Siehe auch: DNB
Familienbuch für nicht ganz unbelesene Kreise
Verlag: | Selbstverlag, Hagen/Westfalen |
Datum: | 1928 |
Seiten: | 196 |
Die Werke von Carola Koch sind gemeinfrei, da deren Verfasserin vor mehr als 70 Jahren verstorben ist.
Carola Koch hat keine Lösungen angegeben. Alle bei uns angegebenen Lösungen stammen aus Rätsel-Sammelwerken bzw. haben wir bzw. unsere Besucher gefunden. Die Lösungen müssen daher nicht notwendigerweise mit der von Carola Koch beabsichtigten Lösung übereinstimmen.
Siehe weiter unten auch den Brief an den Leser.
Der Duden definiert Fuder wie folgt:
236 Rätsel kann man sehr wohl als große Menge bezeichnen, verglichen mit anderen Rätselbüchern.
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# | ist die Nummer des Rätsels hier bei uns |
∞ | ist die Nummer des Rätsels in Ein Fuder Rätsel in zwanglosen Reimen von 1928. |
Eins – zwei, ein Wert im Kartenspiel
Der Pudel trägt's als Namen viel.
Die Drei setzt als Artikel der Franzos
Vor Blume, Fenster, Frau u. Moos.
Die Vier gehört zum Handwerkstand
Mit löffelform'gem Zepter in der Hand.
Das Ganze hat dies Reimbuch euch erdacht
Und hofft, es hat euch Spaß gemacht.
Zu Appelles kam einst ein malender Jüngling und zeigte ihm ein fertiges Bild, um Schmeichelhaftes darüber zu hören. Der Meister betrachtete es lange und blieb stumm. »Ich habe nur drei Tage dazu gebraucht«, sagte der Jüngling ermunternd. »Das merkt man!« erwiderte der Meister und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
Auch das vorliegende Werkchen ist in überaus kurzer Zeit entstanden, und ich scheue mich zu sagen, in wie wenig Wochen, um nicht ein Appellesurteil herauszufordern. Nachdem ich in meinem langen Leben nie ein einziges Rätsel verbrochen hatte (wohl sonst Knittelverse genug), fing ich auf besondere, persönliche Anregung hin an, während einer Periode anhaltender Schlaflosigkeit nachts Rätsel zu formulieren. Das erwies sich sofort als ein treffliches Ablenkungsmittel und passende Gegenstände drängten sich aus dem Dunkel in Fülle heran. Die Produktion vollzog sich zu meinem eigenen Erstaunen mit fast explosionsartiger Geschwindigkeit. Allein wenn dies Reimeschmieden wohltätig die Unrast meiner langen Nächte bannte, so ist doch nicht gesagt, dass das Ergebnis tauglich ist, auch Freunden und Fremden Spaß zu machen. Es wäre allerdings mein begreiflicher Wunsch, und so setze ich dem Schifflein mit der problematischen Fracht ein Segel der Hoffnung und stoße es ins ungewisse Meer hinaus.
Bad Soden a. T., Ostern 1928.
Die Verfasserin.
[Apelles war einer der bedeutendsten Maler des antiken Griechenlands und des ganzen Altertums; er war ein Zeitgenosse Alexanders des Großen, geboren etwa 375–370 v. Chr. in Kolophon (?); gestorben gegen Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. in Kos (?). Keines seiner Gemälde ist uns erhalten, sie sind nur literarisch überliefert.]
Der ursprünglichste, in allen Sprachen verbreitete Rätseltyp ist das Worträtsel, das eigentliche, das Normalrätsel. Ein verrätseltes Wort »verkappt«, maskiert sich, um sich möglichst lange der Entdeckung zu entziehen. Der Rätselmacher gibt alles, nur keine sachliche Definition; seine Merkmale sind absichtlich irreführend, die Hauptsache verschweigt, Nebensachen betont er; er gebraucht Bilder, um den Löser abzulenken. Er rückt den Gegenstand in ein schiefes Licht, um ihn zu entstellen; er will Verwirrung stiften, eine klare Sache »vernebeln«.
Man sei also auf der Hut und krieche nicht auf jeden Leim, lasse sich nicht durch widerspruchsvolle Angaben verblüffen und kreuze wacker seine Klinge mit dem Rätseldichter, ohne sich von dessen »Finten« ins Bockshorn jagen zu lassen.
Übung tut viel bei diesem geistigen Sport, aber die Art der Veranlagung nicht minder. Eine gewisse geistige Leichtfüßigkeit gehört zum Rätselraten Mancher solide Denker, der nur keines Gedankensprungs fähig ist, wird dem Rätsel etwas perplex gegenüber stehen. Intelligenzen von phantasievoller Färbung, denen gibt’s der Herr im Schlaf; ehe das Rätsel zu Ende gelesen ist, sagen sie das Wort schnell und sicher. Unter diesen sind natürlich die passioniertesten Rätselliebhaber, während der wuchtige und etwas pedantische Denker mit dieser Art Unterhaltung nicht allzu viel anzufangen weiß. Immerhin kann sie keinem schaden, gerade für geistig etwas steife Allüren ist sie eine gesunde Gymnastik
Verrätselungen von zwei- und mehrdeutigen Wörtern werden Homonyme genannt. Doch sollten dazu nicht solche Wörter genommen werden, die im Rätsel nur im übertragenen Sinn gebraucht sind, aber nichts Wesensverschiedenes bedeuten, — das sind gerade die geeignetsten Gegenstände für das einfache Worträtsel — sondern solche, bei denen durch einen sprachlichen Zufall wirklich ganz verschiedene Dinge mit demselben Wort bezeichnet werden, oder bei denen die Übertragung schon so verjährt ist, dass sie nicht mehr als solche empfunden wird. »Hafen« als Küchengerät und »Hafen am Meer« ist also ein echtes Homonym, nicht aber »Trichter« zum Einfüllen und »Trichter«, von einer Granate geformt.
Zu dem schon charakterisierten Rätselwesen kommt hier als neues Element die Mehrdeutigkeit die auch dem Rätseldichter neue Gelegenheit zu seinen Zweideutigkeiten bietet. Schwieriger zu lösen sind darum die Homonyme nicht, im Gegenteil, da doch von jeder Bedeutung umschreibend gesprochen werden muss, entschlüpft dem Verfasser leichter das Wort, das er eigentlich nicht sagen will, und das dem Rater aus die richtige Spur hilft.
Der Liebling vieler deutscher Rätseldichter ist die Scharade, denn die zusammengesetzten Wörter sind in unserer Sprache ein zahlreicheres Element als in irgend einer der bekannteren Kultursprachen. Es wimmelt bei uns von Zusammensetzungen, die zur Verrätselung locken, wie denn überhaupt die deutsche Sprache reich ist an tauglichen Rätselwörtern, da eine gewisse Bildlichkeit und leichte Übertragbarkeit durchaus in ihrem Wesen liegt.
Allerdings ist nicht jedes zusammengesetzte Wort zur Scharade brauchbar. Sofern es aus dem vorderen Bestimmungs- und dem hinten stehenden Grundwort besteht, muss das Ganze einen anderen Begriff ergeben als sein letzter Teil. Mit »Herzblume«, was wirklich eine Blume ist, kann man keine gute Scharade machen; wohl aber mit »Pfeffernuss«, weil hier das Ganze nicht eine Nuss ist, sondern ein Weihnachtsgebäck.
Der einzelne Teil oder das Ganze kann auch noch mehrdeutig sein, z. B. »Herzblatt«; wird der Umstand genützt, so entsteht die Homonymscharade.
Scharaden gehören zu den leicht erratbaren Rätselarten, denn, hat man auch nur einen einzigen Teil gefunden, kann man leicht passende Zusammensetzungen probieren, bis man an der Hand der letzten Strophe, die i. d. R. das Wesen des Ganzen schildert, kontrollieren kann, ob die richtige Lösung gefunden ist, die nun auch die Beziehungen des provisorisch eingesetzten Teiles klar macht.
[Logogriphe, Anagramme, Palindrome, Buchstabenrätsel, etc.]
Wie dies Büchlein durchaus nicht alle möglichen Rätselarten umfasst, so enthält die vorliegende Gruppe von Verwandlungsaufgaben nur wenige Arten derselben, während gerade hier der Spielraum sehr groß wäre. Verwandlungsaufgaben sind nicht bloß am leichtesten zu lösen, sondern auch am leichtesten zu machen. Die Rätselecke unserer Familienblätter räumt ihnen viel Platz ein, und jeder, der einmal einen guten Einfall hat, kann dort zu Worte kommen. Keine Regeln und Gesetze hindern die Ausdehnung dieser Rätselsorte auf Fälle, die nur darum bisher nicht unter die üblichen Formen eingereiht waren, weil noch keiner drauf kam. In einem Rätselkränzchen kann den einzelnen Mitgliedern unbedingt die Aufgabe gestellt werden, dass sie eines schönen Abends mit einem eigenen Opulus zu erscheinen haben. Oder der Präsident stellt eine gemeinsame Aufgabe, die jeder auf seine Art behandeln soll; die beste Arbeit wird preisgekrönt Es ist allerdings schwerer, Aufgaben, die ein anderer stellt, gut zu lösen, als einen eigenen Einfall in handliche Form zu bringen. Immerhin liegt da eine Quelle von allerlei anregender, witzschärfender Abwechslung bei den Zusammenkünften eines Kreises von Rätselfreunden.
[Bei uns unter Homonyme eingeordnet; von Koch selbst im nächsten Abschnitt als zweigeschlechtigen Homonyme bezeichnet.]
Diese spitzbübische Rätselart findet sich als größere Gruppe wohl zum ersten Male in dem reizenden »Rätselbüchlein« von Wilhelm Neumann (Drei-Masken-Verlag, München 1924), dem feinen Werkchen eines Baden-Badener Arztes, das wegen seiner phantasievollen Erfindung und wahrhaft dichterischen Gestaltung allen Rätselfreunden, die sich eine kleine Sammlung anlegen können, angelegentlich empfohlen sei.
Zwei Wörter von gleichem Klang, von denen das eine ein Maskulinum, das andere ein Femininum ist und auch meist eine weibliche Endung hat (e, a, evtl. Umlaut usw.), und die an sich nicht das mindeste miteinander zu tun haben, werden vom Rätseldichter nolens volens in Beziehung zueinander gesetzt, womöglich ein mehr oder minder glückliches Paar aus ihnen gemacht.
Wie er diese naturwidrige Kopulation zuwege bringt, ist seine
Sache. In dem angeführten Büchlein ist jedes dieser Rätsel ein
Treffer. Dass die folgenden nicht so gut gelungen sind, sieht man
schon an ihrer Länge. Das Stoffgebiet dieser Rätselsorte ist
wegen des seltenen Vorkommens solcher Wortpaare beschränkt,
und daher nicht zu fürchten, dass sie sehr verbreitet wird. Leicht
zu behandeln ist diese Art nicht, zuweilen auch schwerer zu raten
als andere Rätsel.
[Bei uns allgemein unter Scharaden eingeordnet; ein großer Teil dieser Rätsel sind Silbenpalindrome.]
Bei einem aus zwei Hauptwörtern zusammengesetzten Wort — die Silbenzahl spielt dabei keine Rolle — wird nach dem Schema Eins-zwei — Zwei-eins ein Stellungswechsel vorgenommen, so dass das vorherige Bestimmungswort jetzt Grundwort wird und umgekehrt, z. B. »Festtrunk« — »trunkfest«.
So wenig wie bei der Scharade ist für solche Rätsel jedes beliebige zusammengesetzte Wort brauchbar, sondern beim Platzwechsel muss eins der beiden Wörter auch den Sinn wechseln, so dass sich unvermutet ein neuer Begriff ergibt. Die Umkehrung »Wiesenblumen« — »Blumenwiesen«, in welcher beide Wörter ihre vorherige Bedeutung beibehalten, eignet sich zur Verrätslung nicht, wohl aber z. B. »Schlagbaum« — »Baumschlag«, weil der Begriff »Schlag« das erste Mal mit »herunterschlagen« zu tun hat, das zweite Mal aber eine Zeichentechnik bezeichnet.
Sehr umfangreich ist dieses Gebiet auch nicht, und es ist mehr der Zufall, dass der dem Rätseljäger gelegentlich solch' Kleinwild vor den Schuss bringt, als dass hier ein ausgebautes Rätselgenre vorläge. Immerhin finden sich brauchbare Wörter in größerer Zahl als bei der vorhergehenden Gruppe der zweigeschlechtigen Homonyme; der Stoff ist dankbar und bietet wohl auch dem Rätselrater die kleine freundliche Überraschung, auf die er für seine Mühe immer Anspruch hat.
[Bei uns unter meist Homoionyme bzw. Scharadoide eingeordnet, Koch verwendet diese aus der Brentano-Nomenklatur stammende Begriffe auch selbst.]
Die »Gesetzlosen« bekümmern sich insbesondere nicht um die Gesetze der Rechtschreibung und der Worttrennung, oder sie übersehen wohl einmal einen Bindungsbuchstaben wie s und n, oder behandeln ein Wort einmal getrennt, das andere mal aneinandergeschrieben, oder einmal vorn, einmal hinten betont. Dass sie sich nicht um die Rechtschreibung kümmern, solang das Ohr denselben Laut hört, kann ihnen wahrhaftig keiner übelnehmen.
Die alten Perücken, welche unsere deutsche Orthographie verbrochen haben, mögen es sich selbst zuschreiben, wenn ihr vernunftwidriges Werk despektierlich behandelt wird. Unsere kleinen Rätselanarchisten sind in der Tat viel logischer, wenn sie für gleichen Klang auch gleiche Schreibweise voraussetzen. Knifflicher ist schon, wenn das Rätsel willkürlich trennt, was zusammen gehört, z. B. »Talente« in »Tal« und »Ente«. Solche Pseudoscharaden nennt man »Scharadoide«.
Ein Rätsel aber,
welches ein zusammengesetztes Wort auch getrennt geschrieben
behandelt (z. B. »Einblick« — »ein Blick«) oder welches ein gleich
geschriebenes, aber verschieden betontes Wort (z. B. »modern«
modern) als Homonym ausgibt, heißt »Homoionym«- Man.
wird indes wohl nicht für alle hier in Betracht kommenden Unregelmäßigkeiten besondere Namen schaffen können, denn gerade
auf dem Felde der Regellosigkeit blüht der Weizen des Rätseldichters, der nach nicht allzu ausgetretenen Pfaden fahndet.
Während wir bisher bei dem einen oder anderen Rätsel »unorthographisch« extra beigesetzt haben, wird natürlich in dieser von vornherein als regellos bezeichneten Gruppe nicht mehr besonders darauf aufmerksam gemacht.
(Berühmte Eigennamen)
Die Rätsel dieser und der zwei folgenden Gruppen sind nicht unter dem Gesichtspunkt der Form zusammengestellt, sondern nach der Gattung des Rätselgegenstandes. In Gruppe VIII gilt es, die Namen berühmter Persönlichkeiten zu raten, und es dürfte für den Rätselrater eine gewisse Hilfe bedeuten, wenn er sich nur aus dieses eine Gebiet einzustellen hat. Eigennamen lassen nur dann Rätsel aus sich machen, wenn man sie scharadenartig zerlegen kann, oder wenn sie ein Homonym unter den Gemeinnamen haben. Bei Namen, deren Bestandteile nicht irgend einen sachlichen Sinn haben, wäre es zwecklos, eine Verrätselung zu versuchen. Es wird sich also immer nur um Homonyme und Scharaden bzw. Homoionyme und Scharadoide handeln, und, um den Löser auch gleich über die Form zu orientieren, ist dieselbe den einzelnen Rätseln übergeschrieben.
(Geographische und botanische Eigennamen)
Wie schon anlässlich der vorigen Gruppe erwähnt, handelt es sich auch in dieser nicht um eine neue Rätselart, sondern diesmal um das Verstecken und Auffinden von geographischen und Pflanzennamen, deren Rätselform, in der Mehrzahl auch Homonym und Scharade, oder Homoionym und Scharadoid ist. Dass trotz dieses stofflichen Gesichtspunktes, unter dem die Gruppe zusammengefasst ist, nicht etwa der Eigenname zuerst behandelt wird und dann erst die einzelnen Bestandteile oder das Homonym davon, sahen wir schon in der letzten Abteilung.
Das Rätsel geht darin eigenwillig den Weg, der ihm am bequemsten ist. Es ist kein großes Aufheben mehr davon zu machen, dass der Rätselmacher auch in den folgenden Rätseln etwas souverän, oder, um besser mit der Zeit zu gehen, etwas revolutionär mit der Rechtschreibung umspringt. Man halte sich an den Klang.
[Koch nennt diesen Abschnitt auch Rätsel für Minderjährige, besser würde wohl Rätsel für dir jüngere Bevölkerung passen – damals war man mit 20 auch noch minderjährig.]
Ein ehemaliger Kollege von mir, ein Mathematikprofessor pflegte bei jeder Klassenarbeit ein oder die andere Aufgabe für die mathematisch Minderbemittelten zu stellen, damit diese doch etwas zu nagen und zu beißen und nicht leere Blätter am Schluss der schmeren Prüfungsstunde abzugeben hätten, während die besser situierten Kameraden die fabelhaftesten Dinge errechneten und bewiesen. Das nannte er: »etwas für den armen Mann«
Wenn sich der meist abgearbeitete Familienvater einmal als Vorleser zu einem Familienrätselabend hergibt, die Mutter etwa einige bessere Preise an Lebkuchen u. dergl. gestiftet hat, und alles erwartungsvoll um den Tisch sitzt, mit Bleistift und Zettelchen versehen, um sich über seine Originallösungen ausweisen zu können, dann möchten die Minderjährigen in der Familie auch nicht ganz leer ausgehen. Für sie sind besonders leichte Rätsel in dieser Gruppe vereinigt, deren Lösungen für Erwachsene etwas gar zu selbstverständlich wären.
Das Buch als Ganzes ist kein »Kinderbuch«, doch enthält die Sammlung allerdings auch in den vorhergehenden Gruppen eine ziemliche Anzahl Rätsel, die der Verfasserin zu leicht geraten sind, und die, wofern der Gegenstand dem kindlichen Anschauungskreis entspricht, ebenfalls den jüngeren Familiengliedern geboten werden können. Auch zaghafte Naturen mögen mit Gruppe X beginnen, um sich Mut zu machen für die vorhergehenden.
Hast du wohl recht bald in dieser Gegend des Buches nach den Lösungen gesucht, lieber Leser? Du stehst im Verdacht! Bei den vielen leichten Rätseln der Sammlung hattest du es ja nicht nötig; sicher fandest du die Lösung oft, ehe das Rätsel zu Ende gelesen war. Aber als einmal eine härtere Nuss zu knacken kam, wolltest du dir vielleicht die Zähne nicht ausbeißen und dachtest: »Na, hinten sieht's ja!« Nun erlebst du also eine kleine Enttäuschung. Aber bedenke: den Scharfsinn zu üben, sind Rätselbücher just gemacht! Verständigen wir uns also über die Arbeitsteilung: Ich mache die Rätsel, du findest die Lösungen Außerdem: der schönste Augenblick, den ein Rätsel bieten kann, ist der, in dem einem selbst die Erleuchtung kommt.
Lässt du dir das Wort vom Rätselmacher einflüstern, überkommt dich hinterher bestimmt ein geheimer Ärger: »O, so leicht war's! Dass mir das nicht selber einfiel!« Wie möchte ich denn deinem eigenen Verstand und Witz vorgreifen und dich um die Freude bringen, die ich dir zugedacht habe; das sei ferne von mir! Außerdem ist da deine Familie, deine Freunde; willst du dich durchaus nicht in den Verdacht bringen, das Pulver erfunden zu haben, lass dir von ihnen helfen!
Bei einer großen Anzahl der Rätsel muss ich mich geradezu entschuldigen, dass sie so kinderleicht geraten sind. Oft sind sie nichts anderes als eine behagliche, erschöpfend klare Betrachtung eines Gegenstandes, über den gerade noch schicklichkeitshalber ein durchsichtiges Schleierlein gebreitet ist. Die berufliche Gewohnheit (einer alten Lehrerin), alles recht klar und deutlich zu machen, trat mir öfters hindernd in den Weg, wo es nun galt, das Dämmerdunkel zu verbreiten, das die Lebensluft des Rätsels ist.
Wenn aber ihrer so viele fast keine Anstrengung voraussetzen, ist es nicht mehr als recht und billig, dass du dich mit dem Rest ein wenig mehr plagst. Ermüde dich nicht damit, die Rätsel einer Gruppe hintereinander vorzunehmen, sondern nippe nach Laune bald hier, bald dort, versäume aber nicht, die kurze Einführung zu der betreffenden Gruppe zu lesen! Überzeuge dich auch immer, ob deine Lösung alle, meist gesperrt gedruckten Anspielungen erklärt, sonst ist sie nicht richtig. Andernfalls trage sie hinten ein, du wirst dich freuen, wenn die Felder sich allmählich füllen und darfst stolz sein, wenn durch deine eigene Beharrlichkeit schließlich das letzte freie Plätzchen schwindet.
Anregend ist es auch, mit Bekannten einen Rätselabend einzurichten und mit ihnen in lautloser Stille um die Wette zu grübeln. Nur darf der jeweilig Schlauste, der die Lösung zuerst hat, nicht gleich damit losplatzen und den andern die Freude am Suchen verderben. Sein freudiger Aufblick und vergnügtes Schmunzeln verraten genug, dass er hinter den Zauber gekommen ist. Solche Unterhaltung ist wohl soviel wert wie manche andere. Und nun Glückauf zum fröhlichen Raten, lieber Leser und Löser! Wenn dir selber einmal ein hübsches Rätsel glückt, kannst du mir's schicken, vielleicht verursacht es mir auch böse Kopfschmerzen, und Rache ist süß, nicht wahr?
Die Verfasserin