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Rätselgedichte, Rätselreime

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Walther Horwitz

Österreichischer Schriftsteller

Walther Horwitz (1906-1966) lebte als Schriftsteller in Linz und komponierte seit seinem 20. Lebensjahr Schachprobleme – insgesamt mehr als 400, mit denen er aber nur selten an Turnieren teilnahm. 1957 und 1963 publizierte er zwei kleine Schachproblemsammlungen (letztere zusammen mit Fritz Giegold). Als Autor und Herausgeber von Rätseldichtungen ist er heute in Vergessenheit geraten.
 

Turandot

Neue Rätseldichtungen, herausgegeben und eingeleitet von Walther Horwitz. Mit einem Vorwort von Richard von Schaukal

1. Auflage (1. Band)

Verlag: Krystall-Verlag, Wien
Datum:
Seiten: 94
179 Rätsel, bei vielen davon dürfte es sich um Erstdrucke handeln. Alle Autoren sind österreichische Dichter und Gelehrte: Robert Franz Arnold (1-16), Oskar Ewald (17-23), Richard Flatter (18-55), Franz Karl Ginzkey (56-59), Ernst Glaser (60-72), Richard Gombrich (73-97), Walther Horwitz (98-147), Richard Kassel (149-154), Alfred Neumann (155-171) und Richard von Schaukal (172-179).
Zu den Rätseln
 

Turandot

Die schönsten Rätsel österreichischer Dichter und Gelehrter. Herausgegeben von Walther Horwitz und Karl Straka. Ein Buch für Kinder und Künstler und solche Menschen, die vom beiden etwas haben.

2. Auflage (2. Band)

Verlag: Europäischer Verlag, Wien
Datum:
Seiten: 47
102 Rätsel, bei vielen davon dürfte es sich um Erstdrucke handeln. Alle Autoren sind österreichische Dichter und Gelehrte: Robert Franz Arnold (1-15), Franz Karl Ginzkey (16-19), Ernst Glaser (20-29), Walther Horwitz (30-63), Richard von Schaukal (64-71), Karl Straka (72-88), Hedda Wolf (89-93), Karl Wolff (94-102).

Diese Rätsel sind andere als die in der ersten Auflage; es sollte eher 2. Band statt 2. Auflage heißen.

Zu den Rätseln
 

Quellen und Copyright

Die Werke von Robert Franz Arnold, Oskar Ewald und Richard von Schaukal sind gemeinfrei, da deren Verfasser vor mehr als 70 Jahren verstorben ist.

Die Werke aller anderen Verfasser sind noch nicht gemeinfrei, da sie vor weniger als 70 Jahren verstorben sind.

Verfasser der Rätsel

Turandot von 1937

In Vorbereitung.

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# Erste Zeilen des Rätsels
     
     
     
# ist die Nummer des Rätsels hier bei uns
ist die Nummer des Rätsels in Turandot von 1937

Vorwort zu Turandot von 1937

(von Richard von Schaukal)

Das Rätsel ist so alt wie die Sprache, die Schöpfung, die den Menschen als das vernünftige Geschöpf kennzeichnet. Rätsel ist das zu Ratende, zu Erratende, das, was, als verborgen, der Vermutung, dem Nachsinnen sich aufgibt: man tät darauf, strengt den Geist im Dunkel des Gegebenen an, entwickelt den spähenden, den Scharfsinn.

Sobald der Mensch denkt, nachdenkt, aus dem Schweifenden der im Gemüt aufwogenden Gefühle den gefassten Gedanken, also auch das besinnliche, Sinn gebende Wort hebt — Wunder aller Wunder und wie alle Wunder anfangslos —, wird er auch »raten«, sich um Zusammenhang, Sinn zu bemühen haben. Aber das Rätsel selbst, die Erfindung des auf festgestellter Spur zu ergehenden Gemeinten, ist bereits Kunst, nicht nur bewusstes, die Gedanklichkeit selbst in Besinnung ergreifendes, bedenkendes Denken, sondern eine zielende, sich bindende Arbeit des freien Geistes.

Das Rätsel ist Dichtung. Eine uralte, ihrem Wesen nach allen Völkern gemeinsame Dichtung. Wie das Märchen und, auf einer späteren, nüchterneren Stufe der Besinnlichkeit, die Fabel. Während sich aber das Märchen, das Gebilde der über die Natur als Wirklichkeit hinaus ins unbegrenzte Vorstellbare schreitenden Anschaulichkeit, an die Einbildungskraft wendet, die Fabel, die nicht nur bildet, sondern das Gebildete auch sogleich als Bedeutendes deutet, an die Urteilskraft und das Vermögen des Schließens, ist das Rätsel, eine Aufgabe, die nach Lösung, Entkernung, nicht Entfaltung begehrt, ein Gegenstand des Witzes, der Fähigkeit, nicht so sehr zu schauen und zu erblicken, sich das Dargebotene zu verdeutlichen, sondern etwas, was sich entzieht, im Gedankensprung zu ergreifen, eine scheinbar unterbrochene, in Wahrheit nur verhüllte Verbindung herzustellen. Der Witz, den das Rätsel herausfordert, ist die glückliche Begabung, unbeirrt durch das Ablenkende, das Mehrdeutige das sich dem »Ratlosen« zur, Wahl breitet, als das Eindeutige zu erkennen, das es ein für alle Mal ist und nur sein kann. Das Rätsel ist nicht ein Geduldspiel, sondern ein Abenteuer: es erfordert den Mut zum Wagnis, der sich's zutraut, nicht die Schluss-, sondern eine« Entschlussfähigkeit, die aus Sicherheit wirksam wird.

Das Rätsel, wie es sozusagen den Geist, sich duckend, belauert, aber sich ihm preiszugeben kaum erwarten kann, setzt, als Dichtung, und wär's die volkstümlichste, selbst Geist voraus. Es ist nicht jedermanns Sache, Rätsel zu erdenken, das heißt, in Denkform, die als Sprachgestalt auftritt, der Besinnung Sinn aufzugeben. Wie in jeder Kunstübung verstimmt am Rätsel das Unzulängliche, zunächst das unterhalb des Geistesbestimmten im Geistlosen, wenn auch Vernünftigen Beharrende, sodann das in der Gestaltung selbst, sie mag noch so einfach sein, also in der Einheitlichkeit, die ein Ganzes ausmacht, Versagende. Womit durchaus nicht der Künstlichkeit das Wort geredet sein soll, die ebenso über die echte, in aller Bewusstheit nicht willkürliche Kunst hinausfällt, wie der Mangel an Form oder Erfüllung hinter ihr zurückbleibt.

Es gibt viele Arten des Rätsels, vom Worträtsel, der höchsten, bis zu Buchstabenspielereien, die am Rande der Kunst wimmeln. Das Sinnrätsel, eine Aufgabe der Sprachbesinnung, die nicht nur wie jede in sich zusammenhängende Mitteilung an das Verständnis sich richtet, vielmehr das Mitzuteilende nicht eigentlich aussagt, sondern hinter der Aussage erst und zwar als einem Ganzen dem Feinhörigen vernehmlich macht, das Sinnrätsel, das also nicht in Stücken, einem Nacheinander, das zu Erratende aufträgt, sondern es gleichsam mit jeder Bewegung seiner Glieder und dennoch nicht in Vereinzelung ausdrückt, ist oder sollte sein ein Gedicht, das heißt, vom Rätsel als s einem »Inhalt« abgesehen, eine in sich vollendete, ihr Maß erreichende Schöpfung in Worten.

Es hat im Deutschen durch Schiller in den Rätseln von »Turandot«, der freien Übertragung eines Märchenschauspiels von Carlo Gozzi, sogleich bei seinem Auftreten oder Wiederauftreten — denn es finden sich schon in früheren Zeiten Verwandte Vorgänge — eine Höhe erreicht, die kaum noch übertroffen worden ist. Geist spielt hier in geschmeidiger Kraft, Anmut leuchtet von Würde, die Vernunft ist sieghafte Schönheit: sie überredet nicht, sie überzeugt von sich selbst.

Wenn die kleine Sammlung neuerer Kunsträtsel, die der Herausgeber, selbst ein geschmackvoller Vertreter der von ihm mit Liebe gepflegten Gattung, in ihrem Titel Schillers sinnreiches Drama beschwört, geschieht es nicht nur in dankbarer Huldigung vor dem erlauchten Genius, der uns wie keiner unserer großen Dichter den Adel des beschwingten Geistes verkörpert: es ist ein Bekenntnis zu diesem Geist, der die tiefste Befugnis zum Rätsel bleibt.

Im Märchen, nicht nur von der chinesischen Königstochter, sondern wie schon in dem griechischen von der Sphinx, die uns zum Inbegriff des Rätsels geworden ist, so in vielen anderen von schönen und stolzen Prinzessinnen steht auf dem Misserfolg im Erraten unweigerlich der Tod. Ein merkwürdiger, ein erschütternder Gegensatz: Lösung zugleich Erlösung, Erfüllung, Versagen Untergang, Vernichtung.

Wir sind bescheidener geworden: wir setzen nichts aufs Spiel, wenn wir ans Raten gehen. Aber von jenem furchtbaren Entweder-Oder bewahrt, wenn nicht der Leser, der als Löser berufen wird, doch im Innersten jeder, der als Dichter es mit dem Rätsel aufnimmt, einen fernen Schauer: das Erraten ist zugleich ein Urteil. Niemals vielleicht so wie am Rätsel wird auch dem sonst gegen die Magie der Dichtung Gleichgültigen die Ahnung aufsteigen, dass Sprache als Kunst ein Wagnis ist, das nur der Meister besteht.

Semmering, am 5. September 1937.
Richard von Schaukal

Turandot von 1951

In Vorbereitung.

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# Erste Zeilen des Rätsels
     
     
     
# ist die Nummer des Rätsels hier bei uns
ist die Nummer des Rätsels in Turandot von 1952

Prolog

Die Welt ist voll vom Niedrigen und Schlechten,
so dass sich Geistiges nur selten zeigt.
Seit jeher zählt es zu des Dichters Rechten,
hervorzutreten, wenn das Gute schweigt.
So weiht auch »Turandot« sich nur dem Echten,
indem sie sich vor Schillers Genius neigt.
Wir, die beschwörend seinen Namen nennen,
zu seinem Geist uns huldigend bekennen.

Der großen Dichter alte Rätselweisen
erklingen ewig neu durch unser Land.
So zog's auch uns zu ihren Zauberkreisen.
Durch Schillers und Brentanos Kunst gebannt,
erstrebten wir, zum Teil auf neuen Gleisen,
das Rätsel als Gedicht, wie wir's erkannt.
So tragen wir, in Ehrfurcht vor dem Schönen,
ein Scherflein bei, die Geister zu versöhnen.

Der alten Rätseldichtung, der vertrauten,
sind wir Verkünder und auch Neuerschaffer.
Vor Volksrätseln, vor wunderbar geschauten,
stehn wir aufs Neue hochentzückt als Gaffer;
Aus alten Formen, stümperhaft verbauten,
gelang uns die Erlösung der Metapher.
O reines Glück des selig sich Verschenkens
im Wort verstecke unerlösten Denkens!

Geworben haben wir der Freunde viele,
und manchen unter ihnen auch getroffen,
der selbst sich hat versucht im Rätselspiele;
Hier steht dem Geist ein reiches Feld noch offen.
Dass unser Büchlein allen wohlgefiele,
den Ernst des Lebens mildernd, ist zu hoffen!
Erwählt es euch zum ständigen Begleiter
und seid der Rätseldichtung Wegbereiter!

Walther Horwitz und Karl Straka
Urfahr-Wien, im Jänner 1952.

Vorwort

(von Richard von Schaukal, identisch mit dem Vorwort im 1. Band)

Erklärung der Rätselarten

Das Sinnrätsel ist ein reines Gedicht, verzichtet auf alle sprachlichen und schriftlichen Hilfen und deutet seinen Gegenstand nur bildlich oder logisch an — häufig beides zugleich. Ist bei einem Rätsel weder Titel noch Art (Scharade, Palindrom), angegeben, so handelt es sich ebenfalls um ein Sinnrätsel.

Das Homonym behandelt ein Wort mit mehrfacher Bedeutung, z. B. Zunge als Sprache, Körperteil, Landstrich, Schuhteil.

Das Homoionym hat auch mehrdeutige Wörter zum Inhalt. Diese unterscheiden sich aber entweder durch das Geschlecht (der Bauer, das Bauer), durch die Betonung (über setzen, über setzen), durch den Stimmansatz, Versendung, Versendung), durch große und kleine Anfangsbuchstaben (Heller, heller oder durch den Gegensatz von vereint und getrennt (vorsichtiger, vor sich Tiger).

Bei der Scharade werden die einzelnen nach den grammatikalischen Vorschriften für die Silbentrennung richtig gebildeten Wortteile ebenso wie das Ganze beschrieben (Fuß-ball-spiel oder Hoch-ofen).

Beim Scharadoid werden die Wortteile ohne Rücksicht auf grammatikalische Silbentrennung gebildet (Stabstrompeter in Stab-strom-peter).

Zur Erleichterung werden bei Scharaden und Scharadoiden die einzelnen Wortteile nach Anzahl durch ein + Zeichen verbunden angegeben. So z. B. bei der Scharade Ei-dotter (1+2) oder beim Scharadoid Eid-otter ebenfalls 1+2.

Beim Kapselrätsel wird ein Wort gewissermaßen in Kern und Hülle zerlegt, die wie die Teile eines Scharadoids behandelt werden. Zum Beispiel: Erbarmen = Erb-arm-en! Es steckt also »arm« in »Erben«. Aber Kern sowohl als auch Hülle müssen auch einzeln einen Sinn ergeben. Das Wort »Schwiegermutter« eignet sich daher nicht zum Kapselrätsel, obwohl es »Wiege« und „Germ" enthält.

Das Palindrom (der Rückläufer!) ist ein Wort, das auch verkehrt gelesen denselben oder verschiedenen Sinn ergibt. Denselben Sinn zeigen die Palindrome: Reittier oder Reliefpfeiler, einen anderen Sinn neblig — gilben oder Lehar — Rahel.

Beim Buchstabenrätsel bringt die Veränderung eines oder mehrerer Buchstaben an beliebiger Stelle gleichzeitig Veränderung des Sinnes. Handelt es sich um die Anfangsbuchstaben eines Hauptwortes, so werden diese groß geschrieben (Rast, Rest, Rist, Rost, Rust).

Das Daldalrätsel ist eine unvollendete Erzählung oder andere Art von Rede, die durch eine Anzahl zweier oder mehrerer in selber Ordnung wiederkehrender Silben zu Ende geführt werden soll. Die sich wiederholenden Worte sollen wesentlich verschieden, aber dem Laute nach einander gleich sein. Buchstäbliche Übereinstimmung ist nicht gefordert; auch dürfen Quantität und Akzent wechseln. Die Zahl der zu wiederholenden Silben wird pro Silbe mit einem »dal« angegeben. Zum
Beispiel: »aus ihm wird dal dal Daldal!« — »aus ihm wird einst ein Einstein!«

Motto

So legt der Dichter ein Rätsel,
künstlich mit Worten verschränkt, oft der Versammlung ins Ohr;
jeden freuet die seltne, der zierlichen Bilder Verknüpfung,
aber noch fehlet das Wort, das die Bedeutung verwahrt.
Ist es endlich entdeckt, dann heitert sich jedes Gemüt auf
und erblickt im Gedicht doppelt erfreulichen Sinn.

Goethe