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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 7848

von Ulrich Rudolf Schmid

Rätsel

Ein Reich der Verwandlungen

Unreinstem Stoff muss ich entspringen,
Um mich zum Reinsten aufzuschwingen.
Getrieben von leisem Geisterwehn
Zieh ich schwankend dahin aus schwindligen Höhn,
Ich muss zu immer neuen Gestalten
Mich ohne Ende verwandelnd entfalten:
Doch fest und ewig gleich ist die Welt,
Die mit zartem Bande mich an sich hält.
Was dort, von wo ich stamme, lebt,
Von starrer Fesseln Zwang befreit
Sich leicht und flüchtig hier erneut
Und frei im Schrankenlosen schwebt.
Bald sind wir zarte stille Wellen,
Bald Wogen, die mächtig im Sturm anschwellen;
Als wildes Heer heran wir ziehen.
Das furchtbar droht mit finstern Blicken;
Du schaust erstaunt uns mit Entzücken
Im Zauberlicht als Gletscher glühen,
Wie Rosen mild uns auferblühen;
Siehst uns wie leichten Hauch hinschweben,
Wie eine Burg sich stolz erheben;
Bald als ein ruhig hinsegelndes Schiff,
Bald als ein kühnes Felsenriff,
Wir sind ein Schleier, der verhüllt
Manch glänzendes erhab'nes Bild,
Stets ist nach uns des Menschen Blick
Mit Furcht und Hoffnung hingewandt;
Wir bringen Unglück, bringen Glück,
Verderben und Segen übers Land.
Oft treffen wir uns in wilder Wut,
Und heiß entbrennt des Kampfes Glut:
Manch' Riesenarme die Waffe entfällt
Und stürzt herab in die heimische Welt,
Das Schlachtgetümmel furchtbar tönt.
Die ferne Heimat davon erdröhnt;
Doch in des wilden Kampfes Lauf
Löst unser Wesen sanft sich auf,
Wir fallen dann in friedlicher Ruh
Ohnmächtig unserer Heimat zu;
Kaum haben wir sie wieder gefunden,
Sind wir in ihr auf ewig verschwunden.

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Regenwolken

Verweise

Worträtsel, Schmid, Forum