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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 6572

von Karl Julius Fridrich

Rätsel

Ich, Schöpferin erhöhter Lust,
Ward großgesäugt von meiner Mutter Tränen:
Doch kaum begann die volle Brust
Vom süßen Triebe sich zu dehnen:
So riss ein unerbittlich Los,
Mich von der treuen Mutter Schoß,
Und gab mich Preis den Erdennöten.
Bald ward ich in den Staub getreten,
Zur Lust gefoltert bis aufs Blut,
Ach! und in seiner Purpurflut
Sah'n meine Quäler, wohlgemut,
Frohlockend, ihr Gewand sich röten.
Doch mochten sie, trotz ihrer trunknen Wut,
Nicht meinen Geist, den Sohn der Götter, töten!
Der, spottend Kerker und Gewalt,
Und der Verwesung nie zum Raube,
Ließ freudig seine Hüll' im Staube,
Schwebt' in verklärter Lichtgestalt,
Der Schwing' entschüttelnd Balsamduft,
Ein Sieger, glorreich aus der Gruft,
Und ward, nach Art der edlen Geister,
Des Weisen Freund, des Toren Meister.

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Die Traube

Quelle

Friedensblätter, eine Zeitschrift für Leben, Literatur und Kunst (1814), S. 115f.

Verweise

Worträtsel, Fridrich