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Rätselgedichte, Rätselreime

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Einfache Formen: Legende, Sage, Mythe, Rätsel, Sprüche

von Andre Jolles

Johannes Andreas Jolles, bekannt als André Jolles (* 7. Aug. 1874 in Den Helder; † 22. Feb. 1946 in Leipzig) war ein niederländisch-deutscher Kunsthistoriker, Literatur- und Sprachwissenschaftler. Bekannt ist er heute vor allem durch sein Hauptwerk Einfache Formen.

Anmerkungen des Herausgebers

Rechtschreibung: Das Original dieses Buches ist 1929 erschienen und folgt der damals gültigen Rechtschreibung ("daß", "Litteratur", "Räthsel", usw.). Wir haben die Rechtschreibung den heutigen Gepflogenheiten angepasst – mit einigen Ausnahmen: Zum einen die Titel zitierter Werke und zum anderen Zitate, die schon damals nicht der Rechtschreibung entsprochen haben und vom Autor absichtlich in Original belassen wurden.

Anmerkungen: von uns stehen direkt im Text [in eckigen Klammern] oder als Fußnoten.

Fußnoten: gibt es im Original nicht. Wir haben sie ans Ende des Dokuments gestellt und verlinkt: 1) Dies hier ist ein Beispiel für eine Fußnote.

Verlinkungen: Wir haben auch viele Links eingefügt; teils auf unsere eigenen Seiten, teils auf Lexika und Enzyklopädien. Externe Links sind mit einem Pfeil gekennzeichnet.

Auszeichnungen: Im Original  g e s p e r r t  gesetzte Wörter haben wir kursiv gesetzt.

Inhaltsverzeichnis

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Geleitwort

An André Jolles

... Da diese Anstalten ihren Zweck indes nur erreichen können, wenn jede, soviel als immer möglich, der reinen Idee der Wissenschaft gegenübersteht, so sind Einsamkeit und Freiheit die in ihrem Kreise vorwaltenden Prinzipien. Da aber auch das geistige Wirken in der Menschheit nur als Zusammenwirken gedeiht, und zwar nicht bloß, damit einer ersetze, was dem andern mangelt, sondern damit die gelingende Tätigkeit des einen den anderen begeistere und allen die allgemeine, ursprüngliche, in den einzelnen nur einzeln oder abgeleitet hervorstrahlende Kraft sichtbar werde, so muss die innere Organisation dieser Anstalten ein ununterbrochenes, sich immer selbst wieder belebendes, aber ungezwungenes und absichtsloses Zusammenwirken hervorbringen und unterhalten...

Wilhelm von Humboldt

Aus Einsamkeit und Freiheit finden hier ein neues Denken über den Geist und eine neue Besinnung über das Reich der Literatur den Weg in die Öffentlichkeit, und dieses Buch ist letzte Station und Weg zugleich, Weg, den es, allmählich sich erweiternd, angetreten hat vom Forscher und Gründer zum kleinsten Kreis der Schüler und Freunde, zum größeren der akademischen Kollegien, nunmehr zum größten der wissenschaftlichen Öffentlichkeit.

Die ‘Einfachen Formen’ sind leicht zu lesen – in ihrer Art zu unterweisen, zu überzeugen – und sie sind schwer zu studieren, weil mit jedem Begriff, jeder Definition, jedem Gedankengang, aber auch von jedem Beispiel aus appelliert wird an das Weiterdenken, das erst zu völligem Durchschauen führen kann. Von den beiden Möglichkeiten, die es gibt, in ein Neues einzuführen, der des geschlossenen Systems und der des
demonstrierenden propädeutischen Sprechens, ist die letztere gewählt, weil sie lebendiger und weniger abgezogen ist, weil sich aber auch von der Reihe der gerundeten Einzelabhandlungen aus viel klarer eine Verbindung herstellen lässt zu all den Einzelproblemen, zu den bisher geübten und erprobten Methoden, die tangiert und geschnitten werden müssen. So wird überall an die Punkte herangeführt, von denen aus die eigentliche Weiterarbeit im Einzelnen erst einzusetzen hat wie auch das sich Besprechen und Diskutieren mit andern Lagern und Schulen.

In- und nebeneinander stehen hier Denken und Bild, Verdichtung und Beispiel, Frage, die der Antwort voraus läuft, Ergebnis, das sich begründet, und ἀποστϱοφή wird pädagogisch und stilistisch Führerin und Figur.

Schließlich soll eines zu betonen nicht unterlassen sein: dass über jedem neuen wissenschaftlich ernsten Weg, der nicht für immer bei den Einzelheiten stehen bleibt, ein Irrationales immerhin, aber ein Wägbares bleibt, das über den Geist hinausreicht und das Gesinnung ist.

Somit meinen wir, die das gesprochene Wort aufgezeichnet und geholfen haben, es zu Abhandlung und Buch weiterzuführen, mit diesen Vorworten ein nochmaliges Fragen um Belehrtwerden und empfangen und geben das Ganze als Antwort und Lehre, als Vortrag und endgültige Abhandlung — ἀλλ̕ ǰπείπεϱ γε ϰαὶ τἆλλα ἐπέϱανας, ϰαὶ τοῦτο πέϱανον.

Am 7. August 1929
Dr. Elisabeth Kutzer
Dr. Otto Görner

Rätsel

I.

Noch eine zweite Form erfüllt sich in Frage und Antwort: das Rätsel.

Was Rätsel und was Rätselraten heißt, wissen wir – allerdings wissen wir es meistens aus den Bezogenen Formen, in denen es auch in unserem Leben eine Rolle spielt; wir kennen sie aus den kindlichen Aufgaben, aus den Rätselecken unserer Zeitungen. Wir wissen auch, wie sehr das Rätsel als Betätigung unsre Gedanken beschäftigen, von uns Besitz ergreifen kann – ich erinnere nur daran, mit welcher Inbrunst sich vor wenigen Jahren Amerika und Europa auf das Kreuzworträtsel gestürzt haben.

Auch die Wissenschaft, die Volkskunde hat sich mit dem Rätsel eingehend beschäftigt. Eine mustergültige Veröffentlichung auf diesem Gebiete – wo sonst so viel gesündigt wurde – ist der Band Rätsel (Bd. I der Mecklenburgischen Volksüberlieferungen), den Richard Wossidlo 1) 1897 (Wismar) publizierte. Ich weise weiter hin auf den Aufsatz von Wolfgang Schultz (Pauly-Wissowa 3), Realenzyklopädie s. v. Rätsel, vgl. W. Schultz, Rätsel aus dem hellenischen Kulturkreis 1912), der die antiken Rätsel vortrefflich gesammelt und in ihrer Vielgestaltigkeit bearbeitet hat. Auch die Vergleichenden Rätselforschungen (F. F. Com. 26, 27, 28. 1918/20), in der das Haupt der finnischen Schule Antti Aarne 2) ein gewaltiges Material zusammengebracht hat, möchte ich hier nennen. ‘Das Deutsche Volksrätsel’ hat Robert Petsch 10) (Straßburg 1917) behandelt.

Sammlungen wie die von Wossidlo und Aarne bilden den Ausgangspunkt für unsere Untersuchungen – so wie wir bei der Legende von den Acta Sanctorum ausgegangen sind. Indessen müssen wir hier wieder auf den methodischen Unterschied der Volkskunde und der Literaturgeschichte hinweisen. Was uns in Sammlungen vorliegt, sind selbstverständlich Gegenwärtige Formen, Vergegenwärtigungen. In einer Sammlung, wie sie Wossidlo herausgibt, sind ganz ohne Vorurteil und mit, man kann wohl sagen, absoluter Vollständigkeit alle Vergegenwärtigungen zusammengetragen, die sich zu einer Zeit – der Zeit, da die Sammlung stattfand – in einem bestimmten Gebiet – wo gesammelt wurde. – im Umlauf befanden. Wir haben also hier den Rätselbestand in Mecklenburg zu Anfang des 20. Jahrhunderts sachlich vor uns.

In einer Sammlung, wie sie Aarne versuchte, liegt etwas anderes vor, wie schon aus dem Ausdruck ‘vergleichende Forschungen’ hervorgeht. Hier wird nicht von einem Gesamtbestand in einer bestimmten Gegend ausgegangen, sondern von gewissen Typen, und nicht von einem bestimmten Gebiet und einer bestimmten Zeit, sondern von sämtlichen Gebieten und sämtlichen Zeiten, wo Gegenwärtige Formen, die sich jenem Typus anschließen oder anzuschließen scheinen, aufzutreiben sind. Mit diesem sehr großen Material wird der Versuch unternommen, historisch und geographisch den Punkt zu bestimmen, wo ein solcher Typus entstanden sein kann. Da sich das rein historisch meist nicht genau feststellen lässt, wird ‘vergleichend’ vorgegangen, das heißt man schließt aus einer Anzahl Varianten desselben Datums auf die Urgestalt, die allen Varianten desselben Typus zugrunde liegen muss. Weiter versucht man, wieder historisch-geographisch, den Weg zu verfolgen, den diese Typen durch Zeiten und Völker genommen, und die Wandlungen zu beobachten, die sie auf ihrem Wege von Kultur zu Kultur durchgemacht haben. Die Gefahr, sich hier in einem Kreis zu bewegen, ist groß: man schließt aus historisch-geographischen Daten auf eine Urform; die Wandlungen dieser hypothetischen Urform werden dann wieder durch die gleichen historisch-geographischen Daten erklärt.

Aber auch, wenn dieser Kreis vermieden wird, bleibt die aus zahllosen Vergegenwärtigungen abgeleitete Urform selbst immer noch im besten Falle eine Gegenwärtige Form, im ungünstigsten eine Bezogene Form oder eine Kunstform – und auch wenn wir eine ziemlich vollständige Sammlung dieser sogenannten Urformen besäßen, bliebe es immer noch unsre Aufgabe, von ihnen aus zu der eigentlichen Einfachen Form durchzudringen und deren Bedeutung zu ergründen. So wertvoll also derartige Sammlungen für die literarhistorisch-morphologische Methode bei ihrer Arbeit sind, so zieht sie es doch vor, auch hier zu versuchen, das Wesen der Einfachen Form und die Geistesbeschäftigung, aus der sie hervorgegangen ist, zu bestimmen. Gelingt ihr das, so wird es ihr möglich sein, jene Typen, jene historisch gegebenen Vergegenwärtigungen, zu unterscheiden und einzuordnen und darüber hinaus auch die neuen Vergegenwärtigungen, die sich aus der Geistesbeschäftigung immer wieder ergeben, nun ihrerseits mit den ‘historischen’ zu vergleichen.

II.

Wenn wir Frage und Antwort im Rätsel mit Frage und Antwort in der Mythe vergleichen, fällt uns zunächst rein äußerlich auf, dass, so wie die Form Mythe die Antwort wiedergibt, die Form Rätsel uns die Frage zeigt. Mythe ist eine Antwort, in der eine Frage enthalten war; Rätsel ist eine Frage, die eine Antwort heischt.

Wie die Mythe also auch die Frage enthält, ebenso ist im Rätsel und durch das Rätsel die Antwort vorhanden. Ein Rätsel kann so gestellt sein, dass es dem Ratenden unmöglich ist zu raten, ja die richtige Lösung eines Rätsels kann verloren gegangen sein – und dennoch hat der Ratende das Bewusstsein, dass es jemanden gibt oder gegeben haben muss, der die Lösung kennt oder gekannt hat – ein unlösbares Rätsel ist eben kein Rätsel. Mehr noch – die Form des Rätsels ist nicht nur so, dass der Ratende weiß, dass die Lösung einem anderen bekannt ist oder gewesen ist, sie ist auch so, dass er aus dieser Form die Überzeugung gewinnt: er selbst kann die Lösung finden. Diese Überzeugung aber setzt sich sofort um in jene andere: er muss sie finden.

Auch hier können wir die Geistesbeschäftigung mit dem Kennwort Wissen andeuten. Aber es ist ein anderes Wissen und eine andere Wissbegierde. Bei der Mythe fragte der Mensch die Welt und ihre Erscheinungen nach ihrer Beschaffenheit, und die Welt gab sich ihm in ihrem Widerwort, in einer Wahrsage bekannt. Bei dem Rätsel besteht kein Verhältnis von Mensch zu Welt. Hier stellt ein Mensch, der weiß, einem anderen Menschen eine Frage – aber er stellt jene Frage so, dass sie den anderen zum Wissen zwingt. Einer ist im Besitze des Wissens, er ist als Person der Wissende, der Weise; ihm steht ein zweiter gegenüber, den er durch die Frage veranlasst, seine Kraft und sein Leben daran zu setzen, gleichfalls in den Besitz des Wissens zu kommen und sich ihm als Weiser zu zeigen. Das Wissen selbst ist, im Augenblick da die Frage gestellt wird, schon vorhanden, es wird nicht, wie in der Mythe, aus Frage und Antwort erst errungen.

In der Form Mythe sind wir selbst die Fragenden – in der Form Rätsel werden wir gefragt, und zwar so gefragt, dass wir antworten müssen. Deshalb steht Mythe im Zeichen der Freiheit – Rätsel im Zeichen der Gebundenheit; deshalb ist Mythe Tätigkeit, Rätsel Leiden, deshalb bedeutet Mythe ein Aufatmen, Rätsel eine Beklemmung. Es ist kein Zufall, dass ein althochdeutsches Wort für Rätsel tunkal, das Finstere, lautet.

Der Bedeutungsknoten liegt sowohl bei der Mythe wie bei dem Rätsel dort, wo Frage und Antwort zusammen kommen, wo sich die Frage in einer Antwort löst. Aber bei der Mythe ist dieses Zusammenkommen eine Wahrsage, bei dem Rätsel eine Enträtselung.

Ich betone den Unterschied der Formen um so schärfer, als gerade die, die sich am eingehendsten mit dem Rätsel beschäftigten, die Beziehung zur Mythe zwar gespürt, aber das, was die Formen trennt, übersehen haben. So Wolfgang Schultz in den Studien, die ich zu Anfang genannt habe, so auch Ludwig Laistner in dem merkwürdigen Buche »Das Rätsel der Sphinx«, das der Verfasser bezeichnenderweise im Untertitel »Grundzüge einer Mythengeschichte« genannt hat (Berlin 1889).

III.

Trotzdem ist es gerade Laistner gewesen, der zuerst auf etwas hingewiesen hat, was uns im eigenen Leben die Form Rätsel klar zu machen imstande ist, auf den Begriff Examen. In der Tat, das Examen ist, wenn auch in anderem Format und auf einer anderen Ebene, ein Zustand, der sich dem Rätsel vergleichen lässt. Auch da ist jemand, der weiß, der die Frage stellt, der den anderen zwingt, zu wissen, die Frage zu beantworten oder zugrunde zu gehen, beziehungsweise ‘durchzufallen’. Hier handelt es sich aber nicht um eine sokratische Frage, eine Frage, die so gestellt wäre, dass sich in der Antwort eine Welt erschafft, sondern eine Frage, die schon von Wissen bedingt ist und Wissen zur Bedingung stellt. Vergleichen wir einen platonischen Dialog mit einem Katechismus, so fühlen wir den Unterschied noch stärker. Die Gesprächsform ist bei Plato das, woraus sich die Weisheit ergibt. Ein Katechismus ist auch ein Gespräch, ein Dialog; die Antworten sind aber dem Fragenden von vornherein bekannt; wenn der Gefragte richtig antwortet, so ergibt sich aus diesen Antworten nicht die Weisheit selbst, sondern das Wissen des Kandidaten. Der Gemütszustand im Examen kann es klar machen, dass die fragende Person, die das Wissen besitzt und die wir den Weisen nannten, dämonisch gedacht werden kann, dass dieser Weise zugleich ein Ungeheuer ist, das uns mit Angst erfüllt, uns bedrückt, uns würgt.

Außer dem Examen – und das hat Laistner übersehen – gibt es im Leben einen anderen Zustand, ein anderes Geschehen, in dem das Rätsel als Form spürbar ist: die Gerichtssitzung. Und an dieser Stelle fassen wir sie nicht, wie in der Legende, vom Verfahren her, um festzustellen, wo tätige Tugend, strafbares Unrecht vorliegen, sondern wiederum als Verhältnis von Personen. Bei dieser Gerichtssitzung ist es der Richter, der wissen muss, der Angeklagte, der weiß. Auch hier ist es Lebenspflicht, Lebensnotwendigkeit des einen, das Wissen des anderen zu ergründen. Der Angeklagte gibt hier das Rätsel auf, gelingt es dem Richter nicht es zu raten, so hört er – jedenfalls hie et nunc – auf, Richter zu sein.

Die wenigen bekannten Fälle, da sich das Rätsel erweitert, da es eine Erzählung wird und in dieser Erzählung gewissermaßen einen Kommentar zu sich selbst liefert, zeigen ganz scharf, wie hier wirklich Rätsel als Einfache Form vor uns liegt, wie in diesen Verhältnissen die Geistesbeschäftigung des Rätsels gegeben ist. Da ist einerseits eine Gruppe, die wir mit den Typologen als Sphinxrätselgruppe bezeichnen wollen. Die Beispiele sind bekannt; es gehören dazu die Sphinxgeschichte selber, Turandot, Kaiser und Abt, Andersens Reisekamerad mit den zahllosen Varianten. Hier examiniert ein mehr oder weniger grausames Wesen. Es kann auch eine verzauberte, mit bösen Mächten in Verbindung stehende Prinzessin sein oder ein König. Am harmlosesten ist der Kaiser, der die geistigen Fähigkeiten des Pfäffleins, dessen Schmerbauch drei Männer nicht urnspannen, prüfen will. Aber in allen Fällen heißt es: rate oder stirb! In allen Fällen ist es im tiefsten Sinne eine Examensfrage.

Dem steht eine andere Gruppe gegenüber, die man gewöhnlich nach einer häufig vorkommenden Vergegenwärtigung Ilo-Rätsel nennt. Wossidlo schreibt: ‘Dieses Rätselmärchen’ – wir wollen lieber nur Rätsel sagen – ‘ist über das ganze Land verbreitet. Ich habe kein Dorf gefunden, in welchem es nicht irgendeinem der Bewohner bekannt war, öfter fand ich es in Einem Dorfe in drei-, vier-, ja fünffacher Gestalt.’ In seiner gewöhnlichen Fassung lautet es:

Auf Ilo geh ich,
auf Ilo steh ich,
auf Ilo bin ich hübsch und fein,
rat't, meine herren, was soll das sein.

Eine der Erklärungen ist: ‘En mäten hett'n kind ümbröcht hatt; nu is dat jo früher so wäst, dat lüd', de to'n dod' verurteilt wäst sund, de richters hebben 'n rätsel upgäben künnt, wenn de dat nich lööst hebben, sünd se erlööst wäst. Ilomm hett dat mäten ehr hund heeten, von den'n sien fell hett se sik 'n poor schoh maakt. As nu de dach rankümmt, treckt se de schoh an un geit hen na de richters un bädt ehr dat rätsel vör. Dat hebben se nich raden künnt: dor is se fri kamen.’ (Wossidlo, S. 191.)

Außer dem Ilo-Rätsel im engeren Sinne gehören zu dieser Gruppe zahllose andere Rätsel, die mit ähnlicher Erklärung aufgegeben und erzählt werden: ‘Zweibein saß auf Dreibein’. ‘Ungeboren’ usw.

Hier wird also ein Rätsel aufgegeben, das, wenn es nicht geraten wird, Freiheit und Leben bringt, Es ist die Frage des Angeklagten, und hier heißt es: gib ein Rätsel auf und lebe!

Es ist, als kämen diese zwei Gruppen von den beiden äußersten Grenzen der Geistesbeschäftigung aufeinander zu. Ein aufgegebenes Rätsel nicht lösen können, heißt Untergang – ein Rätsel aufgeben, das keiner rät, heißt Leben.

Gerade weil Tod und Leben hier von der Lösung des Rätsels abhängen, hat man diese Gruppen Halsrätsel oder Halslösungsrätsel genannt. Im Grunde aber sind alle Rätsel Halsrätsel, insoweit sie den Zwang in sich tragen, geraten zu werden. Es heißt, dass auf Hawaii ehemals diejenigen, die ein Rätsel nicht lösten, in die Kochgrube geworfen und ihre Knochen als Siegestrophäen aufbewahrt wurden. Deshalb soll es Familien geben, die sich weigern, Rätsel zu lösen, weil ihre Ahnen in dieser Weise zugrunde gegangen sind – hier reiben sich Sage und Rätsel. Und deshalb sagen andere, wenn es ans Rätselraten geht: ‘Unser Einsatz sind unsre Knochen.’ Aber eigentlich können wir das überall, wo wir diese Einfache Form finden, nur wiederholen. Ob Examensrätsel, ob Gerichtsrätsel – wo das Rätsel seine tiefste Bedeutung erreicht, geht es an das Leben: sind unsre Knochen unser Einsatz.

IV.

Wir haben zu Anfang das Rätsel hauptsächlich von der Seite dessen aus, der es raten musste, betrachtet. Wir waren dazu berechtigt, da es uns in seiner Form als Frage gegeben ist, und da uns diese Frage eigentlich jedes mal gestellt wird. Die beiden Gruppen des Sphinxrätsels und des Ilo-Rätsels wiesen uns auf die Bedeutung dessen hin, der das Rätsel aufgibt, des Fragestellers.

Die Tätigkeit des Ratenden haben wir mit dem Wort enträtseln angedeutet. Um jedoch enträtselt werden zu können, muss das zu Enträtselnde zunächst verrätselt sein. Und mit diesem Verrätseln können wir die Tätigkeit dessen bezeichnen, der das Rätsel aufgibt. Was aber ist die Absicht, der Zweck dieser Verrätselung?

Wir haben gesehen, dass der Aufgebende sich im Besitze des Wissens befindet, dass er weiß. Andererseits zeigt der Ratende, der geraten hat, dass er dem Aufgebenden ebenbürtig ist, dass er gleichfalls weiß. An erster Stelle ist also das Aufgeben des Rätsels eine Prüfung des Ratenden, eine Untersuchung seiner Ebenbürtigkeit. Darüber hinaus aber enthält die Frage einen Zwang. In seiner Gesamtheit ist also das Rätsel seitens des Aufgebenden sowohl eine Prüfung der Ebenbürtigkeit des Ratenden, wie auch ein Zwang für den Ratenden, sich ebenbürtig zu zeigen. Ich brauche auch hier nur an den Begriff Examen zu erinnern. Dass nun diese Prüfung und dieser Zwang nicht mit einer beliebigen Person bei einer gleichgültigen Gelegenheit vorgenommen werden, versteht sich von selbst: der Aufgebende muss einen Grund haben, weshalb er prüft und zwingt, der Gefragte, weshalb er sich der Untersuchung und dem Zwang unterwirft.

Hieraus ergibt sich, dass die Lösung an sich nicht der eigentliche und einzige Zweck des Rätsels ist, sondern das Lösen. Die Antwort war dem Aufgebenden bekannt – es kommt ihm deshalb nicht darauf an, sie noch einmal zu erhalten, sondern es kommt ihm darauf an, dass der Gefragte imstande ist, sie zu geben, es kommt ihm darauf an, den Gefragten zu veranlassen, sie ihm zu geben.

Noch einmal weise ich auf den wesentlichen Unterschied zur Mythe hin. Bei der Mythe liegt die Bedeutung der Antwort ausschließlich in der Antwort selbst. Im Gegensatz zur Mythe enthält das Rätsel eine Frage, die gestellt wird, um zu untersuchen, ob der Befragte eine gewisse Würde besitzt, und wenn diese Frage beantwortet wird, liefert sie den Beweis, dass der Befragte ist würdig.

Selbst in sehr oberflächlichen Begriffsbestimmungen des Rätsels, die meist für Bezogene Formen gelten, kann man lesen, dass das jetzige Rätsel ein Mittel sei, den Scharfsinn des Ratenden zu prüfen. In den tieferen Schichten, wo wir unsere Einfachen Formen zu suchen haben, ist der Zweck viel weniger unbestimmt. Wir können hier sagen, dass der Aufgebende – den Weisen haben wir ihn genannt – nicht allein steht, dass er nicht selbständig ist, sondern dass er ein Wissen, eine Weisheit vertritt, oder auch eine Gruppe, die durch Wissen gebunden ist. Der Ratende dagegen ist nicht Einer, der die Frage eines anderen beantwortet, sondern Einer, der zu jenem Wissen zugelassen, in jene Gruppe aufgenommen sein will und der durch seine Antwort beweist, dass er dazu reif ist. Die Lösung ist also eine Parole, ein Losungswort, das Zugang zu etwas Abgeschlossenem verleiht. Nicht wie in den vergegenwärtigten Rätselerzählungen, nicht wie bei dem Sphinxrätsel steht hier der Aufgebende dem Befragten als würgendes Ungeheuer gegenüber — und dennoch spüren wir auch hier den Zwang: der Zugang zu jenem Abgeschlossenen ist Lebensfrage, sowohl für den, der um Einlass bittet, wie für den, der Einlass gewährt.

So wird von zwei Seiten das Rätsel bestimmt: der Aufgebende hat bei der Verrätselung dafür zu sorgen, dass der Ratende bei der Enträtselung seine Würde, seine Ebenbürtigkeit zeigt.

Fragt man, welcher Art eine solche durch Weisheit gebundene Gruppe sein kann. so wären hier viele Antworten möglich. Wir können sie zusammenfassen: jene Gruppen sind derart, dass sie aus Eingeweihten bestehen und dass, um in sie aufgenommen zu werden, eine Weihe nötig ist. Sie erstrecken sich also von dem Geheimbund in seiner einfachen Gestalt bis zum Reiche der Seligen, insoweit dies als Ort aufgefasst wird, den man nur auf dem Wege der Weisheit erreichen kann.

Haben wir das Rätsel ein Losungswort genannt, so können wir hinzufügen, dass dieses Losungswort zur Einweihung führt, dass der Zugang. den es verschafft, jener zur geschlossenen Weihe ist.

Zweck und Aufgabe des Rätsels ist aber seitens des Aufgebenden: zu prüfen, ob der Gefragte reif ist, die Weihe zu empfangen, und ihm zugleich den Zugang zum Abgeschlossenen zu ermöglichen; seitens des Gefragten: seine Würde zu zeigen, zur Weihe zugelassen zu werden.

V.

Damit stehen wir vor unsrer zweiten Frage: Was wird verrätselt?

Gehen wir von den zahllosen Rätseln aus, die täglich von Erwachsenen und Kindern aufgegeben werden, von den Rätselecken, den Rätselzeitungen, den Rätselbüchlein, so hat es den Anschein, als ob schlechterdings alles verrätselt werden könnte. Die Zahl der Gegenstände, die in sehr verschiedener Weise zum Rätsel umgebildet werden, ist hier unbeschränkt. Es ist aber deutlich, dass wir hier Bezogene Formen vor uns haben, in denen eine bestimmte Weise der Verrätselung auf beliebige Sachen angewandt wird. Solche Analogien können uns im besten Falle über das Wie der Verrätselung etwas lehren, für das Was im tieferen Sinne sind sie in keiner Weise maßgebend.

Der Unterschied zwischen den Rätseln einer Rätselecke und den Rätseln, wie sie die Volkskunde sammelt und die sie ‘wirkliche Rätsel’ (Petsch) oder Volksrätsel nennt, beruht wohl darauf, dass die ersten einmal geraten und wenn die Zeitungsnummer mit der Lösung erschienen, wieder vergessen werden, während die zweiten ‘sich im Volksmunde befinden’, ‘im Umlauf’ sind, das heißt immer wieder aufgegeben werden. Damit ist aber keineswegs gesagt, dass sich unter all dem, was in solchen Sammlungen zusammengetragen ist, keine Bezogene Form befindet oder dass das, was im Volksmunde lebt, immer als Gegenwärtige Form aufgefasst werden darf, als Form, in der sich die Geistesbeschäftigung, die Einfache Form verwirklicht oder einmal verwirklicht hat. Die Beispiele bei Wossidlo zeigen, dass die Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen ist, dass eine Bezogene Form gelegentlich den Weg zum Volksmund findet und in Umlauf gerät und dass so die Zahl der Verrätselungen auch im Volksrätsel erweitert wird. Aber das ist nur scheinbar. Wossidlos Sammlung beweist auch. dass die Zahl der verrätselten Gegenstände, wenn man sie überschaut, sehr zusammenschrumpft – dass bei einer bestimmten Weise der Verrätselung die gleichen oder ähnlichen Gegenstände immer wiederkehren. Und selbst bei scheinbarem Unterschied zeigt sich hier, dass sich die Gruppen zusammendrängen und auf einen noch erkennbaren Ausgangspunkt hinweisen. So hat Antti Aarne (F.F.C. 27) richtig nachgewiesen, dass eine Anzahl Rätsel aus den verschiedensten Gegenden mit den Lösungen: Katze, Hund, Pferd, Schwein, Ziege, Schaf, Kamel, Hase sämtlich zurückzuführen sind auf einen ‘Typus’, der Rind oder Kuh verrätselt.

Gehen wir nun unsererseits wieder den umgekehrten Weg und setzen bei der Geistesbeschäftigung, bei der Einfachen Form ein, so müssen wir uns sagen, dass die Fragen, in denen sich die Geistesbeschäftigung verwirklicht, die eigentlich Gegenwärtigen Rätsel, die der Eingeweihte dem Einzuweihenden aufgibt, nicht unbeschränkt und nicht willkürlich sein können. Verrätselt kann nur werden, was die Weihe umschließt – das Geheimnis des Bundes, das was in dem Bunde zugleich heimisch und heimlich ist. Ja, wir können sogar – von diesem Worte aus – von der Heimtücke des hämischen Rätsels reden. Was verrätselt wird, wird also von dem Sinn des Abgeschlossenen bestimmt.

Noch einmal müssen wir die Mythe berühren. Es ist möglich und es geschieht sehr oft, dass der Sinn des Bundes auf einem Fragen nach der Schöpfung und der Beschaffenheit der Welt und ihrer Erscheinungen beruht, die Heimlichkeit des Bundes auf der gemeinsam erhaltenen Wahrsage, auf der Offenbarung, und dass die Tätigkeit des Bundes in Handlungen besteht, in denen die Bedeutung dieser Offenbarung jedes mal von neuem ausgedrückt und wiederholt wird. Mit anderen Worten, wir haben eine Gemeinschaft vor uns, deren bindender Sinn Mythe ist und deren Handlungen wir Ritus nennen. In diesem Falle wird auch das Rätsel, das diese Gemeinschaft aufgibt, auf die Mythe Beziehung haben – es wird hier ein Mythus verrätselt werden. Aber ich betone hier Mythus, denn nicht die Einfache Form, sondern die Vergegenwärtigung ist es, die verrätselt wird. Die Geistesbeschäftigungen bleiben vollkommen getrennt. Ziel des Bundes ist jedes mal wieder, in Frage und Antwort die Welt zu erzeugen, Ziel des Rätsels bleibt, auch wenn das, was verrätselt wird, zu dieser Mythe in Beziehung steht, nur eine Prüfung des Gefragten seitens des Aufgebenden, die Antwort ist nie eine Wahrsage, immer eine Enträtselung. Sehr nahe können diese beiden nebeneinander liegen, ohne sich je zu vermischen. Ich erinnere noch einmal an das Orakel. Es erschafft sich dort, wie wir gesehen haben, als Einfache Form aus Frage und Antwort zukünftiges Geschehen. Dieses aber ereignet sich im Orakel selbst. Ist nun aber derjenige, der das Orakel sozusagen ‘benutzt’, würdig, dieses Erschaffene zu kennen? Von vornherein steht das nicht fest, es muss geprüft, es muss bewiesen werden. Und wie wird es geprüft? Indem das Orakel seine Wahrsage selbst verrätselt.

Löst Kroisos 6) in der Geschichte, die uns Herodot 5) erzählt, und die wir bei der Mythe schon erwähnten, das Rätsel, dann hat er damit seine Würde bewiesen, dann ist er zum Abgeschlossenen durchgedrungen, dann gehört ihm das Orakel: enträtselt er es nicht und hat er die Prüfung zur Weihe nicht bestanden, dann – wir haben hier wie immer ein Halsrätsel vor uns – ist es um ihn geschehen. Andererseits zeigt sich Themistokles 7) (Her. VII. 141 ff.) als Eingeweihter, indem er das Rätsel des τεῖχος ξύλινον löst und damit den Sinn des künftigen Geschehens erfasst. Das Orakel als Mythe enthält die bündige, eindeutige Antwort, die Wahrsage; aber diese Wahrsage ist Heimlichkeit des Bundes. Zwischen das Orakel und den fremden Fragesteller, den Uneingeweihten, schiebt sich notwendig die Form des Rätsels in seiner Mehrdeutigkeit.

Mag es sich nun aber dabei um eine Mythe oder um etwas anderes handeln – fest steht, dass der Aufgebende sich im Besitze des Wissens befindet und dass er die Gruppe, den Bund vertritt; wir können es auch so sagen: der Sinn des Bundes und das, was dem Uneingeweihten verrätselt wird. heißt Wissen als Besitz.

VI.

So kommen wir zur dritten Frage: wie wird verrätselt? Und das führt uns auf die eigentliche Form des Rätsels.

Wenn das, was verrätselt wird. von dem Sinn des Abgeschlossenen, von der Heimlichkeit des Bundes bedingt und bestimmt wird, so muss es vor allem in der Sprache des Bundes abgefasst sein – man könnte also sagen: die Prüfung besteht an erster Stelle darin, zu ergründen, ob der Fremde die Sprache des Eingeweihten versteht.

Erinnern wir uns noch einmal an den Begriff Katechismus. Katechismus – das Wort stammt von dem griechischen ἠχέω, erklinge oder lasse erklingen – ist dem Rätsel verwandt, unterscheidet sich aber dadurch, dass hier die Spontaneität des Rätsels fehlt. Auch durch den Katechismus wird der Eintritt zu einer Gemeinschaft ermöglicht, die Weihe erlangt, aber die Fragen werden nicht aus sich heraus gelöst – die Antwort wird von dem Katechumenen erlernt. Wiederum sehen wir hier Wissen als Besitz. Wie sich Wissen in der Mythe vollzieht, wie es in der Erkenntnis erzeugt wird, haben wir gesehen. Wissen als Besitz aber kann nicht nur verrätselt, es kann auch erlernt werden. Auch die Rätselerzählungen sagen Ähnliches. In der Erzählung vom Dankbaren Toten erfährt der Ratende jedes mal die Lösung durch einen Anderen: er erlernt sie.

Indessen zeigt uns schon der Katechismus, dass zur Weihe ein bestimmtes Wort in einer gewissen Bedeutung genommen sein will, dass, wenn von Taufe die Rede ist, diese nicht allein schlecht Wasser ist, sondern das Wasser in Gottes Gebot gefasset und mit Gottes Wort verbunden...

Ähnliches finden wir nun sehr viel stärker im Rätsel. Wenn wir hören:

Ein Baum steht in der ganzen Welt,
der zweiundfünfzig Nester hält,
in jedem Neste sieben Jungen,
doch sämtlich sind sie ohne Zungen –

so wissen wir von vornherein, dass Baum, Nest, Jungen hier nicht in der gewöhnlichen Bedeutung genommen werden, sondern dass wir sie anders fassen müssen. Oder wenn wir das Sphinxrätsel nehmen: Wer geht am Morgen auf vier, am Mittag auf zwei, am Abend auf drei Beinen – so wissen wir auch hier, dass Morgen, Mittag und Abend nicht unbedingt Tageszeiten meinen, und Beine nicht auf Körperliches beschränkt sein kann.

Andererseits fühlen wir aber auch, dass diese Bedeutungen nicht dadurch zustande kommen, dass für irgendein verrätseltes Ding ein anderer Name als der übliche eingesetzt wird. Die Bedeutung, die hier die betreffenden Worte haben, unterscheidet sich in ihrem Bau grundlegend von andern sprachlichen Bedeutungen: während sprachliche Bedeutungen sonst nur einen Sachverhalt meinen, bezeichnen Worte wie Baum, Nest, Jungen, oder Morgen, Mittag, Abend hier aufeinander bezogene Sachverhalte.

Nun sind diese angeführten Beispiele frei schwebende Vergegenwärtigungen, Rätsel, die von Sammlern aus dem Munde des Volkes aufgezeichnet sind. Je näher wir an das Rätsel als Einfache Form herankommen, je besser wir es als Losungswort, das die Weihe zu einer bestimmten Gemeinschaft umschließt, begreifen, um so deutlicher können wir beobachten, dass diese Gleichheit, von der ich sprach, aus einem Sinn hervorgeht, der innerhalb dieser Gemeinschaft den Sinn der Welt bedeutet.

Porzig 9) (Germanica, Festgabe Sievers, 1925, Halle) hat – um das Rätsel an einer Stelle zu greifen, wo es als Einfache Form noch lebendig ist – Rätsel des Rigveda 8) im Zusammenhang untersucht und festgestellt, dass in diesen Rätseln Bewegliches (Sonne, Mond, Jahr, Fuß) Rad oder Wagen ist, Gleichgeordnetes (Tage, Monate) Brüder heißt; Erscheinungen in der Luft (Sonne, Funken, Blitz): sind Vögel: etwas, woraus ein anderes hervorgeht (Wolken, Morgenröte, Feuer) ist Kuh; Unteres heißt immer Fuß, oberes Haupt. Wenn also die Sonne, die durch die Wolken scheint, verrätselt wird, heißt es: ‘Hier soll sagen, wer es wohl weiß, die verborgene Spur dieses lieben Vogels. Aus seinem Haupte melken die Kühe Milch, sich in Gestalt hüllend haben sie mit dem Fuße Wasser getrunken.’

Porzig hat dann weiter das Wesen dieser Sprache eingehend behandelt und damit einen Beitrag zum Kapitel Sondersprache gegeben. Denn jene Sprache, deren Kenntnis Zugehörigkeit zu einem abgeschlossenen Kreise verschafft und in der Heimlichkeit dieses Kreises den Sinn der Welt bedeutet, nennen wir Sondersprache.

‘Sondersprache wie Gemeinsprache konstituieren eine Welt, die eigentliche Welt der betreffenden Sprachgemeinschaft. Aber während die Gemeinsprache die Dinge unmittelbar als solche hinstellt, darum absolut und im strengen Sinne eindeutig ist, gibt die Sondersprache den Sinn der Dinge, ihre innere Verflochtenheit und tiefere Bedeutung wieder; darum wird sie so vieldeutig, wie die Welt von innen angesehen immer ist. Die Strukturlinien des Weltbilds der Gemeinsprache sind erst eingehender Untersuchung zugänglich, die Sprechenden haben eine Welt, aber sie kennen sie nicht. Die Welt der Sondersprache dagegen zeigt das Gerüst ihres Baus als allererstes, sie wird viel früher gewusst als sie in den Besitz ihrer Gemeinschaft übergeht. Auf den großen Hauptlinien liegt so viel Gewicht, dass darüber die Einzeldinge verblassen...’

Porzig zeigt dann die entgegengesetzten Richtungen der Gemeinsprache und der Sondersprache an einem Beispiel aus dem Gebiet der Bedeutungen. ‘Schon bei der Beschreibung des Charakters der Sondersprache ist deutlich geworden, dass sondersprachliche Bedeutungen sich innerhalb jeder gegebenen Sprache finden. Wenn wir vom Fuß des Berges, vom Fuß einer Lampe sprechen, so hat das Wort Fuß eine Bedeutung derselben Art, wie in den rigvedischen Rätseln von der Morgenröte, die die Sonne mit dem Fuß trägt, oder den Wolken, die mit dem Fuße Wasser trinken. Und wenn wir jede Erscheinung bis zu ihrem “Ursprung” zurückverfolgen, so hat dieses Wort ausgesprochene Sondersprachen-Bedeutung. Es sind dies die Vorgänge beim Bedeutungswandel, die man als “Übertragung”, als “bildlichen Ausdruck” zu bezeichnen pflegt. In Wirklichkeit handelt es sich um eine andere Art von Sprache mit andersartigen Bedeutungen. Fuß in der Gemeinsprache meint einen in bestimmter Weise gestalteten Körperteil als vorhandenes Ding; Fuß in der Sondersprache bedeutet etwas, dessen ganzes Wesen darin besteht, zu stützen und zu tragen. Wenn wir auf das Wesen des menschlichen Fußes reflektieren, so finden wir allerdings, dass es dasselbe ist, was die Sondersprache meint. Aber in der Gemeinsprache wird der Fuß eben nicht nach seinem Wesen, sondern nach seiner Erscheinung gemeint. Beide Bedeutungen liegen im heutigen Neuhochdeutschen ungestört nebeneinander und auch für den Rigveda wissen wir, dass alle Ausdrücke der Rätselsprache ebenso auch Ausdrücke der Gemeinsprache sind, nur mit veränderter Bedeutungsart. Gemeinsprache und Sondersprache sind also nicht zwei Sprachgebiete, die nebeneinander lägen und einander ausschlössen, sondern sie sind Schichten derselben Sprache, die sich übereinander lagern...’

Ich verweise für das Weitere auf den Aufsatz selbst – diese Ausführungen, auch über Syntax, sind von unbedingter Wichtigkeit für den Begriff des Rätsels. Aus dem Zitat sehen wir aber schon zur Genüge, dass es bei dieser Form möglich ist, das, was wir Sprachgebärde genannt haben, genauer zu bestimmen: die sprachliche Gebärde des Rätsels stammt ausnahmslos aus der Sondersprache.

VII.

Wenn wir aber sagen, dass das Rätsel die Sondersprache einer Gruppe im allgemeinen enthält, so ist damit seine Form noch keineswegs bestimmt. Die sprachliche Gebärde des Rätsels ist Sondersprache, aber Sondersprache braucht nicht die Form des Rätsels anzunehmen – sie tut dies, um ein naheliegendes Beispiel zu wählen, in der Gruppe selbst, die sich ihrer bedient, nicht. Oder um ein Beispiel aus der gegebenen wirklichen Sprache, wo sich Gemeinsprache und Sondersprache durchdringen, zu geben: wenn ich vom Fuße des Berges rede, so ist das Sondersprache, aber kein Rätsel; ein Rätsel wird es, wenn ich frage: Wer hat einen Fuß und kann doch nicht gehen?

Wir müssen hier noch ein neues Moment, nach dem das Verhältnis des Aufgebenden und des Ratenden zu beurteilen ist, erwähnen. War der Zweck des Aufgebenden, festzustellen, ob der Ratende würdig war aufgenommen zu werden, so hat der Ratende, der die Lösung fand, die Abgeschlossenheit durchbrochen. Ob er nun die Absicht hat, seinerseits anderen gegenüber von dieser Abschließung Gebrauch zu machen, mit anderen Worten, ob er sich von nun an als Eingeweihten betrachten und betragen wird, ist dabei gleichgültig. Tatsächlich besteht in dem Augenblick, da er die Lösung ausspricht, die Heimlichkeit des Bundes nicht mehr. In den Rätselerzählungen kommt das dadurch zum Ausdruck, dass hier das Leben des Aufgebenden auf dem Spiele steht. Sobald das Rätsel der Sphinx geraten ist, stirbt sie. Auch dies aber bedingt die Form des Rätsels: es ist nicht nur eine Verrätselung der Heimlichkeit des Bundes, es ist auch eine Abwehr, und hierin liegt das, was ich schon die Heimtücke des Rätsels genannt habe.

Wir besitzen im Griechischen zwei Worte für Rätsel, αἶνος mit dem zugehörigen αἴνιγμα und γϱῖφος. Irre ich mich nicht, so liegt in dem ersten mehr die Tatsache der Verrätselung, in dem zweiten dagegen, das eigentlich Netz bedeutet – ein Netz, das uns fängt, in dessen Verknotungen wir uns verwirren -, die Heimtücke der Verrätselung ausgedrückt.

Aber wiederum ist es die Sondersprache, die auch die Heimtücke ermöglicht. Setzen die Bedeutungen der Sondersprache voraus, dass ein Begriff vom Ganzen der Welt bewusst vorhanden ist, dass es ein System der Vieldeutigkeit gibt, worin alles tatsächlich Eindeutige sich einordnen muss, so sind diese Bedeutungen dem Fremden nicht ohne weiteres begreiflich. Sondersprache einer Gruppe – wir sehen es deutlich, wenn wir Sondersprache im engeren Sinne, Jägersprache, Verbrechersprache nehmen – ist Fernerstehenden unverständlich. Diese Eigenschaft des Vieldeutigen, unverständlich sein zu können, ist es, die die Form Rätsel sozusagen absichtlich herauskehrt. Es ist nicht nur in der Sondersprache der Gruppe abgefasst, es ist auch so abgefasst, dass es diese Sondersprache dem Uneingeweihten unverständlich erscheinen lässt. Wir nannten es Sondersprache, wenn wir von dem Fuß des Berges redeten, Rätsel, wenn wir sagen: Wer hat einen Fuß und kann doch nicht gehen? Was tut nun hier das Rätsel? Es führt von der Sondersprache wieder in die Gemeinsprache über, von dem Fuß, der, vieldeutig, vieles stützen und tragen kann, zu dem eindeutigen Fuße des Menschen, dem Körperteil, mit dem er sich fortbewegt – und indem es vom Vieldeutigen ins Eindeutige überführt, macht es von der Gemeinsprache aus die Sondersprache unverständlich.

Die Form Rätsel eröffnet, aber verschließt zugleich, die Art, wie das Rätsel verrätselt, ist so, dass es zugleich etwas birgt und verbirgt, etwas enthält und vorenthält.

Zwischen Frage und Antwort liegt Streit. Wir finden das ausgedrückt in den Rätselwettkämpfen, die an gewissen Stellen noch stattfinden oder die – zum Beispiel aus dem Norden – literarisch überliefert worden sind. In diesen Wettkämpfen muss nicht nur derjenige büßen, der das Rätsel nicht raten kann, sondern auch derjenige, dessen Rätsel geraten wird. Sphinxrätsel und Ilo-Rätsel fallen hier zusammen. Es steht sozusagen Weihe neben Weihe, ein Eingeweihter einem Eingeweihten gegenüber. Wir wissen, dass solche Wettkämpfe, an denen sich sogar die Gottheit beteiligt. in der Regel damit enden, dass der Mächtigere ein Rätsel aufgibt, das zur allerhöchsten Weihe gehört. Odins Rätsel rät kein Sterblicher, und auch durch dieses Geheimnis hat der Gott unser Leben in seiner Hand.

Wenn aber der Ratende durch sein Erraten die Abgeschlossenheit durchbrochen hat, so hat ihm der Aufgebende durch das Rätsel dazu die Möglichkeit gegeben. Jede Vergegenwärtigung birgt nicht nur die Möglichkeit der Lösung in sich, sondern auch die Lösung selbst. Ich erinnere an das Rätsel: Wie heißt Kaiser Karls Hund?, bei dem die Lösung Wie heißt. Diese Form ist nur ein deutliches Beispiel für die allgemeine Tatsache, dass in jeder Vergegenwärtigung die Lösung irgendwie umschlossen liegt. Der Aufgebende, der verrätselt, verrät andererseits in seinem Rätsel. Wiederum schiebt sich hier – und die Art der Sondersprache, die die Welt der tatsächlichen Eindeutigkeit ausschaltet, erlaubt auch das – in das Rätsel ein neues Rätsel ein. Die Antwort schließt die Lücke, die Öffnung, die durch die Frage entstanden ist, wieder zu: auch diese Antwort ist Sondersprache, sie ist mehrdeutig. Die erste Lösung birgt und verbirgt eine zweite, auch sie gibt das Tiefste nicht preis. Das ist die Erklärung der oft beobachteten Tatsache, dass die ‘eigentlichen’ Rätsel – im Gegensatz zu den Bezogenen Formen der Jetztzeit – keine eindeutige Lösung besitzen.

In einem Teil unserer ‘Gesellschaftsrätsel’ wird diese doppelte Lösung zum Spiel. Es gibt Rätsel, die in Damengesellschaft eine harmlose, in Herrengesellschaft eine weniger harmlose Lösung besitzen. Aber wenn wir hier Herrengesellschaft sagen, so liegt darin schon eine Beziehung zu jenen Organisationen, die die Ethnographie als Männerbund zu bezeichnen pflegt. In der Damenlösung liegt wiederum etwas enthalten, was zugleich vorenthalten bleibt. Dem stehen – auch als Spiel – solche Rätsel gegenüber, die zu einer nicht harmlosen Lösung zu verführen scheinen, aber dann doch wieder eine sehr harmlose Lösung zulassen, deren Heimtücke darin besteht, dass sie etwas anderes zu eröffnen scheinen, als was sie in Wirklichkeit verschließen. In Wossidlos Sammlung sieht man, wie häufig diese Rätsel sind – sie erinnern uns daran, wie alt und weitverbreitet die Sondersprache des Geschlechtlichen ist.

VIII.

Die Form des Rätsels habe ich somit in ihren vielen Verschlingungen zu zeigen versucht. Für unsere eigene Zeit haben wir gesehen, dass das Rätsel einerseits fortlebt in Bezogenen Formen, die sich von der Einfachen Form als solcher fast ganz losgelöst haben, und andererseits in Rätseln aus dem Volksmunde, die zwar auf die einstmalige Bedeutung hinweisen, und aus denen man die Einfache. Form noch erkennen und ableiten konnte, aber die doch keineswegs mehr in Beziehung zu ihrem ursprünglichen Ziel gesetzt wurden. Um die lebendige Verwirklichung der Einfachen Form beobachten zu können, mussten wir schon zu dem Rätsel des Rigveda greifen – in unserer eigenen Zeit sind sowohl das sogenannte ‘Kunsträtsel’ wie das sogenannte Volksrätsel Spiel. Woher kommt das? Wir haben schon bei Sage und Legende gesehen, wie zu bestimmten Zeiten unter gewissen Umständen eine Geistesbeschäftigung zurückgedrängt, weniger wirksam wird und wie dann auch ihre Vergegenwärtigungen sich verdünnen, schwerer erkennbar werden. Bei dem Rätsel liegt Ähnliches vor. Die Begriffe Bund und Heimlichkeit des Bundes sind aus unserer Gesellschaft, der Begriff Sondersprache in tieferer Bedeutung ist aus unserer Sprache weitgehend ausgeschaltet. Auch darüber findet sich Einiges bei Porzig. ‘Auch von unsern “abstraktesten” wissenschaftlichen Begriffen verlangen wir,’ sagt er, ‘dass sie einen Sachverhalt eindeutig bezeichnen. Dass wissenschaftliche Termini etwas anderes sein könnten oder gar sollten als Namen für Tatsächlichkeiten, wird von maßgebenden wissenschaftlichen Richtungen lebhaft bestritten: so stark ist innerhalb der abendländischen Kultur gegenwärtig noch die Strömung gegen die Sondersprache.’ – Wissen als Allgemeinbesitz, als ein möglichst allseitig zu Erwerbendes, hat verrätseltes Wissen, Wissen als Macht verdrängt. In der Welt des 19. Jahrhunderts war für Rätsel kein Platz. Vielleicht gibt es noch mehr solche Stellen. Boas, der beste Kenner der nordamerikanischen Völkerkunde, teilt mit, dass in Nordostsibirien und in Amerika das Rätsel zu fehlen scheint.

Wo aber – und sei es nur als Restbestand – der Bund mit seiner Heimlichkeit sich noch findet, da treffen wir das eigentliche Rätsel wieder an. Es ist gerade in letzter Zeit häufig von einer Gemeinschaft die Rede gewesen, deren bindender Sinn Mythe sein soll, von einem Bunde, in dem sich Welt als Tempel bekannt gibt: Hier sehen wir, wie auch dieser Bund sich im Rätsel eröffnet und verschließt, und Maurer gibt hier ein gutes Beispiel der Sondersprache. Zugleich haben wir hier beobachten können, wie man von außen her bestrebt ist, die Abgeschlossenheit dieses Bundes zu sprengen, und wie das Mittel dazu war, dass man sein Rätsel verrät.

Noch eins zeigt uns der Kampf gegen die Freimaurerei: den Zusammenhang zwischen der Heimlichkeit des Bundes und der Heimlichkeit des Verbrechens. Es könnte scheinen, als ob wir die zweite Verrätselung, die, mit der ein Angeklagter sein Leben rettet, aus dem Auge verloren hätten. In der Tat liegt es hier etwas anders – es ist eine Umkehrung, aber eine Umkehrung, die in derselben Weise erklärt werden kann. Auch der Verbrecher hat sich mit seinem Verbrechen und seinem Geheimnis eingeschlossen: er und die Seinen sind die allein Eingeweihten. Auch hier kommt es darauf an, zu ihm durchzudringen, auch hier ist mit der Lösung ein Zugang zum Abgeschlossenen gegeben. Überall nun, wo der ferner Stehende den Bund in seinem Sinn und in seiner Abgeschlossenheit nicht anerkennt, macht er von sich aus diese Umkehrung: er beschuldigt ihn des Verbrechens, so wie es jetzt mit der Freimaurerei geschieht.

Die Heimlichkeit des Verbrechers. das Rätsel des Verbrechens hat sich in der Neuzeit von einer Kurzform zu einer Großerzählung erweitert, der Detektiverzählung. Wir haben hier den Verbrecher, der sich und sein Verbrechen verrätselt, aber in der Verrätselung wiederum selbst die Möglichkeit einer Entdeckung eröffnet, und den Aufdeckenden, der das Rätsel löst und die Abgeschlossenheit durchbricht, als Figuren vor uns. Diese Erzählungsform, die in der jetzigen Literatur eine der vielen ist, in denen sich die Kunstform Roman auflöst, ist einer genaueren Untersuchung durchaus wert.

Zum Schlusse: wir haben gesehen, wie es in der Welt der Legende Gegenstände gibt, die mit der Macht der Form geladen, in ihrer Gegenständlichkeit die Form als Ganzes vertreten, wir nannten einen solchen Gegenstand dort Reliquie. Bei der Sage entspricht das Gegenständliche, das wir dort das Erbe nannten, der Reliquie der Legende. Bei der Mythe sprachen wir von Symbol. Ebenso gibt es in der Welt des Rätsels Gegenstände, in die sich die Macht des Rätsels hineingelagert hat, die mit Rätsel geladen sind – Gegenstände, die etwas enthalten, das sie uns vorenthalten, die wie die Herberge einer Lösung sind, die sie doch wieder verbergen, die etwas eröffnen und verschließen. Einen solchen Gegenstand, der von seiner Heimlichkeit raunt, möchte ich Rune nennen – und dabei an Alraune erinnern. Die alte Bedeutung des gotischen rûna und des angelsächsischen rún ist bekannt. Die Bedeutung dieses Gegenstandes und seiner weittragenden Beziehungen – auch zur Schrift – im Zusammenhang mit der Geistesbeschäftigung des Rätsels festzustellen, ist auch eine unserer vielen Aufgaben.

Anmerkungen und Fußnoten

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1) Richard Carl Theodor August Wossidlo (* 26. Januar 1859 in Friedrichshof; † 4. Mai 1939 in Waren (Müritz)) war Gymnasialprofessor und gilt als Nestor der mecklenburgischen Volkskunde, als Mitbegründer der deutschsprachigen Volkskunde und als bedeutsamer Feldforscher der Europäischen Ethnologie.

2) Antti Amatus Aarne (* 5. Dezember 1867 in Pori; † 5. Februar 1925 in Helsinki) war ein finnischer Märchenforscher.

3) Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, auch Pauly-Wissowa (abgekürzt P.-W.) oder Pauly-Wissowa-Kroll, meist einfach nur RE genannt, ist eine umfangreiche und umfassende Enzyklopädie zur Antike, die von 1893 bis 1978 erschien. Sie war als komplette Neubearbeitung des „Ur-Pauly“ konzipiert, der von August Friedrich Pauly begründeten Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft (1837–1864).

4) Ludwig Laistner (* 3. November 1845 Esslingen am Neckar; † 22. März 1896 in Stuttgart) war ein deutscher Schriftsteller und Literaturhistoriker.

5) Herodot von Halikarnass(os) (* 490/480 v. Chr.; † um 430/420 v. Chr.) war ein antiker griechischer Geschichtsschreiber, Geograph und Völkerkundler. Cicero verlieh ihm in seinem philosophischen Werk De legibus den bis heute oft zitierten Beinamen »Vater der Geschichtsschreibung«.

6) Kroisos = Krösus (* um 590 v. Chr.; † um 541 v. Chr. oder später) war der letzte König des in Kleinasien gelegenen Lydiens. Er regierte von etwa 555 v. Chr. bis 541 v. Chr. und war vor allem für seinen Wohlstand und seine Freigiebigkeit bekannt.

7) Themistokles (* um 524 v. Chr.; † um 459 v. Chr. in Magnesia am Mäander) war ein Staatsmann und Feldherr Athens während der Bedrohung Griechenlands durch die Perser (Perserkriege). Er wurde zum Sieger der Schlacht von Salamis und gilt als ein Wegbereiter der attischen Demokratie.

8) Der Rigveda (Vedisch, Sanskrit ऋग्वेद ṛgveda m., aus veda ‚Wissen‘, und ṛc, deutsch ‚Verse‘) ist der älteste Teil der vier Veden und zählt damit zu den wichtigsten Schriften des Hinduismus.

9) Walter Porzig (* 30. April 1895 in Ronneburg; † 14. Oktober 1961 in Mainz) war ein deutscher Sprachwissenschaftler. Er veröffentlichte vor allem zu indogermanistischen und linguistischen Themen.

10) August Ferdinand Robert Petsch (* 4. Juni 1875 in Berlin; † 10. September 1945 in Hamburg) war ein deutscher Germanist und Volkskundler. Werke hier bei uns: Studien über das Volksrätsel, Neue Beiträge zur Kenntnis des Volksrätsels, Das deutsche Volksrätsel