbessert worden ist. Eher werden einzelne Nummern an einer gerade passend erscheinenden Stelle nachgetragen, auch wohl mundartliche Ausdr�cke abge�ndert, wobei manche Schlimmbesserungen mit unterlaufen, im Ganzen aber bleibt der Bestand zun�chst unver�ndert. Endlich mu� sich doch eine durchgreifende Neubearbeitung als notwendig erwiesen haben, neben der das �ltere B�chlein aber zun�chst noch herlief.
21. Welcher Art diese Umarbeitung ist, zeigen Titel- und Leitspruch: „Neu vermehrtes Rath-B�chlein mit allerhand weit- und geistlichen Fragen, samt deren Beantwortungen."
„Das Rockenb�chlein hei� sonst ich, Wer langweilig ist, der kauff mich, Er findt in mir viel kluger Lehr, Mit vexir, rathen und anders mehr."
Tats�chlich ist ein m. W. einziger Abdruck eines „Rockenb�chleins" freilich sp�terer Zeit auf uns gekommen1), ungef�hr mit demselben Motto, das aber auf seinen Inhalt besser pa�t, als auf unser R�tselbuch; denn
*) Abgedruckt im Anhang meiner „Neuen Beitr�ge11.
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das wirkliche „Rockenb�chlein" enth�lt zwar auch „sch�ne und anmutige R�tsel" in Reimen (z. T. Alexandrinern) und „kurzweilige Frag und Antworten", dann aber „lustige Reime und T�nzlein", Spinnlieder und „allerhand Kunst und Vexier-St�ck", die in eine R�tselsammlung nichthineingeh�ren. Das �berarbeiteteR�tselbuch hat also seinen Titel von einer andern Gattung entlehnt, die sich augenscheinlich schon gr��erer Beliebtheit bei den K�ufern erfreute, weil sie eben einen bunteren Inhalt darbot. Tats�chlich hat das Verst�ndnis f�r den eigentlichen Reiz des R�tsels nachgelassen. Die Scherzfragen �berwiegen, und am Schlu� hat man fr�hzeitig allerhand fremdes Zeug eingef�gt: K�chenlatein, Stammbuchverse, „Reimen auf Confect-Schreiben", „Politische Sprichw�rter" und galante Redensarten u. a. m., was eher in eine Gesellschaft des 17. Jahrhunderts, als in eine b�uerliche Rockenstube sich schickte. Die volkst�mlich gereimten R�tsel treten ganz zur�ck1).
Sie sind damit nicht abgestorben, aber sie f�hren von nun ab ihr eigenes Dasein abseits der gedruckten R�tselliteratur, die wir hier nicht n�her zu betrachten haben. Diese wuchs zusehends, entfernte sich aber immer weiter von den Bahnen der Volksdichtung und lieferte auch k�nstlerisch wenig Erfreuliches, bis sich im Zeitalter des deutschen Idealismus Schiller und sp�terhin Schleiermacher und Fechner der Gattung annahmen, die sie alsbald auf eine erstaunliche H�he brachten.
22. Das volksm��ig-strophische R�tsel entfaltete sich in steter und enger Verbindung mit der volkst�mlichen Kleindichtung und wurde mit ihr allm�hlich zum
l) Auch diese Ausgabe hoffe ich demn�chst in anderm Zusammenhange zu besprechen.
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Liebling der Kinderwelt und kindlich empfindender Erwachsener, w�hrend in den Schenken und auf den Gassen heut allenfalls noch die Scherzfrage bl�ht. In der neuesten Zeit haben u. a. Fr. Mone und Ma�mann, Wackernagel und vor allem Karl M�llenhoff1) sich um das R�tsel verdient gemacht und auf seine kulturgeschichtliche Bedeutung hingewiesen. Eine gro�e Anzahl von Sammlungen ist nachgefolgt, als deren vorl�ufiger Abschlu� das klassische Buch von Wossidlo erscheinen k�nnte. Aber seine wohlgeordnete Sammlung mit ihren reichen Literaturangaben und ihren zahllosen Varianten, die so tief in das quellende und flutende Leben dieser kleinen Dichtungen hinein blicken lassen, hat wiederum die Forschung und auch die Sammelt�tigkeit neu befruchtet. Nicht eigentlich wissenschaftlich gehalten, aber sehr f�rderlich war die Arbeit von Bonus �ber die „Biologie des R�tsels". Augenblicklich bem�ht man sich an verschiedenen Stellen um die Frage nach der besten Anordnung des R�tsels2); es wird sich zeigen, da� auch diese Frage sich kaum allgemein befriedigend wird l�sen lassen, da hier alles flie�t, und ein und dasselbe R�tsel durch eine kleine
Nordische, englische und deutsche R�tsel. Zeitschrift f�r deutsche Mythologie, Bd. III (1855), S. lff.
2) Vgl. den Anhang meines Buches „Neue Beitr�ge". Ferner Robert Lehmann-Nitsche, Folklore Argentino I, und die Kritik von C. W. von S y d o w (s. Bibliographie). — Den mythischen Grundlagen des R�tsels gehen neuerdings die Mitarbeiter der „Mythologischen Bibliothek" mit regem Sp�reifer nach, allen voran W. Schultz in Wien. Soweit mir die Ergebnisse ihrer Arbeiten (durch die mehrfach erw�hnte Abhandlung von Schultz) zug�nglich geworden sind, scheinen sie mir eine F�lle wertvollster Anregungen zu geben, ohne da� ich ihre grunds�tzliche Stellung durchaus zu teilen verm�chte.
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Erweiterung und Umbildung in eine andre Gruppe �berzugehen scheint.
Nicht im Sinne einer strengen Systematik, sondern zum Zweck eines raschen �berblicks gebe ich nun eine Musterung der seit dem 15. Jahrhundert beliebtesten Arten des R�tsels, immer im Hinblick auf die Entwicklungsgeschichte der Gattung, die wir oben in gro�en Z�gen verfolgt haben1).
IV. �berblick �ber die Formen unserer Volksr�tsel.
Alle R�tseldichtung geht von der Deutung des Gegebenen aus: der Geist sieht allenthalben Beziehungen, die gleich feinen F�den in und zwischen den Dingen weben, und die Einbildungskraft rafft ein B�ndel solcher F�den zusammen und formt daraus ein neues Bild: aber dies Bild ist nicht so vollst�ndig und durchsichtig, wie bei der Fabeldichtung und der ausgef�hrten Allegorie; ohne da� wir das Urbild dar�ber aus den Augen verl�ren und uns erst wieder mit dem Verst�nde zu ihm zur�ckversetzen m��ten, werden wir zwischen Anschauung und Verstandsarbeit hin- und hergezogen und von dem Gegenstand des geistigen Spiels nur weggelockt, um alsbald wieder mit neuer Liebe zu ihm zur�ckzukehren. Bei den urspr�nglichen Formen, aus denen unsre Volksr�tsel erwachsen sind, konnten wir solches Schwanken oft deutlich beobachten, und manches noch heute wohl-
Im folgenden bezeichne ich die angef�hrten Beispiele der Weimarer Handschrift mit W. K. (die beigesetzte Kummer bezieht sich auf die von K�hler gedruckte Auswahl); B. bezeichnet das „Stra�burger R�tselbuch" mit der Nummer des Neudrucks von Butsch, Wo. bezieht sich auf die Nummern der Sammlung von Richard Wossidlo. Mit NR. ist das „Neu vermehrte R�tselb�chlein11 gemeint.
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bekannte R�tsel arbeitet mit diesem. Kunstmittel. Im allgemeinen aber bewegt sich die R�tseldichtung des Mittelalters und der Neuzeit bei uns und unsern Nachbarv�lkern doch in zwei gegens�tzlichen Richtungen.
Auf der einen Seite scheidet das Anschauungselement so gut wie ganz aus; wie in der �ltesten Zeit die Wissens- und Scharfsinnsproben der Priester aus ernsten rituellen Fragen zu spielender Bet�tigung des Geistes �bergingen, so prunkte m�nchischer Ehrgeiz im Mittelalter mit �berlegenem Wissen; dann nahmen epigonenhafter Dichterhochmut und meistersingerische Spitzfindigkeit die �berkommenen Formen auf und verfielen bisweilen mit ihren gequ�lten Erzeugnissen der unfreiwilligen Komik; nur einen Schritt weiter und die spielende Bet�tigung des Verstandes wird zum Spiel mit der T�tigkeit des Verstandes selbst, das R�tsel wird zum blo�en Hebel des Witzes in verschiedenen Formen, es hebt sich selbst auf. Waren die �ltesten Formen von Wissens- und Weisheitsfragen noch keine R�tsel, so gehen die „Scherzfragen" im weitesten Sinne des Wortes schon �ber das R�tsel hinaus. Hier erweist sich der „Esprit" des „Salons" im 17. Jahrhundert, der n�chterne Scherz der Aufkl�rer und schlie�lich — der Witz der Gasse und der Schulstube unserer Gegenwart als der Erbe der „Joca" des Mittelalters.
Dagegen entfaltet das R�tsel seine sch�nste Bl�te, wo die stimmungerf�llte Anschauung, die schon den �ltesten Deutungen inne wohnte, sich frei und kr�ftig offenbart. Das kann aber am besten auf dem Boden der eigentlich volksm��igen Dichtung geschehen, die weniger auf Apperzeption, denn auf gef�hlsm��ige Assoziation der Vorstellungen begr�ndet ist und lieber mit sinnf�lligen Ausdr�cken, als mit fadenscheinigen Beziehungen arbeitet.
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Nur kanu eben die Anschaulichkeit nie bis zur v�lligen Ausl�schung des intellektuellen Bestandteils durchgef�hrt werden, wenn das R�tsel nicht in die Allegorie �bergehen soll; es ist um so vollkommener, je unvollst�ndiger oder widerspruchsvoller die Beschreibung an sich selber ist, die auf unsere Einbildungskraft wirken soll. Zwar wird sie, wenn die L�sung erfolgt ist, nicht aufgehoben, sondern bleibt in gewissem Sinne bestehen; aber sie f�gt sich dem Gegenstand des R�tsels nicht an, wie ein knappes, festsitzendes Kleid, das alle Biegungen und Rundungen des K�rpers andeutet, sondern sie f�llt allenfalls dar�ber wie ein bauschiger Mantel, der nur hier und da die Umrisse des Leibes erkennen l��t, ihm aber durch seine eignen Farben und Formen eine besondre phantastische Sch�nheit verleiht. So wird der H�rer eines echten R�tsels einmal zwischen Sinn und Unsinn, dann wieder zwischen Anschauung und begrifflicher Erfassung des Gegenstandes hm- und hergezogen oder gar gewiegt. Das R�tsel ist vielleicht k�nstlerisch um so vollendeter, je mehr sich die verschiedenen Teile das Gleichgewicht halten; das ist nicht bei allen „wirklichen R�tseln" der Fall, und nicht einmal gleichm��ig bei allen �berlieferten Formen derselben Dichtung: eine Variante kann zerst�ren, was anderswo zur gl�cklichsten Einheit gef�gt worden war. Daher sind aber auch die Grenzen zwischen dem „wirklichen" und „unwirklichen" R�tsel flie�end; zumal in der �lteren Zeit, etwa noch im 16. Jahrhundert, wo das dichterisch durchgef�hrte Anschauungsr�tsel erst allm�hlich seine ganze Formen-fii�e zu entwickeln anf�ngt.
Noch ein Weiteres folgt aus der Entwicklungsgeschichte der Gattung f�r unsre R�tsel. War in der
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�ltesten Zeit von der richtigen Deutung irgend welcher Anzeichen, von der Aufl�sung schwieriger Fragen und von dem Siege �ber einen geistig ebenb�rtigen Gegner Besitz und Ehre, vielleicht das Leben abh�ngig gewesen, so sehen wir, wie alte Volksr�tsel als Kunstwerke gern in einen erdichteten Zusammenhang gestellt werden und die Form der Erz�hlung annehmen1). Durch die eigent�mliche Spitze, worauf die Geschichte zueilt, ist sie der gnomischen und parabolischen Darstellung nahe verwandt, weckt aber doch im Zuh�rer die Lust am Raten auf ganz besondre Weise. Sp�terhin wachsen lied- oder balladen-f�rmige Einrahmungen oder halb dramatische Einkleidungen (wie das „Kranzsingen" u. dergl.) neben den immer noch lebendigen R�tselm�rchen und -anekdoten empor. Freilich l�sen sich viele der anfangs so gebundenen Fragen aus ihrem Zusammenhange 'und werden einzeln als Scherzfragen vorgetragen, auch wohl zu strophischen Anschauungsr�tseln erweitert. Aber auf der andern Seite nehmen auch die Anschauungsr�tsel wieder sehr gern die Form von kleinen Erz�hlungen an, worin der zu erratende Gegenstand als Wundertier oder als wunderbares M�nnchen erscheint oder doch durch einen Namen oder eine Benennung von besonderem Klange gewisserma�en pers�nliches Leben erh�lt. Es ist also nicht ratsam zwischen R�tselgeschichten im weitesten Sinn des Wortes und R�tseln ohne solche epische Einkleidung einen allzu scharfen Schnitt zu machen: auch hier ist alles im steten Flusse2).
Vgl. Schultz, Sp. 08 tf.
2) So bringt das „Stra�burger R�tselbuch'1 (B. 263) eine der beliebtesten Fragen aus den alten R�tselgeschichten (vgl. B�rgers Ballade „Der Kaiser und der Abt") ohne jede Einkleidung: Wie
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Unsre rasche �bersicht wird also immer nur die sozusagen „extremen F�lle" ber�cksichtigen k�nnen, um dem Suchenden in dem Labyrinth der Form einen ersten Wegweiser zu geben.
24. Die �ltesten Formen des R�tsels, die wir unter dem Namen „Deutungen" zusammenfassen, kommen in neuerer Zeit selten vor. Zwar legt das Volk dem Glockenton, dem Trommelmarsch, den Stimmen der Tiere und andern Ger�uschen einen bald ernst- bald scherzhaften Sinn unter, und die Kunstdichtung hat davon mannigfachen Nutzen gezogen. Aber in die Form von Frage und Antwort werden diese Dinge doch wohl nur zum Scherz gekleidet.
Beispiele: Zeichendeutung: | | O I CD „Der ist dick und der ist d�nn, der ist drau�en, der ist drin" (vgl. die Schnitzelbankverse)1). — Buchstaben: S M D M D F S (Anfangsbuchstaben der Wochentage): „S�h, Mann, Du m��st din Fru slahn", Wo. 904. — Zahlen: 1, 2, 6, 3: „Eine Ente und zwei G�nse haben sechs F��e und drei
ferr von cim ort der well an dz ander sy. — ein tage reiss, als die son bezeiigi mit yrem vflgang des morgens und nidergang des nachts. Eben da finden wir eine Frage: Thut maus so geschichls, thut maus nit so geschichls aber. — wasch die hcnde vnd tr�cken sie nit sie werden selbs trnclien (B. 210). Das erinnert nicht blo� an das „Video et tollo" der Reichenauer Handschrift, sondern auch an die beliebte ll�tselfrage von den Tauben und Erbsen: „Wenn sie kommen, dann kommen sie nicht, wenn sie nicht kommen, dann kommen sie". Diese Frage aber ist z. B. bei Wo. 992 wieder als Gespr�ch zwischen dem alten Fritzen und einem Bauern aufgemacht. Auch die benachbarten Nummern bei Wo. zeigen die starke Neigung des Volkes zur anekdotischen Ausgestaltung solcher Scharfsinnsproben.
*) Renck, Volksr�tsel aus Tirol. ZdVfVk., Bd. V, S. 160.
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Schw�nze" usw., Wo. 903 (oft obsz�n) *). Meist als Erz�hlung ausgestaltet ist die geistliche Deutung der Spielkarten, deren Gebrauch in der Kirche etwa ein Soldat vor seinem Vorgesetzten rechtfertigt: „Das A� bedeutet: Gott im Himmel; die Zwei: die zwei Naturen in Christo; die Drei: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist" usw., Wo. 986. Auch diese Erz�hlung ist doch wohl scherzhaft gemeint (der Soldat redet sich heraus!), geht aber auf eine ernsthafte Deutung zur�ck. Die bald fromme, bald satirische, bald ausgelassene Stimmung ist unverkennbar.
Scharfsinnige Deutungen gewisser Anzeichen, meist in Form von Geschichten, sind bei uns nicht sehr beliebt, doch vergl. Wo. 985.
Wortdeutungen (vergleiche die alten Kenningar) sind ernsthaft kaum mehr �blich, doch liegen biblische Umschreibungen manchen R�tseln des Stra�burger Buches zu Grunde: z. B.: „Was an Christo das widerwerligst vnnd vngleichst sey. — das er ein lew vvid ein lamp ist als die heilig geschrijft sagt: Der lew von dem geschlecht Juda hott vberwnden etc.u B. 28, vgl. auch 36 u. a. Heut noch versprengte „Traugemundfragen" �hnlicher Art: ,,Mann ohne Mutter" (Gott), „Pferd ohne Futter" (Rosse des Elias), „Feuer ohne Iiitz" (im Ofen der drei M�nner der Bibel), „Turm ohne Spitz" (zu Babel) Wo. 407. In die N�he der R�tsel r�cken solche Umschreibungen eben durch ihre wunderbare
') Insofern es sich hier um willk�rlich hergestellte Zusammenh�nge handelt, die durch den Reim eine Art komischer Best�tigung erhalten, k�nnte man auch die bekannten Scherze heranziehen, die drei Gegenst�nde, welche an sich nicht das Geringste mit einander zu tun haben, unter der Frage: „Wie reimt sich das zusammen?" vereinigen. Solche Scherze schon in der Weimarer Handschrift. Zur Bedeutungsentwickelung von 'sich reimen' vgl. jetzt Braune, Beim und Vers (1916), S. 32 f.
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Gegens�tzlichkeit oder durch den scheinbaren Widersinn, den sie enthalten. Insofern das Unbegreifliche oder scheinbar Unm�gliche eine �hnliche Stimmung des Staunens ausl�st, k�nnen die meisten „Halsl�sungsfragen" hierher gesetzt werden. Nur bezieht sich der Verbrecher, der sich durch ein unl�sbares R�tsel vom Strange befreien kann, nicht mehr auf ein heiliges Wissen, sondern auf eine ganz pers�nliche Erfahrung: beidemal soll etwas erraten werden, das eben nicht all und jeder wei�, und dem der Sprecher noch eigens eine wunderbare Form gibt. Urbild: das Simsonr�tsel, das im Stra�burger B�chlein vorkommt (B. 173 nach Judic. c. 14). Verwandt die neuere Form: „Henging un wedderkamm, lebendigen ut'n doden namm", Wo. 967, auch 979. Daselbst reiche Sammlungen 962 if. (Verzerrung durch Verbindung mit Zeichendeutung, Wo. 973, oder durch Einf�gung eines Eigennamens, wie im „Uor�tsel", Wo. 962) *). �hnlich die „Botenr�tsel" in Gespr�chsform2): beide Unterredner sind Wissende, der Zuh�rer aber mu� erraten, da� es sich z. B. um das Kind im Leibe der Frau handelt, nach dem sich der Mann durch den Boten erkundigen l��t. „Ich bin geschickt, um zu holen das, Sie werden wohl wissen was. — Ach Bote setz dich nieder, gr�� deinen Her
rn wieder. Sobald der Berg vergeht, der vor mir steht, will ich ihm schicken das, er wird schon wissen
Das R�tsel von der s�ugenden Tochter, Wo. 968, vgl. Ohlert,
S. 59 f. Die Worte des Vogels, der sich unter dem Sch�del eiues J�gers gefangen hat, vgl. B. 99 : „Do du lebst, do lept auch ich, du hast gern gefangen mich, nun bistu todt vnd hast mich darumb ich sterb was hilffts dich". Vgl. Wo. 978. Das R�tsel von „Geboren und ungeboren", Wo. 9S0 (vgl. 970). Schon WK. 20. Drei „Halsl�sungsfragen11 in den Heidreksr�tseln Nr. 12, 24, 27. Vgl. oben Seite 19 ff.
2) Botschaftsr�tsel nennt sie Schultz, Sp. 69 f.
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was", Wo. 975 ff. (Fast immer auf geschlechtliche Dinge bezogen, vgl. auch Wo. 984 und B. 122.)
Wird die unverst�ndliche Andeutung zu einer breiteren und deutlicheren, wrenn auch noch immer r�tselhaften Beschreibung erweitert, so erhalten wir wirkliche R�tsel von jener h�bschen Art, wie sie Wos-sidlo im Anfang seiner Sammlung mitteilt (Wo. 1 ff.). Beschreibende Benennungen wie „Knickerkrumm�m', und „Kahlekoppschorn", ja selbst reine, nur teilweis malende Klangw�rter, wie „Hiten-haten" und „Priten-praten" k�nnen doch, im Zusammenhang des Ganzen, dem H�rer auf den rechten Weg helfen. Dagegen kehren wir wieder zum unwirklichen R�tsel und zwar zum komischen zur�ck, wenn eine derartige Benennung den H�rer absichtlich auf eine falsche F�hrte f�hren oder ihm etwas ganz Allt�gliches als geheimnisvoll und unbegreiflich hinstellen will. Das letzte ist der Fall, wenn schlichte Worte der Alltagssprache zu ungeheuerlichen Gebilden zusammen ger�ckt oder mit lateinischen Endungen versehen werden. Auch hier ist nat�rlich die Einkleidung in anekdotische Form, z. B. nach Art der „Halsl�sungen", sehr beliebt; hierher geh�ren „k�chenlateinische" We ndungen, wie „Boomhoochjus, Kleinnestus" usw. Ferner die Zusammenr�ckungen ganzer S�tze, wie ,,Mausmehlaas, rehkohlaas, kuhklee-fanddensieaas" (Wo. 965, �berhaupt 964ff.)1). Weiter ausgef�hrt die h�bsche Geschichte vom Pfarrer, der seiner K�chin zuruft: „Lenewententum" oder sich mit dem K�ster singend �ber einen mi�gl�ckten Hammel-
1) Vgl. die bekannten Betonungsscherze der Kinder, z. B. ,,Bei dem Kl�ppfensterchen sa�en Gespensterchen" usw., vgl. Diihnhardt, Volkst�mliches aus dem K�nigreich Sachsen, Heft 1 (1898), S. 56f.
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Diebstahl unterh�lt (vgl. Wo. 1COO); auch von dem �berspannten Bauern, der alles mit verkehrten Namen nennt und dem dann sein Knecht eine h�chst sonderbare Meldung macht, als die Scheune in Brand ger�t (Wo. 999)1). Verwandt die Verschen, die erst durch richtige Teilung einzelner Worte einen rechten Sinn erhalten, wie das anscheinend auf unser Mitleid hinarbeitende: „Ein armer Mann in meinem Land, der hatte zehn Finger an jeder Hand f�nf und zwanzig an F��en und H�nden. Wer kann mein R�tsel drehen und wenden?"
Viel deutlicher wird die Absicht des Irref�hrens bei den „auffallenden S�tzen", die sich schlie�lich als ganz harmlos herausstellen: „Is'n groten upstand in'ıı d�rp" (die Leute sind heut morgen aufgestanden, Wo. 917 ff.). �hnlich die „seltsamen Berufe", h�ufig in erz�hlender Form: Der alte Fritz fragt den Bauern, warum er selbst ackere und was denn seine S�hne treiben. „De een is'n leeger (Priester), de tweet'n bedreeger (Kaufmann) un de dr�dd'n m�rder" (Soldat, Wo. 997), was denn freilich in die st�ndische Satire �bergeht2). Solche Scherze waren schon im 15. Jahrhundert sehr beliebt, nahmen aber gern einen Stich ins Unfl�tige an. Daneben „Ungereimtheiten", die einen tieferen Sinn haben und sich damit wieder zu den ernsteren R�tseln stellen0): „Es ist an allen orten h�bsch vnd sch�n on ym arss
*) Vgl. ZdVfVk. �. XVI, S. 8ff.
2) Harmloser wird etwa der B�ttcher als „Rumtreiber" der Spielkartenmacher als „L�rmmacher" bezeichnet usw.
3) Ein Bauer r�hmt sich vierer Gnaden: sein Pferd sei vern�nftiger als der Pfarrer im Dorf (denn es kann, wenn es gesoffen hat, allein den Heimweg finden), 100 Gulden habe er dahingelegt, wo sie ihm niemand stehlen kann (n�mlich in den Gotteskasten) usw. B. 297. Scherzhaft: B. 133.
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iss finster" (B. 333, wo „ars" die Kunst meint, die aus „finstern Buchstaben gelernt wird"). Scheinbar Ekelhaftes stellt sich als appetitlich heraus: Wie von einem wisch des hindern ein gut essen zu machen sy (Kuhzunge, B. 87, vgl. die Gruppe „S��tb��t", Wo. 993). Auch das Umgekehrte kann nat�rlich eintreten. Zwischen die Frage und Antwort kann sich ein Zwischensatz schieben, der eigentlich erst die Verwunderung des Ratenden erregt: ein R�tsel des Stra�burger Buches (B. 331), das mangelhaft �berliefert ist, lautete urspr�nglich etwa: „Worauf steht der Christenglauben? — Auf alten Lumpen und Schafsh�uten", d. h. auf Papier und Pergament. — Solche Fragen kleiden sich gern in die Form: „Was willst du lieber?", die ebenfalls alt, aber noch heut sehr beliebt ist. So wird Harmloses als Schmutziges gedeutet in einem R�tsel der Weimarer Handschrift (Nr. 3)T). Umgekehrte Richtung: „Willst du lieber einen Tag hungern oder 7 L�cher im Kopf?" (d. h. Augen, Ohren usw. Derlei Fragen Wo. 523 if.). Im 16. Jahrhundert sind die verwandten Satzscherze beliebt: So du gefragt wirst ob dir lieber wer das dich ein wolff fress, oder ein scho�\ geb die antworte der wolff isst mir lieber ein schoff dan mich (vgl. B. 128 f.).
25. Um die zuletzt besprochenen R�tsel zu l�sen, bedurfte es, soweit sie nicht geradezu komisch-parodistisch gemeint waren, jener Verbindung von sicherer Auffassung und rascher Verbindung der Vorstellungen mit logischer Sch�rfe, die wir wohl „Sp�rsinn" nennen. Wieder andre stellen sich unmittelbar als Aufgaben f�r den rech-
*) Wolstu, das du so starck wer st das dich nyemant habenn (= heben) lauidt, oder wolstu so lieb sein das dich yedermann haben ivoU (Dreck und Abort).
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nenden und �berlegenden Verstand dar, den sie nun zu einer Art spielender T�tigkeit aufrufen. Und auch diese T�tigkeit kann nat�rlich wieder komisch parodiert werden. Was die Aufgabe r�tselm��ig macht, ist ihre Einkleidung; hier erscheinen fast immer ausgearbeitete, strophische Gebilde, und die Darstellung geht auf den Eindruck des Wunderbaren*), ja auf v�llige Verwirrung des H�rers aus. Rechenaufgaben: Der Fuchs im H�hnerstall u. a., Wo. 898 ff. Scherzhafte Rechenaufgaben locken entweder den Verstand auf eine falsche F�hrte, wo es gar nichts zu rechnen gibt (sehr bekannte Form: jemand geht nach X. Ihm begegnet ein Mann mit sieben Weibern, jedes Weib hat sieben S�cke usw. usw. Wieviel gehen nach X? Nur der eine, die andern begegnen ihm. Vgl. Wo. 892 ff.). Schlie�lich l�uft das Ganze auf einen Wortwitz (Doppelsinn, Tonversetzung u. dgl.) hinaus, und die Zahl solcher R�tsel ist Legion. (Einige Formen: Was ist schwerer, ein Pfund Blei oder ein Pfund Eisen? Wo. 878. Wieviel wiegt der Mond? — ein Pfund = vier Viertel, Wo. 891. Wieviel Fl�he gehen auf einen Scheffel? — sie h�pfen darauf, Wo. 882. Wieviel Nadeln geh�ren zu einer aufgeputzten Braut? — keine mehr, Wo. 887. Alte Formen: Wieviel V�gel sind in unserm Lande? Die Antwort nennt jene, deren Namen mit Vogel gebildet ist, B. 92, vgl. auch 105 und 249f.). Verwandtschaftsaufgaben schon in den Reichenauer R�tseln2). Reich entwickelt in den Joca (besonders
') Das wird besonders klar an den R�tseln, worin die Gliedma�en zusammengeh�riger Lebewesen addiert werden. Altnordisch: Odin und Sleipnir, Heidreksr�tsel Nr. 35. Dazu Wo. 424. �hnliches altenglisch bei Loewenthal, S. 31.
2) Vgl. PBBeitr., Bd. XLI, S. 332 ff.
Petsch, Das deutsche V�lksr�tsel. 5
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Lots T�chter!), danach viele in den R�tselb�chern des 15. Jahrhunderts, vgl. B. 292, 305, 307, 311. Neues bei Wo. 901 f. Beliebter als heut waren in �lterer Zeit die „schwierigen Aufgaben", die unter andern in der Weimarer Handschriftl) eine gro�e Rolle spielen; oft genug arbeiten sie mit dem Wortwitz, der Reiz f�r den H�rer aber bestand zumeist im Schmutzig-Ekelhaften. An die Aufgaben der K�nigin von Saba erinnert noch ein so h�bsches R�tsel wie B. 55: „So ainer• XXX meill zu einem guiten fr�ndt het vnd solt in zweyeitstunden oder dreyen [seyn] das sy bey d yr hendt vss eim wasser W�schen, vnnd die selbigen an einer niatery truckenten. Ist die Frag wie das geschehen m�g. — des morgen in dem taw zu weschen vnnd in dem windt zu truckenen,etc. Noch n�her mit den oben besprochenen „r�tselhaften S�tzen" verwandt ist B. 18: „Es was einer bescheiden zu kommen w an die bawren [1. b�um] zu ein w�rden geen. vnd die vnriebigen stil sten. wan die nassen trucken werden, vn die teilt vergessen jr geberden. vnd so auch das lycht das schwer hebt. vnd das todt dz lebendig vergrebta (Tische zusammenlegen. Trinkgef��e trocknen, Leute schlafen im Federbett, Asche begr�bt das Feuer) — ein R�tsel das schon gereimte Form aufweist2). Andre gehen deutlich zum Wortwitz �ber, z. B. B. 162: Fisch oder fleyscli zu saltzen, das es sich halt von einem jar in das ander (am Sylvesterabend!) — ein Vorl�ufer der heut in ge-
*) Nr. 55 ff., 60. B. 72 u. �. Vergl. Schultz, Sp. G7 f.
2) Auch das gereimte R�tsel von der Weintraube ist aus solchen Fragen hervorgegangen. B. 138 und Wo. 466. Auch (las hochpoetische R�tselm�rchen der Br�der Grimm, KHm. 160, stammt aus dem Stra�burger R�tselbuch, vgl. B. 314.
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wissen Kreisen beliebten „schwierigenExamensfragen"1); auch hier feierte nat�rlich die Neigung zum Schmutzigen ihre Triumphe in dem aristophanischen 16. Jahrhundert2). Die ernsteren R�tsel dieser Art sind heut fast ausgestorben, die komischen3) erscheinen fast durchweg als kurze Scherzfragen, die sich weniger an die �berlegung als an das Wissen zu wenden scheinen. Nur eine Art komischer „Scharfsinnsfragen" hat sich bei uns zu bunteren, strophischen Gebilden entfaltet; es sind die schon im 12. Jahrhundert in Gestalt prosaischer Erz�hlungen bekannten Fragen nach dem Namen des Hundes und �hnliche „Namenscherze" („Kaiser Karolus hatte einen Hund"), bei denen der Name schon im R�tsel mit vorkommt, wenn auch in andrer Bedeutung4). Nahe verwandt sind jene Buchstabenr�tsel, die den H�rer auf falsche F�hrte zu locken suchen, indem sie mit der Schreibung und mit der Bedeutung des Wortes spielen, z. B.: „Was ist im Bier und Braten, aber nicht in Wien, sondern in Berlin?" (das R)5). Diese Scherze scheinen jung zu sein (Wossidlos Belege f�hren nicht �ber das IB. Jahrhundert zur�ck), stehen aber an der Stelle
l) Beispiel: „Wie kann man Hammelfleisch am l�ngsten frisch halten? — Man l��t den Hammel am Leben41; oder: „Wie kann man Gold herstellen? — Man s�t Goldlack in die Ritzen des Fu�bodens, dann verbindet sich der Lack mit ihnen zu Lakritzen und das Gold wird freiu.
8) z. B. B. 128.
3) Vgl. etwa Wo. 730 ff.
4) �hnliche Wortspiele bildeten eines der Hauptkunstmittel in den R�tseln der mhd. Spruchdichter, vgl. Roethe, Reinmar von Zweter, S. 252, Anm. 312 (2), Loewenthal, S. 54 f. J�ngere Beispiele bei B. 101 und Wo. 951 ff.
5) Wo. 470 ff. Zweideutigkeiten sind nicht selten.
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�lterer Silben- und Buchstabenversetzungsr�tsel, die im Mittelalter sehr beliebt waren1), auch im 15. Jahrhundert noch vorkamen2), allm�hlich aber ganz in die Kunstdichtung und in die Unterhaltungsreimerei der „gebildeten St�nde" �bergetreten sind, w�hrend das Volk nicht viel von solchen „Charaden, Anagrammen, Palindromen" usw. wissen mag3). Soll der gemeine Mann sein Nachdenken auf das Wort richten, so mu� es schon das geh�rte Wort sein; das geschriebene fesselt ihn nicht genug, obwohl die geheimnisvolle Kunst des Schreibens und die Buchstaben selber wieder sehr wohl Gegenst�nde des R�tsels abgeben k�nnen4).
26. Auch Wissensfragen sind ja im Volk beliebt, wenn nur mit dem Gegenstande des Wissens eine klare Anschauung aus dem Leben oder eine geschichtliche und vor allem biblische Erinnerung verbunden ist, und wenn er nur in eine gewisse, etwa erbauliche Stimmung getaucht wird, die nat�rlich auch wieder ins Komisch-Parodistische umschlagen kann. Auf dem Boden der alten Wissensfragen, zumal der Joca monachorum, sind zum weitaus gr��ten Teil die „Scherzfragen" erwachsen, die heut zu tausenden unter uns umlaufen in einer Formenf�lle, die jeder Systematik spottet. Schon wiederholt hatten wir darauf hinzuweisen, wie Scharfsinnsproben in solche Wissensfragen �bergingen, und wir werden von solchen Grenzgebieten noch �fters zu reden haben.
Ernsthafte Wissensfragen, zumal �ber geistliche Gegenst�nde, sind heute verh�ltnism��ig selten und gehen
Zahlreiche Beispiele in Mones Anzeiger.
2) B. 159, 335.
3) Vgl. Ohlert, a. a. O., S. 209 ff.
4) Vgl. den Schlu�abschnitt bei B.: „Von den Buchstaben".
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damı auf �ltere Vorbilder zur�ck. Die aus den R�tselm�rchen bekannte Frage, wie weit es in den Himmel sei feine Tagereise, nach Luc. c. XXIH, V. 43) *), erscheint im Stra�burger B�chlein schon halb scherzhaft gewendet (eine halbe Tagereise, „dann Christus f�r zu mitag himiff, wer jm mehr zeyt not gewest, er Jtets nit verzogen", B. 242), aber sie hat ein ernsthaftes Gegenst�ck: Wie hoch vom hymmel herab sey — das weisst nie-mani dan got vnd der teiiffel, der hott es gemessen, vimd mag nit wider liinuff kommen" B. 244), wo die Frage nur als Einleitung zu einer warnenden Betrachtung dient. Als geschlossene Gruppen erscheinen dann die wohlbekannten Joca: „Wer gestorben und nicht begraben sei"2) usw. (B. 274ff.). Einzelnes erscheint seit alters gereimt, wie das alte Eva-R�tsel3). �berwiegt hier das Wunderbare, Spannende, so ist eine reine Wissensfrage die nach dem mittelsten Verse des Psalters (B. 46)4). Weltliches Wissen nach Aristoteles erscheint in dem gereimten R�tsel von den Wassern, die bei Nacht schneller flie�en als bei Tage (B. 52). Aber schon in den alten R�tselb�chern gehen diese Fragen zum gro�en Teil ins Scherzhafte �ber. Theologische Weisheit und Spitzfindigkeit wird witzig parodiert in der scheinbar geheimnisvollen Frage, wo sich Gott aufhielt, als er weder im Himmel noch auf
l> Vgl. Wo. 987, 2.
8) Wo. 407, 409.
3) B. 304. Vgl. auch 321 f. Vgl. oben S. 46.
4) Parodiert in B. 48: Das Mittelste im Paternoster ist die „Schnur, daran es gefa�t ist". Solche parodistischen Fragen werden gern mit den ernsthaften paarweise zusammengestellt. Der Hereinfall ist dann um so gr��er!
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Erden war („auf dem Esel, am Kreuz oder in der Luft", B. 26 *), oder wieviel Tuch der Herr zu einem Paar Hosen gebrauche, da doch sein Stuhl im Himmel und sein Fu�schemel auf Erden sei? Wenn die Antwort sagt: eine Elle Tuch, denn soviel ist genug f�r einen armen Menschen, und was man einem Armen schenkt, das gibt man Christus (B. 25), so ist die Absicht der Irreleitung ganz deutlich; sehr oft nimmt die Frage eine satirische F�rbung an, z. B. B. 324: Weichs der frey-digest man gewest sey, wer die gr�sst that welch vor nit gescheen ist gethon hot? — Lantech nam zwey weyber das ym mancher vngern noch tliet. Nach der �u�eren Gestaltung, den Stoffgebieten und der beherrschenden Stimmung sind tats�chlich so ziemlich alle oder doch die wichtigsten Formen, die bei unsern heutigen „Scherzfragen" auftreten, schon in den alten B�chern belegt. Von den Bibelfragen, die sehr oft ins Weltliche �bergehen („Wo hat Adam den ersten L�ffel genommen?" — „Beim Stiel"; oder „Worum trug Judas den Bart?" — „Um das Kinn rum", vgl. Wo. 704—06, 773, 948), greift das Volksr�tsel auf alle m�glichen Lebensgebiete �ber und verwendet den Doppelsinn einzelner Worte, versetzte Betonung und andre sprachliche Mittel, um den H�rer zu foppen oder unter dem Schein der Belehrung kr�ftige Hiebe auszuteilen. Ganz besonders beliebt sind die superlativischen Fragen („Was ist
das Beste an----? Was ist das gr��te Unrecht? Welches
sind die d�mmsten Kreaturen?" (Wo. 532ff. 564ff.) oder die Frage nach dem Unterschied und der Gleichheit verschiedener Gegenst�nde. Die Sammlung von Wossidlo
1) Vgl. Wo. G80.
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erm�glicht im ganzen eine bequeme �bersicht (523 ff.). Einige der wichtigsten Formen habe ich in einer fr�heren Arbeit er�rtertI).
Dagegen haben sich die ernsten Bibelfragen nur ganz selten erhalten und auch dann nur, wenn ihnen ein gewisser Stimmungsgehalt inne wohnte, wie dem sch�nen R�tsel, wann die Sonne und zw�lf Sterne zu uns hernieder gekommen seien (als Christus mit seinen zw�lf J�ngern auf Erden wandelte2), oder wenn sie strophische Form erhalten hatten und durch weitere Ausf�hrung ihrer Einzelheiten in die Reihe der Anschauungsr�tsel �bergetreten waren. Hierzu geh�rt vor allem das weit verbreitete Jonasr�tsel3).
27. Damit kommen wir zu den „wirklichen Volksr�tseln", die fast durchweg in gebundener Form, zumeist in einer gereimten Strophe einherschreiten; dabei pa�t sich die �u�ere Form fast immer in bewunderungsw�rdiger Weise dem doppelten Ziele an, den Gegenstand, der vor den Augen des Fragenden steht, m�glichst anschaulich zu schildern und ihn doch wieder vor den Blicken des Suchenden zu verstecken. Das geschieht, indem der Fragende mit einer gewissen Absichtlichkeit und Willk�rlichkeit ihn in ein ganz bestimmtes Licht r�ckt. So erweckt er durch Benennung und Beschreibung, durch Farben und Formen, durch anekdotische oder m�rchenhafte Einkleidung eine ausgesprochene Stimmung, womit der Gegenstand im Leben wohl auch betrachtet werden kann, aber nicht notwendig betrachtet werden mu�.
') Neue Beitr�ge, S. 22 ff.
2) Wo. 649.
3) Wo. 412, vgl, daselbst 413: Der Zug der Kinder Israels durchs rote Meer.
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Liegt diese Stimmungsnote gar zu nahe, so erleichtert sie die L�sung des R�tsels sehr, vielleicht zu sehr; je gr��er die Spannung zwischen der willk�rlichen und der nat�rlichen Betrachtungsweise ist, um so st�rker ist die komische Wirkung, wenn das R�tselwort endlich genannt wird. Eine vollkommene Dissonanz freilich hinterl��t das wirkliche Volksr�tsel wohl nie: zum wenigsten l�sen sich die verschiedenen Werte in eine entweder billigende oder ablehnende Gesamtstimmung auf. Man wird den Tod nicht unter dem Bilde eines gef�lligen Tierchens darstellen und f�r einen Lieblingsgegenstand des R�tsels, wie das Ei, nicht gerade die Stimmung des Grauens zu erwecken suchen. Eine gewisse Einheitlichkeit zwischen Gegenstand und Stimmung besteht also im allgemeinen doch, und �ber dem Ganzen schwebt, dem Ursprung der Gattung gem��, der Zauber des Geheimnisvollen, der sich selbst dann nicht verleugnet, wenn die weihevolle Verwunderung mit dem Rechte der Komik pl�tzlich in das Gegenteil umschl�gt, so da� wir von Herzen auflachen.
So durchl�uft das Volksr�tsel eine ganze Stufenleiter von Gef�hlen. Besonders altert�mlich und urspr�nglich scheinen jene R�tsel, die das Verwunderliche, auf das ja die ganze Gattung hinsteuert, bis zum Verwirrenden steigern durch scharfe Auspr�gung oder H�ufung des Gegens�tzlichen und Widersprechenden. Beispiel1): Das R�tsel vom Garnstrang, B. 11 (Eins tregt mich, zwey f�ren mich, drey ziehen mich, vier geleiten mich, f�nff berauben mich, also vergehe ich), vom Ei (Kleine Tonne aus Holland, ohne Rand und
*) Ich f�hre nach M�glichkeit im folgenden Beispiele aus dem 15. Jahrhundert und aus der Gegenwart an.
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Band, Wo. 25), vom Schiff („Vogel stark", Wo. 101). In letzterem R�tsel tritt schon der Zug zum Gewaltigen oder Grausigen hervor, der vielen R�tseln ihren besonderen Ton gibt. Vgl. B. 17 (der Segelbaum: „Ein riss erzogen in eint waldt" usw.), B. 97 (Der Wetterhalm: „Ein Vogel in devn lufft scliwept, seins gleychen vff erdt nit lept" usw.). J�nger: das R�tsel vom W�rfel (Wo. 100: Vogel von Elfenbein, verzehrt den M�ller mit dem Stein usw.); mehr komisches Grauen z. B. im R�tsel vom „Mann von Hickenpicken" (Haushahn, Wo. 21). Beliebter sind im heutigen wie im �lteren R�tsel die sagen- und m�rchenhaften Z�ge. Dahin geh�rten schon die alten R�tsel vom „Vogel Federlos" (Schnee) oder vom Fisch im Netz1), denen immer noch eine gewisse Neigung zur Tragik inne wohnt. c=
Ganz m�rchenhafte Schilderung zeigt etwa das R�tsel vom Spiegel (B. 14: In w�lchem land ich was, do nit wuchs lanb oder grass usw., vgl. Wo. 63). Hierher auch das uralte R�tsel vom Jahresbaum (B. 255, vgl. Wo. 35)2). Besonders die Ich-R�tsel sind wertvoll (Wo. 58 ff.), wie z. B. gleich die reizende Erz�hlung von der Eichel: „Ich ging einmal durchs Schilf, da mir Gott hilf, da fand ich ein wei�es St�ckchen, daraus machte ich eine Mulde, zwei Seitenst�ckchen und einen kleinen wei�en Priesterhut". Bisweilen sind die Bilder von m�rchenhafter Sch�nheit, wie in dem R�tsel von der Orgel: Es ist ein blatz von sch�ner b�um usw.
(B. 6, vgl. das Spechtr�tsel B. 98); wohlbekannt ist das R�tsel vom Ei (gelbe Blume im Wittenberger Dom, Wo. 31) und vom Brief („auf einem wei�en See schwimmt eine rote Rose'' usw.,
Vgl. oben S. 28.
8; Vgl. Schultz. Sp. 82f. Oben S. 25, 43. Anm. (� 17).
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Wo. 33). Anderswo scheint die Aufmerksamkeit auf das Wunderbare als solches geringer zu werden und die reine Freude am Erz�hlen oder Beschreiben von etwas Neuem zu �berwiegen. Dahin geh�rt etwa das B�rstenr�tsel, B. 140: „Es ist halb leyne und halb schweine und hot ein h�ltzen hertz, vertreibt manchen grossen schmertz" (vgl. Wo. 273).
Im allgemeinen aber wiegt doch irgendwelche menschliche Teilnahme an dem Gegenstand des R�tsels vor. So erscheint das Siegel (B. 2) als ein sonderbares Wesen, das doch als kr�ftiger Sch�tzer von Recht und Frieden Respekt verlangt, wie im neueren R�tsel „Peter Kruse4', der Maulwurf, wegen seines Flei�es (Wo. 53). Mehr nach Mitleid schmeckt jene Teilnahme in dem altdeutschen R�tsel von den drei ruhelosen Gesellen Sonne, Mond und Wind (B. 4), das auch heut noch lebendig ist (Wo. 153). Gerade diese R�tsel waren fr�her und sind noch heute sehr beliebt (vgl. den „weinenden Eiszapfen", Wo. 45, die Uhr als vielgeplagte Schildwache, Wo. 87, das zerbrochene Ei, das kein Doktor heil machen kann, Wo. 20 u. v. a.). Freilich kann dies Mitleid bei der L�sung in Gel�chter umschlagen, wie in der grausigen Geschichte vom Floh („Es kamen zwei gegangen, die brachten einen gefangen", Wo. 28); oder die Erz�hlung selbst hat schon einen tragikomischen Gang, wie die von der Kaifeebohne („Frau Bohne reist nach Brandenburg" usw., Wo. 30).
Damit kommen wir auf die vielen R�tsel, die durch Erz�hlung und Beschreibung zun�chst einen drolligen Eindruck hervorrufen wollen; hierher geh�ren vor allem solche, die einen zusammengesetzten Gegenstand oder einen verwickelten Vorgang nach seinen Teilen schildern
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und diese Teile so bezeichnen, als ob sie nimmermehr zusammen geh�ren k�nnten (vgl. das R�tsel vom Menschen: „Nun radten was ist das, es ist trilcken vnd nass, darzu auch jung vnd alt, sch�n vnd hesslich geştalt, zwantzig h�rner stond ym w oll, es vollkommen sein soll11, B. 267 und Wo. 164: „Uppe d�l stahn twee poel, uppe poel steit'ne tunn" usw.). Der komische Eindruck kann noch verst�rkt werden, wenn das nicht zueinander Passende unter dem Bilde der engsten Zusammengeh�rigkeit, als Familie dargestellt wird (Wo. 134 ff.). Viele der „kleineren R�tsel" (Wo. 278 ff.) geh�ren dahin. Nach allem, was wir von der Entwicklung des R�tsels wissen, liegt es dann nahe, da� der Scherz die Form der Satire annimmt, was ganz besonders bei den „Gespr�chsr�tseln" der Fall ist, vgl. Bach u. Wiese (Wo. 1: „Du Knicker-krumm�m, wo wisst du hen�m? Du Kahlekoppschoren, wat fr�chst du dorna!").
28. Aus alter Zeit sind diese R�tsel kaum belegt, um so mehr aber andre, die ihren Spott gegen den Ratenden selbst kehren. Damit gelangen wir zu einer Gruppe, die sich zu den bisher behandelten „wirklichen R�tseln" verh�lt, wie die Scherzfrage zu den Scharfsinns- und Wissensproben. Die Einbildungskraft des H�rers wird gewaltsam auf eine falsche F�hrte gelenkt, wie das ja schon bei den tragischen Geschichten mit komischer L�sung bisweilen geschah. Aber die „Zweideutigkeiten", von denen wir hier noch einmal zu reden haben, betreiben doch das „zum Besten haben" mit viel wirksameren Mitteln. Zwei Hauptgruppen sind zu unterscheiden; beide steigern die Schilderung des Gegenstandes zur ausgef�hrten Allegorie, deren Stimmungsgehalt ihm aber nicht angemessen ist. Die eine,
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heilt fast ausgestorbene Art bl�hte augenscheinlich im sp�teren Mittelalter und ist im Stra�burger B�chlein reichlich vertreten; wir k�nnen sie die blasphemische nennen: scheinbar werden Gegenst�nde der heiligen Geschichte beschrieben und alle Register der Erbauung und Erhebung gezogen, und schlie�lich kommt etwas ganz Allt�gliches heraus, wie in dem R�tsel vom Weinfa� (B. 1: Es ist von oben herab kommen, hat vill leydens an sich genommen, von hitz, keldt vnd be-sclineyden usw., vgl. B. 96, 100, 104, doch auch Wo. 504). Viel h�ufiger sind jene schmutzigen R�tsel, die unter dem Bilde eines geschlechtlichen Vorgangs irgend eine harmlose T�tigkeit wie das Reiten, Spinnen, Weben und dergleichen schildern, und die den Zuh�rer anfangs kitzeln oder emp�ren, um ihn nachher zu besch�men. Wir fanden sie im Altnordischen und Angels�chsischen *), sie sind W massenhaft in der Weimarer Handschrift vertreten 2) und
ebenso in unsern heutigen Sammlungen3).
Damit haben wir etwa den Umkreis der Stimmungen umschrieben, wie sie die Anschauung im „wirklichen R�tsel" erf�llen.
29. Seine Gegenst�nde sind alle diejenigen, die dem Gesichtskreise des Bauern naheliegen: Menschen und Tiere, Pflanzen und Mineralien in Haus und Hof, Wald und Feld, alle l�ndlichen Einrichtungen und Handfertigkeiten, alle Naturvorg�nge im Himmel und auf
!) Siehe oben S. 15, 20. Vgl. auch Pitre, S. XXI ff.
2) Da K�hler nur ganz d�rftige Bruchst�cke abdruckte (Wk. 80 und 31), seien hier die Nuramern der Handschrift selber genannt: 1, 5, 10, 11, 12, 17-19, 38, 45, 58, 59, 64, 65.
3) Wo. hat sie zumeist in den Anhang verwiesen, vgl. besonders 65—75.
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Erden, aber auch die gelehrten Berufe, soweit sie mit dem Volk in Ber�hrung kommen, und die Geschichte, soweit sie ihm durch die Schule und vor allem durch die Kanzel vermittelt wird: denn aus der weltlichen Geschichte kommt kaum einmal Kaiser Karolus oder der alte Fritz in Betracht. Aber so beschr�nkt der Umkreis des Volksr�tsels ist, so kr�ftig wei� es ihn
auszunutzen.
30. Wir staunen �ber die F�lle der rhythmischen und stilistischen Mittel, durch die das R�tsel seinen Zweck, uns dem Gegenstande zu n�hern und alsbald wieder zu entfernen, mit unfehlbarer Sicherheit erreicht. Von der Metrik war oben die Rede (Kap. II). Was die Stilformen des „wirklichen R�tsels" anlangt, so kann ich mich im Hinblick auf meine fr�here, ausf�hrliche Darstellungl) hier mit ein paar Andeutungen begn�gen. Um den eigentlichen Kern des R�tsels, der die Beschreibung des Gegenstandes in irgend welcher Form enth�lt, legen sich bei den meisten R�tseln einf�hrende und wohl auch abschlie�ende Rahmenelemente. Jene fordern zum Raten auf, suchen die Teilnahme des H�rers durch eine (vielleicht selbst wieder r�tselhafte) Ortsangabe zu erregen oder ihn durch eine Klangzeile nach Art der Kinderlieder sozusagen poetisch zu stimmen. Diese wiederholen die Aufforderung zum Raten, betonen die Schwierigkeit und nennen irgend welche Belohnung, die dem geschickten Antworter zuteil werden soll; auch Drohungen f�r den minder Gescheiten kommen vor.
Die Kernelemente teilt man am besten in Benennungen und Beschreibungen ein, die oft miteinander verbunden werden. Jene k�nnen wieder sinnlose Klang-
') Neue Beitr�ge, S. 45 ff.
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worte sein (Hiten-haten. Priten-praten, Wo. 7) oder ihre bestimmte Bedeutung* haben, soda� sie schon der Beschreibung vorarbeiten oder sie ersetzen (z. B. Strohschliefers Ursche^Maus1); auch die bedeutsame Benennung aber kann Klangwert haben, wie „Wippup und Wappup" f�r Deichsel und Wagen (Wo. 114). Die Beschreibung im engeren Sinn kann sich auf einen Gegenstand oder Vorgang als Ganzes richten und ihn durch einen oder mehrere Z�ge kennzeichnen; liegen mehrere zu beschreibende Bestandteile vor, so k�nnen sie die L�sung des R�tsels einesteils f�rdern, andernteils hemmen. Gerade diese „hemmenden Z�ge" bedingen ja erst den Eindruck des Wunderbaren, des R�tselhaften, und sie sind oft um so wirksamer, wenn sie nicht Schlag f�r Schlag den einzelnen Andeutungen des Sachverhalts entgegentreten, sondern eine ziemlich geschlossene Anschauung am Ende mit einem Schlage gleichsam umkippen. Man vergleiche zum ersteren Falle: „Gro� wie ein Haus, klein wie 'ne Maus, s�� wie Honig, bitter wie Gallet� (Nu� und Nu�baum2); zum andern das bekannte R�tsel vom Bienenstock, das zun�chst auf einen ganz andern Teil der Behausung hinzuweisen scheint, dann aber pl�tzlich schlie�t: ,,dor stippt de eddelman sin brot in" (Wo. 43). Das Nu�baumr�tsel zeigt uns auch, wie das Raten dadurch erschwert werden kann, da� ein Gegenstand nicht blo� nach seinen einzelnen Teilen geschildert, ein Vorgang nicht blo� Schritt f�r Schritt erz�hlt wird, sondern auch die verschiedenen Entwicklungsstufen oder Erscheinungsformen bunt durcheinander gew�rfelt werden. Nat�rlich
1) Vgl. Renk, ZdVfVk., Bd. V, S. 152 oben.
2) Brunk, Rad to, wat is dat (1907), Nr. 219.
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k�nnen auch mehrere Gegenst�nde, wie die 24 Buchstaben des Alphabets, zur Einheit zusammengefa�t und gemeinsam benannt und beschrieben werden.
31. Unsere �bersicht wird best�tigen, was wir oben �ber die Anordnung und die Systematik des R�tsels angedeutet haben (S. 54 f.). Die verschiedenen Gruppen der „wirklichen R�tsel" gehen noch st�rker durcheinander als die der Scharfsinns- und Wissensproben, wo sich ja auch schon keine scharfen Grenzen ziehen lie�en. Man k�nnte versuchen, die R�tsel nach der Grundstimmung anzuordnen und etwa vom Wunderbaren und Grausigen bis zum ausgelassensten Humor vorschreiten; aber ein Blick in die reiche Variantensammlııng in Wossidlos Buch zeigt uns, wie h�ufig die Ab�nderung einer einzigen Zeile dem R�tsel ein anderes Ethos gibt, soda� Zusammengeh�riges auseinander gerissen werden m��te1), imsselbe aber gilt von der Form: wollten wir nach metrischen Gebilden ordnen, so w�rde ein R�tsel durch die leicht m�gliche Einf�gung einer Zeile gleich in eine andere Gruppe eingehen und dadurch von seinen Verwandten losgel�st werden2); und nicht minder gehen die stilistischen Formen: Beschreibung, Erz�hlung und Gespr�ch h�ufig bei einer und derselben Grundform durcheinander3). Ebensowenig ist aber die strenge Anordnung nach stofflichen Gesichtspunkten m�glich: nicht blo� dieselbe Form, sondern fast genau derselbe Wortlaut kann von der
Es macht z. B. einen Unterschied aus, ob das R�tsel vom Hahn (Wo. 21) schlie�t: „Z�h, wo de schelm r�hrt" oder im Gegenteil: ,,Wie der Kerl lacht" oder ob es gar keine derartige Schlu�zeile hat.
a) Vgl. die reiche Entwicklung von Wo. 1.
:{) Vgl. etwa Wo. 83 mit der Variante.
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Kirsche und vom Apfel, von der Kr�he und von der Raupe gebraucht werden1). — Kurz, jede starre Durchf�hrung eines einzigen Grundsatzes versagt. Die Anordnung der R�tsel ist eine Aufgabe gr�ndlicher Sachkenntnis und feinen Gef�hls f�r das Zusammengeh�rige. Zum Gl�ck d�rfen wir sagen, da� Richard Wossidlo in seiner klassischen Sammlung der mecklenburgischen R�tsel auch diese Aufgabe mit gr�ndlicher �berlegung und vielem Geschmack gel�st hat, und so werden k�nftige Sammler am besten tun, wenn sie im gro�en ganzen seinen Spuren folgen2).
*) Wo. 59, 177 und 178.
2) So sind denn auch die sehr wertvollen Sammlungen von Brunk nach dem Muster Wossidlos angelegt; f�r s�ddeutsche Sammlungen und gar f�r ausl�ndische m��ten nat�rlich gewisse Ab�nderungen erfolgen, im gro�en ganzen aber d�rfte sein Verfahren in den Grundz�gen beibehalten werden.
V. BIBLIOGRAPHIE.
(
von
1. Literatur des R�tsels.
Hier wird nur angef�hrt, was unsre Kenntnis vom Wesen und der Form des Volksr�itsels, vor allem des deutschen, wesentlich f"ı t F�r Einzel fragen sei auf die in unsrer Darstellung gegebenen �I.( ^vcise aufmerksam gemacht. Auch enthalten die meisten der hier f�hrten Schriften Verweise auf weitere Literatur. In Klammern nerken wir die Abk�rzungen, unter denon die betr. Arbeiten unsrer Darstellung angef�hrt worden.)
A) Bibliographisches.
lohn Meier, R�tsel. P. Grundr. II, S. 1281-1290. ' • har d Wossidlo (= Wossidlo), Mecklenburgische Volks�ber-lt,C lieferungen. Im Auftrage des Vereins f�r Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde gesammelt und herausgegeben, j Band. R�tsel. Wismar 1897, S. 259—271. ^ ay n und A 1 fr e d N. G otendorf (= Hayn), Bibliotheca Qerrnanonm erotica. Artikel R�tsel in Bd. VI (1914), S. 348-358.
Hier wird die �ltere Arbeit desselben Verfassers �ber „Die } Riitselliteratur" im Zentralblatt f�r Bibliothekswesen 7 516ff- in wesentlich vervollst�ndigter Form vorgelegt. 1 ' Zur Erg�nzung aller Abteilungen dienen die das Volksr�tsel JtVnden Abschnitte in den „Jahresberichten �ber die Erscheinungen aus dem Gebiete der germanischen Philologie*
B> Allgemeines �ber Wesen und Form, Entstehung und Entwicklung des Volksr�tseis.
(Schriften �ber einzelne R�tsel und R�tselgruppen siehe bei den Sammlungen.)
K M�llenhoff, Nordische, englische und deutsche R�thsel. Z. f. d. Mythologie 3 (1855), 1-20.
Ludwig Uli lan d, Abhandlung �ber Volkslieder, 3. Abschnitt: Weit-und Wunschlieder (urspr�nglich : „R�tsel- und Wunsch-lieder{{) (Neudruck von H. Fischer, Stuttgart = Cottasche Bibliothek der Weltliteratur, Band 209 11. 210).
J. B. Frie d reich (= Friedreich), Geschichte des Riithsels. Dresden 1860.
Erwin Schlichen, De antiqua Germanorum poesi aenigmatica. Berliner Dissertation, 18G6.
Hermann Hagen, Antike und mittelalterliche R�lhselpoesie. M il Benutzung noch nicht ver�ffentlichter Quellen aus den Handschriften-Bibliotheken zu Bern und Einsiedeln. Biel 18(39. Neue Ausgabe, Bern 1877.
Alois Hruschka, Das deutsche R�thsel. (Sammlung gemeinn�tziger Vortr�ge, her. vom Ver. f. Verbreitung gemeinn�tziger Kenntnisse in Prag, Nr. 91) Prag 1884.
Giuseppe Pitre (= Pitre), Indovinelli, dubbi, scioglilingua del popolo Siciliano raccolti ed illuslrali e preceduti da uno studio suirindovinello. (= Biblioteca delle tradizioni popolari Siciliane, vol. XX) Torino-Palermo 1897.
H. F. Feilberg, Gader. Aarb. for Dansk Kulturhist. 1898, S. 10-7(3.
R. Petsch, (— Petsch), Neue Beitr�ge zur Kenntnis des Volksr�tsels. (= Palaestra, Bd. IV) Beil in 1899.
F. Tupper, The comparative study of riddles. Mod. Lang. Notes 18 (1903), 1—8.
W Feit, Das deutsche Volksr�tsel. Schles. Mitt. f. Vk. Heft 14 (1905), 1-33. Nachtr�ge dazu: ebd. Heft 10 (1906), 37—40
F. Bey schlag, Beitr�ge zur Geschichte des Volksr�tsels. Mitt. u Umfr. z. bayer. Volksk. 190(3, 37—39, 41-45.
Job. Gillhoff, �ber Aller und Art des Yolksr�tsels. ZfdUnt. 22 (1907), 106-124.
Arthur Bonus (= Bonus I und II), R�tsel. I. Band: Die Sammlung. II. Band: Zur Biologie des R�tsels. Herausgegeben vom Kunstwart, M�nchen 1907.
II. Lessmann, Aufgaben und Ziele der vergleichenden Mythenforschung 1908 (= Mythol. Bibi. I, 4).
W. Schultz, Aus dem hellenischen Kulturkreisel. 11 (= Mythol. Bibi. III1 und V, 1). (Diese beiden Werke waren mir nicht zug�nglich).
Robert Lehmann - N i t s c Ii e , Adivinanzas Rioplatenses (= Folklore Argentino, Bd. 1). Buenos Aires 1911. Dazu:
R. Petsch, Ardı. f. n. Spr. 131 (1915), 189-193 und 0. W. v. Sydow, Om Galor och G�tsystematik; Folkminneıı och Folktankar 1915, 05-80.
i t i c lı a r d S c h e v i 11, Some forms o f Ihc riddie question and the exercise o f the wits in popular fiction and formal literat�re. Univ. of California Puhl, in Mod. Liter. II, 3. Chicago 1911.
K. O hl ort, R�tsel und R�tselspiele der allen Griechen. 2 umgearbeitete Aufbgo. Berlin, Mayer und Miıller, 11)12.
Fritz Loewenthal (— Loewenthal), Studien zum germanischen R�tsel. = Germani<ti>che Arbeiten, herau.sg. v. (�. Baese -ke, 1) Heideiberg 1914.
W. Schultz, R�tsel. In Pauly-Wissowas Real-Encycl. 2. Reihe, Bd. 1, Sp. 62 — 125.
C) Schriften �ber einzelne R�tsel und R�lselgruppen.
(Meist sind ausgiebige Textprobeu beigef�gt, soda� solche
Schriften hier und da den „Sammlungen" zugesellt werden k�nnten.
A1 ph ab e t isch e Reih en fol ge.)
H. Abels, R�tsel vom Hunde. Niedersachsen 18 (1913), 100.
J. Bolte, Volkst�mliche Zahlzeichen und Jahreszahlr�tsel. ZdVfVolksk. 10, 180—194.
A. 10 n gl ort, Zu dem Evar�tsel. ZfdUnt. 4, 84. 102; 6,817; 11, 656-659.
IL Frisch bier, Verb recher-R�tsel. Am Urdbs-Bruunen 4, 9 ff.
Derselbe, R�tsel-Geschichten. Urquell 2, 151 f.
K. E. Haase, Zum Flohr�t sei. ZfdUnt., 8, 547.
E. Hansen u. a., R�tsel vom Ei. ICorrespbl. f. nd. Sprachf. 28 (1907) und 29 (1908), mehrfach. Nachtrag von R. Block, ebd. 33 (1912), 65.
Hartmann und Miele k, R�thsellieder, Verbreche rr�thsel. Nd. Korrespbl. 1886, S. 53 ff.
E. Hoffmann-Krayer, Zum R�tsel vom Vogel Federlos. Schweiz. Arch. f. Vk.; 3, 102.
R. Petsch, R�tselstudien. (I. Zu den Reichenauer R�tseln. Besonders �ber das R�tsel vom Vogol Federlos. II. Zu den R�tselstrophen des Reinmar von Zweier.) l'BBtr. 41 (1916) 332—346,
— 84 —
Derselbe, R�tselstudien. (1. Das R�tsel vom Fisch im Wasser 2. Die Scheune brennt.) ZdVfVolksk. 16 (1916), 1 — 18.
K. Reuschel, Das R�tsel von der Mulde. ZfdUnt. 14, 671.
0. Schell, Volkswitz in R�thseln. Am Urquell 3, 138 f.
Spr�ch wortr�thsel. Korrespondent von und f�r Deutschland 1820, Nr. 70, 77, 84; 91, 98.
A. Treichel, Biblische R�tsel. Am Urquell 3, 170-173, 300-302. 4, 81-87, 124.
H. Volksmann, Volkswitz in R�thseln. Am Urquell 2, 15 f., 81.
A. W�nsche, Das R�tsel vom Jahr nnd seinen Zeitabschnitten in der Weltliteratur. Z. f. vergl. Literatu gesch. 9, 425-156.
Vergleiche auch S c h e v i 11 in Abschnitt B.
II. Sammlungen deutscher R�tsel. A) �ltere Sammlungen.
Handschriftliches und die Literatur dar�ber wird in der Abhandlung selbst angef�hrt. Im folgenden verzeichnen wir die wichtigsten, �lteren gedruckten Sammlungen vom Ausgange des 15. bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts, ohne irgend Vollst�ndigkeit der Ausgaben anzustreben ; einen Stammbaum der �ltesten B�cher anzugeben, ist vorderhand �berhaupt noch nicht m�glich. Die verschiedenen, bekannten Drucke bringt mit leidlicher Vollst�ndigkeit Hayn a. a. 0. Wir nehmen nur solche Sammlungen auf, die wirkliche YTolksr�tsel enthalten (oder doch zu enthalten scheinen), soda� sie nicht blo� der Stoffgeschichte, sondern auch der formalen Betrachtung der volkst�mlichen H�tseldichtung dienen k�nnen. Die Tirol werden abgek�rzt, und den von uns eingesehenen werden die Standortszeichen der betr. Bibliotheken beigef�gt.
Als �lteste Drucke der beiden wichtigsten R�tselsammlungen des 16. Jahrhunderts gibt Hayn 319 und 3531'. die folgenden an: I. Wolchem an kiirtzweill thet zer- / rinden. Mag woll di� buchlein durch grynden. / Er fmdl darin vi II kluger ler. Von Rettelsch / gedieht vnd vill n�wer wer. (Holzschnitt in viereckiger Form, Els�sser Schule: Ein mit Gras und Blumen bewachsener H�gel, auf dem 3 weibliche und 2 m�nnlichc Personen in Unterhaltung begriffen sind.) Am Schlu� des 24. Blattes steht nur: Getr�ckt zu Stra�burg (ohne Drucker
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und Jahreszahl, ca. 1505) 4�, 24 Bll. Nach einer andern, aber verwandten Vorlage der (nicht ganz genaue) Neudruck von A. F. Butsch, Stra�burger R�tselbuch. Stra�burg, K. J. Tr�bner, 187G. ;Vergriffen!)
II. Neuvermehrtes Rath-B�chlein, mit allerhand Weltlich- und Geistlichen Fragen, samt deren Beanhvorlungen. Das Rochen-biichel hei� sonst ich. Wer langweilig ist, der kauf mich, Er find in mir viel liluger Lehr, Mit vexier, rathcn und anders mehr. Holzschnitt: Spinnstube mit 6 Personen. Gedruckt im Jahr 1678. 8�, 32 Bli. (In Berlin, KB : Yd 3641.) Hayn erw�hnt, ohne genauere Titelangabe, S. 353 auch einen �lteren Druck von 1662 (o. 0.) aus „Brentanos Bibliothek, p. 159a und nennt das Ganze den „Neudruck einer Ausgabe des 16. Jahrhunderts".
Von sp�teren Sammlungen erw�hnen wir:
1-1 u 1 d r i c h u s T h e r a n d e r (J. So m m e r Aenigmalographia Ryth-mica. Ein news kunstreiches R�tzelbuch auss den ber�mbtesteti vnnd vortrefflichsten Alten und Newen Lateinischen Scribcnten mit �eiss zusam gezogen. O. 0. u. J. (Magdeburg 1606.) In Berlin KB: Yd 3656.
Rath- oder Ratzel-B�chlein. N�rnberg 1613.
Gepfl�ckte Finken, Oder Studenten-Confect.. (3 Trachten und Nachtracht) Gedruckt zu Franckenau (Frankfurt a. M. 1(567. Dritte Tracht enth�lt Ratzel. In Berlin KB : Yt 9341.)
Neu Ala modische R�thsel-Fragen, (o. 0. 1690 u. �. In Berlin,
3640 KB: Yd 60 .)
100 sch�ne sinnreiche Fragen oder R�thsel, so zu allerlcy kurtz-weiligen Discurscn �beraus dienstlich. Landshuet o. J. („um 1690a).
Neues R�tzelbiichlein. („Dresden 1693?1)
100 Possierliche R�thsel. o. 0. 1694.
Sponnagelneues Ratzel-B�chlein. Dresden und Leipzig 1703. In G�ttingen �B : Poet. Germ. I. 5890.
Der lustige Kirmesbruder, welcher durch lisliste (so! R�nke auf den Kirmessen die Bauern und andere Personen unterhalten und vergn�gt gemacht hat. Nebst einem Anhange von R�thseln-Gedruckt zur Kirmeszeit, da sich jeder freut. N�rnberg o. J. (um 1725). In Berlin KB: Yt 4241.
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Wie der Wirth also auch die G�ste. Das ist Was Hanss Guck in die Well, sonsten Merck s Malz genandt, auf seiner Reise in dreyl�giger Lust- und Wasserfahrt aufgefischet, eingesammlet und mit nach Hause gebracht hat. 3 Teile. Der dritte bestellt aus „R�tzeln, Fragen und Aufgaben usw.'' Gedruckt in der Welt, im folgenden Jahre des vorigen. (In Breslau, UB: Lit. teut. II. Ddz. 189.) Kleinere Gruppen von �lteren R�tseln in vielen Schriften des IG. und 17. Jahrhunderts, z. B. im Rockenb�chlein (.abgedruckt im Anhang von Petsch, Neue Beitr�ge); im Laienbuch (1597, Braunes Neudrucke 236 — 39, S. 99ff.; in Christian Gryphius' handschriftl� „R�tselweisheitvergl. Feit, ZdVt'Gesch. Schlesiens 41.
B) Sammlungen des lebenden Volksr�tsels.
(Nur gr��ere Sammlungen, die f�r wissenschaftliche Forschungen in Betracht kommen k�nnen, sind aufgef�hrt, und zwar innerhalb der Unterabteilungen in alphabetischer Reihenfolge )
1. Allgemeine Sammlungen.
A. Birlin ger, Nimm mich mit. Kinderb�chlein. Freiburg i. Br. 1871 (S. 181—215).
A. Bonus, (siehe Abteilung I B).
0. Fr�mmel, Deutsche R�tsel. 1. (einziges) Heft, Leipzig 1902. Mone, Mass mann, Hoff mann von Fallersleben und Sol tau teilen �ltere und neuere deutsche und fremdsprachliche R�tsel in reicher F�lle, aber un�bersichtlich mit im Anzeiger f�r Kunde des deutschen Mittelalters, 2 (1833), 235 ff., 310 ff.; 4 (1835), 75 f.; 7 (1838), 32 ff., 258, 371 ff.! 8 (1839), 217 ff., 315 ff. K. Simrock, Das deutsche R�thselbuch. Frankfurt a. M. (1850). Zweite Sammlung, ebd. 1853. Dritte Sammlung, ebd. 1863. 3. Aufl. 1874.
2. Landschaftliche Sammlungen. a) Schweiz, S�ddeutschland. (Brenner), Baslerische Kinder- und Volksreime. 2 Auflage (Basel 1902), S. 79 ff.
B. L. Roch holz, Schweizerische Volksr�thsel aus dem Aargau.
Z. f. d. Myth. 1 (1853), 129-168, 398 f.
— �7 -
Dorsel be, Alemannisches Kinderlied und Kinderspiel aus der
Schweiz. (Leipzig 1857), 199—274. 0. Haffner, Volksr�tsel aus Baden. Volkskunde im Breisgau,
hrsg. v. Fr. Pfaff (1906), 51—106. Firns t Meier, Deutsche Kinder-Reime und Kinderspiele aus
Schwaben (T�bingen 1851), 71 - 87, 149. A. S t Ob er, Els�ssisches Volksb�chlein. (2. Aufl. M�lhausen 1859), 87-96.
A. Itenk, Volksr�tsel aus Tirol. ZdVfVolksk. 5 (1895), 147-160. P. A ni a n d Bau nı ga r t e ıı, der volkstn�ssigen �berlieferung
der Heimai. 1. Zur volkst�mlichen Naturkunde. 22. Bericht d. Museum Franc.-Carol. nebst der 17. Lieferung der Beitr. z. Landesk. von �sterr. ob der Eııns. (Linz 1862), 1 — 159.
B. Sch�ttelkopf, Volksr�tsel aus K�rnten. Carintbia 85 (1895),
173—185; 86 (1896), 19-21. Hepding, R�tsel. Mitt. d. oberhess. Gesch. Vor. NF. Gie�en 1899, 225-245.
^Mitteldeutschland. J. M �tz, Siebenb�rgische R�thsel. Siebenb. Korrespbl. 4 (1881), 57, R�tsel. Ebd. 5 (1882), 57. 6, 43-45. 17, 106f. 22, 55ff., 73 ff. usw.
0. Schell, Volksr�tsel aus dem Bergischen. ZdVfVolksk. 3, 293—299.
Schmitz, Sitten und Sagen, Lieder, Spr�chw�rter und R�thsel
des Eifler Volkes. Bd. III. Trier 1856, S. 159, 205-212. L e w a 11 e r und Schl�ger, Deutsches Kinderlied und Kinderspiel
in Hessen gesammelt. Cassel [1911—13]. Horm. Dunger, Kinderlieder und Kinderspiele aus dem Vogl-
lande. Plauen i. V. 1874, S. 198—203. K E. Haase, Volksr�tsel aus Th�ringen. ZdVfVolksk. 5 (1895), 180-183
M. Paul, Th�ringer R�thsel und Charaden. Weimar 1881. G. Laube, Volksth�mliche �berlieferungen aus Teplilz und Umgebung. (Prag 1896), 83 f.
c) Norddeutschland. R. Eckart, Allgemeine Sammlung niederdeutscher R�tsel. Nebst einigen andern mundartlichen R�tselaufgaben und Aufl�sungen. Leipzig 1894.
— 88
Ldw. Grote, Aus der Kinderstube. Nieder s�chsische s Kinderbuch, ein Reim- und Liederschatz f�r Eltern und Kinder. 2. Aufl. Hannover 1872, S. 471—498. Phil. Wegen er, Volkst�mliche Lieder aus Norddeutschen d.
' 3 Hefte. Leipzig 1879 (IT, 115-146). F. Woeste, Volksr�thsel, meist aus Grafschaft Mark. Z. f. d.
Myth/ 3. (1855), 179-196. A. Brunk, Osnabr�cker R�tselbiiclilein. Osnabr�ck 1910. Herrn. Meier, Zweihunderl plattdeutsche R�Hisel aus dem Volksmunde der Ostfriesen. Weener 1869. Hch. Carstens, Volksr�tsel, bes. aus Schleswig-Holstein.
ZdVfVolksk. 6, 412-423. j Ohlers, Schleswig- Hol s teensch R�thselbok mit 500 lustige R�thsels, ole vun anno een un niee. Mit einem Vorwort von Klaus Grotb. Kiel 1865. Andree, Braunschweiger Volkskunde. 2. Aufl. Braunschweig 1901, S. 492 ff.
Enge.lien und Lahn, Der Volksmund in der Mark Brandenburg. Sagen, M�rchen, Spiele, Sprichw�rter und Gebr�uche. Berlin 1868, S. 201-212. K. E. Haase, Volksr�tsel aus der Grafschaft Ruppin
ZdVfVolksk. 3, 71-79. 5, 396-407. Joh. Gillhoff, Das Mecklenburgische Volksr�tsel. Ges., eingeleitet und mit Varianten hrsg. Parchim 1892. 11. Wossidlo s. Abt. I /V.
A. Brunk, Rad to, wat is dal. Pommerische Volksr�tsel. Stettin 1907. H. Frisch hier, Die Pflanzenwelt vi Volksr�tseln aus der Provinz
Preussen. ZfdPh. 9, 65—77. Derselbe, Die Tierwelt in Volksr�thseln aus der Provinz Preussen.
ZfdPh. 11, 344 359. Derselbe, Die Menschenwelt in Volksr�thseln aus den Provinzen
Ost- und Westpreussen. ZfdPh. 23 (1890), 210—261. Derselbe, Preussische R�lselfragen. Am Urquell 3, 31-37; 73-76. Joost Amaat. Raadsels van hei Vlaamsche Volk. Gent l^90*