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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 6563

von Ernst Thomas Theodor von Krieger

Anagrammoid

Für gebildete Damen und Freunde der Ästhetik

Nenn' mir das Wort mit leis' gedehntem Hauch,
Den Männern nie, stets nur den Damen eigen,
Machst du vom Scharfsinn glücklichen Gebrauch,
So werden sich dir bunte Sachen zeigen;
So sieh denn zu, wenn nicht dein Aug' erblindet,
Wo sich der Schlüsselbund zu diesem Rätsel findet.

1. Ein schöner Traum aus alten Dichterzeiten,
Wie gerne möcht' ich auch hinüber gleiten
Und alle Sorgen, die ihren Fittich schwenken,
Dort in die Ewigkeit versenken.
Wohl dem, der, wenn er einst viel Böses hat erfahren,
Vergessen kann das Leid von vielen Jahren.

2. Erde, Silber, Zinn und Gold,
Eisen, Kupfer, Holz und Glas,
Blech und andrem bin ich hold,
Was ich noch vielleicht vergaß.
Gibst du Tafel, bin dabei,
Meistens doch nur einerlei.
Holz bin ich in armer Hütte,
Golden strahl' bei Fürsten ich,
Setz' den Zirkel in die Mitte,
Dann umkreis't er sicher mich.

3. Willst du dem Mädchen Liebe offenbaren,
Bin ich's, der freundlich dir die Hände reicht, –
Du siehst ein Blümchen in der Schönen Haaren,
Du lobst's so lang, bis nicht ihr Herz erweicht.
Ich sag' nichts g'rad, – und suche meine Worte,
Die reich verblümt, an dem und jenem Orte. –
Mit einem Wort, ich muss, uneigentlich, nur sprechen.
Doch wählst du kühn die and're Deutung dir,
So findest du zwei Brüder, gleich an Schwächen,
Gestaltlos doch und ohne Formen hier;
Und Beide sind nur ein Gedankenwesen,
Ein Jdeal zur Bildung auserlesen.
Doch willst das Rätsel du noch heller wissen:
Der eine Bruder trägt den Namen eines Tiers
Von zweimal zweien Füßen,
Der Andere den eines Insekts.

4. Im Buche des Schotten
»Das Fräulein vom See«
Lässt's seiner nicht spotten
Zeigt Glück in der Näh'!
Mit freudigen Armen
Den Schatz zu umarmen,
Wohl zög' auch ich mit liebendem Sinn
Zum Eiland hin.

5. Ein römischer Günstling, am Hof des Tyrannen,
Beschrieb ich die Sitten mit schlüpfrigem Wort,
D'rum ließ mich der Kaiser vom Hofe verbannen
Und wurde mein Todfeind statt schirmender Hort.
Durch Schriften berühmt, von Gelehrten gefeiert,
Durchblättert mich mancher mit himmlischer Lust,
Doch hab' ich umsonst mich für schuldlos beteuert,
Es winkt der Tyrann, – seine Wut wird erneuert:
So stieß ich denn selbst mir das Schwert in die Brust.

6. Ein Schütz, wie kaum einer mehr auf Erden zu seh'n,
Ein freier Mann, von seinem Volk geachtet,
Ein Steuermann erprobt, wie auch die Wirbel dreh'n
Ein Friedensbot' dem, der in Banden schmachtet;
Bluträcher einer ganzen Nation,
Wo dort bei Altdorf sich die Wege zieh'n,
Gab kühn er den schon längst verdienten Lohn
Dem Vogt – und sah frei seine Berge glüh'n.

7. Bin ein Vogel gut zum Essen,
Schwimme lustig auf dem Teich,
Mit die ersten Braten messen
Kann ich mich so ziemlich gleich;
In dem Hofe, ziemlich krumm,
Geh' ich alle Tag' herum;
Aber meine wilde Schwester
Ist verschieden gar von mir,
Baut allein sich ihre Nester,
Ist willkomm'ne Beute dir.

8. Sie verzweifelt!!! – Rosse stampfen
Durch die Nacht beim Mondenschein,
Über Grab und Leichenstein
Falbe Lichter weh'n und dampfen;
Einsam ist die weite Nacht
Aber Jetzt wird's nicht geheuer,
Bis des Ritters Lieb erwacht:
Gräber tun sich klaffend auf,
Und aus jeder Totenscheuer
Steigt Gesindel wild herauf;
Mit dem Liebchen, schön und teuer,
Geht's zu Ross im schnellsten Lauf
An dem Hochgericht vorbei,
An der grausen Schädelstätte,
Rennt das Liebepaar getreu,
Rennt, als gält' es eine Wette.
Nenne, was dein Geist erschaut,
Nenne mir des Todes Braut.

9. Frankreich ist mein Vaterland,
Obschon überall bekannt,
Häufig hier und dort gezogen,
Meine Zweige schwer gebogen
Von der süß gereiften Frucht,
Die ihr zu ergründen sucht.
Ob ich Kirsch' und Weichsel bin,
Ob ich Pfirsich und Marille,
Vielleicht Zwetschge, Apfelsin',
Stachelbeer' in rauher Hülle,
Oder aber Mirabelle
In der zarten Glutenhelle,
Birne oder Apfel heiße –
Rate und den Flor zerreiße.

10. Ein Volk und eine Nation
Hob stolz sein Haupt, sich Freiheit zu erringen,
Sie kämpften brav mit Flegeln, Sensen, Klingen,
Doch konnten sie ihr Schicksal nicht bezwingen,
Und Ruhm – nicht Freiheit, war ihr Lohn.

11. Ich bin ein sonderbares Ding,
Hab einen Strich und einen Punkt;
Bin ich allein ohne Adjunkt,
Dann geht's nur langsam und nicht flink;
Doch willst du mehrere verbinden
Und doppelt, dreifach fesseln an,
Dann wirst du schnelle Eile finden,
Auch Mancher dann nicht folgen kann;
Ich gelte wenig, gelte viel,
Die Fessel nur, bestimmt mein Spiel.
Ein gleiches Wort schickt Fürst und König,
Gewöhnlich Leute nur von Rang
An and're ab, die auch nicht wenig,
Oft sehr entscheidend beim Empfang;
Sonst auch ein Zeichen kleiner Art,
Durch welches man noch mehr erfahrt.

12. Auf dem Felde wird es laut,
Lust und Jubel sich verbreitet,
Was der Mensch im Schweiß gebaut,
Fröhlich man nach Haus geleitet,
Ob die heißen Sonnenstrahlen
Brauner ihre Wangen malen,
Kümmert nicht die Schnitterin;
Sie mit kindlich frommen Sinn,
Windet unter Spiel und Tanz
Endlich ihren schönen Kranz.
Dann, wenn alles schon vollbracht,
Sicher ruht in trockner Scheune,
Beten alle im Vereine
An des Höchsten weise Macht.

13. Ein schöner Fluss durchströmt ein schönes Land,
Doch färbte Blut oft seine Silberwellen;
Gar mancher Krieger dort sein Ende fand,
Verhängnisvoll, wenn seine Fluten schwellen.

14. Unsre Mutter ist Metall,
Doch auch Flachs und bunte Seide,
Ist bei Hofe großer Ball,
Siehst du mich an manchem Kleide,
Läufer, Jäger, General,
Obrist, Hauptmann, Korporal,
Der Major und Seekadett,
Alle haben's – angenäht.*)

15. Nicht lieb ist's dem, der es schon hat erfahren,
Denn mit Betrug ist's brüderlich vereint,
Und widerfährt daher dem dummen Narren
Weit öfters, als wer's klug mit Vorsicht meint;
Doch nimmt man jetzt es nicht so gar genau,
Und prahlt sich noch mit der Bedeutung schlau,
Und zieht oft der Waidmann zur Fuchsjagd hinaus,
So spricht er nicht selten das Silbenpaar aus.

16. Wohl ist Jener zu bedauern
Den aus Mangel an Talent
Und Erziehung, wie die Bauern
Dumm und plump das Rätsel nennt.
Unbeholfen jede Stunde,
Steht er da, ein fader Gast,
Ohne Bildung, ohne Kunde,
Wird dem Staat er nur zur Last;
Und so wahr ich bin und lebe,
Wünsch' ich ohne Ruh' und Rast,
Dass es wen'ger Tölpel gäbe.

17. Ferne Stimmen hör' ich schallen,
Und Gesang tönt an mein Ohr;
Ob sie steigen, ob sie fallen,
Zeichnet aus dem ganzen Chor,
Immer eine sich hervor;
In der Oper kannst du hören,
Was nicht zu erraten weißt,
Wie es Liebewonnen preist,
Zweimal oft auf dein Begehren.

18. Neulich kam ein guter Freund
Zu dem Andern, und beim Glase
Glüht' wie Purpur ihre Nase,
Denn der Wein hat sie vereint:
Da hob mit gelöster Zunge
Endlich der Besucher an:
»Lieber, teurer Vetter Runge,«
So zu sprechen er begann:
»Du bist nichts als ein Gourmand,
Lebst von Austern und Makrelen,
Hahnen-Kämmen, Lachs-Forellen,
Trinkst Champagner, Ciderwein,
Was mag deine – sein?«
Nicht sehr viel, beginnt der and're,
Aber immer noch genug,
Dass, bis ich durchs Leben wand're,
(Bleib' ich anders fest und klug,)
Ich bei meiner Lebensweise,
Wenn ich stets in dem Geleise
Bleib', wie ich bis jetzt getan, –
Brüderchen, so stoß' doch an! –
Manches noch ersparen kann.
He da! James, noch eine Flaschen!
Denn ich hab' von was zu naschen.

19. Als Äneas mit seinen Reisegefährten,
Von Troja weg auf glattem Meere zog,
Da kam, wie sie die Götter auch beschwörten,
Ein Luftgesell' und türmte Wog' auf Wog';
Von einer Königin bestochen,
Wo Hass und Zwietracht glüh'n und kochen,
Fuhr er des Helden Schiffe an,
Und nur nach vielen Müh'n und Streben
Kehrt wieder Mut zurück und Leben
Als Lybiens Küste er gewann.
Es spielt das Wort die schönste Harmonie
Auf einem ihm geweihten Instrumente,
Sanft lispelt es wie Kirchen꞊Melodie,
Ach, wenn es Dich mit Lieb' erfüllen könnte. –

20. Bin so ziemlich alt geworden,
Nur neunhundert fünfzig Jahr,
Vater aller Menschen꞊Horden,
Wie's die Bibel zeiget klar;
Baute auch ein großes Haus,
‘S war dreihundert Ellen lang,
Welches erst nach manchem Straus
Wieder auf die Erde sank;
Mir zuerst der Saft der Reben,
Musste süße Labung geben.

21. Wenn du spät um Mitternacht
Heimkehrt von dem Trinkgelage
Und das Haustor zugemacht,
Was tust du in dieser Lage?
Ohne Schlüssel, ohne Glocke
Stehst du da im dunkeln Flor,
Leicht gehüllt im Überrocke,
Ach, und niemand kommt hervor.

22. Weh' jedem Tier, das dieses Wort besucht,
Verderbend kömmt der Tod mit ihm geschritten,
Denn fasst es dich auf deiner Lebens꞊Flucht,
So hast du bald den letzten Kampf gestritten.
Man sagt's von Menschen und von schwarzen Beeren,
Von Kirschen, Hunden und einer Gattung Kraut,
Von Äpfeln, Wölfen, Würmern, Kornähren,
Und einer Wurzel, die den Wahnsinn braut.
Wen es gefaßt mit seinen Spitz-Korallen,
Dem bleibt gewiss der Schrecken auch nicht fremd,
Die Angst, der Schmerz, so seine Brust umkrallen,
Sie sind in Tod und Höllenqual geklemmt.
Ach, Wen'gen nur gelang es von der Pein,
Der fürchterlichen, sich noch zu befrei'n.

23. Vom Donner sagst du's – von Lawinen,
Von Wägen, Steinen und zuweilen
Pflegt es auch voranzueilen
Dem Erdebeben. Mit Maschinen
Tut man es auf viele Art;
Und von Knaben jung und zart
Sagt man's – wenn durch buntes Treiben
Sie sich froh die Zeit vertreiben.

24. Ein Markt und Schloss in Österreich gebaut,
Viel Altertümer wurden dort begraben,
Das Schloss so freundlich in die Gegend schaut,
Möcht' ich für mich und meine Erben haben.
Doch regt ein Zweifel sich bei mir im Stillen,
Wird wohl der Graf auch meinen Wunsch erfüllen?

25. Kaiser war ich, Bettler bin ich,
Bürger, Edelmann und Knecht,
Auch mein Alter ist sehr echt
Und in der Bibel find'st du mich;
War ein Fischer, war ein Lehrer,
War der Heiden Mitbekehrer,
War ein grausamer Tyrann
Einst in Spanien. Hab' ein Haus,
Wölbet sich zum Himmel an,
Christen geh'n dort ein und aus.

26. Die Glocke gibt's und jedes Tier auf Erden,
Und jedes Ding mit andrem im Verein,
Du hörst's von Ziegen, Vögeln, Würmern, Pferden,
Es gibt's der Tischler wie der Stein;
Du siehst es nicht, und hörst es bei den Herden,
Wenn Hirten schäkern, und die Dirnen schrein,
Zerbricht ein Glas, so kannst du's auch vernehmen,
Oft, ist es stark, kann's dich zum Krüppel lähmen,
Doch lieblicher kömmt's aus dem Mund der Schönen,
Und wehmutsvoll haucht es sich unter Tränen;
Wär' keine Luft, so wär' ich auch nicht da,
Und die Musik würd' dir den Dienst versagen,
Denn nur durch sie spielt die Harmonika,
Und kann mich sanft zu deinem Herzen tragen;
Die Rosenfinger deiner Silberhand
Berührten fruchtlos dann die stummen Klaves;
So löse denn das eng verschlung'ne Band,
Des herrlichsten und schönsten Zauberstabes.

27. Wir stehen fest nach dem System der Welten,
In Eis und Frost, Jahr aus, Jahr ein gehüllt,
Hier schlägt kein Herz an unsern kalten Schild
Und Mancher schon, der Drang zu uns gefühlt,
Musst' seinen Vorwitz mit dem Tod entgelten.
Wohl ungeheuer groß und zu ermessen kaum
Ist jene Kluft, die, seit die Welt man kennt,
Uns feindlich von einander hält getrennt,
Zum Heil der Menschheit in dem fernen Raum; –
Auch wünsche nicht, dass wir uns je berühren,
Es müsst' der Weltenbau in tausend Trümmer geh'n,
Dein Leben müsstest du dabei verlieren,
Drum lass' nur feindlich stets uns gegenüber steh'n.

28. Nimmer wirst du mich entbehren,
Kaufst im Schnittgewölb' du ein,
Wenn die Juden hoch beschwören,
Ihre Maß wär' nicht zu klein,
Traue nicht – sonst wirst betrogen,
Spät dann kömmt die Reu' gezogen.

29. ‘S warf ein Fischer sich in's Meer,
Suchte Austern und Korallen,
Dies sah ich von Ferne her,
Zitterte vor seinen Krallen; –
Aber furchtlos dann geschwommen,
Kam er schon in meine Näh',
Wie ich rang in meinem Weh –
Hat er doch mich aus der See,
An das Tageslicht genommen;
An der Sonne ward ich krank,
Formte noch, vor meinem Tode,
Meine Töchter nach der Mode,
Hinterließ dem Fischer Dank
Der nicht achtend den Gestank,
Sie aus meiner Hülle rang.
Allen fiel ein schönes Loos,
Mit Rubinen und Demanten,
Mit dem Edelstein Verwandten,
Bläh'n sie sich im Schmucke groß.

30. Dort zum Laden wogt die Menge
Glücklich, dem bei solchem Spiel,
Ein so schöner Treffer fiel,
Ihn herausreißt aus der Enge;
Aber zehnmal Acht' ich wohl
Glücklicher den Neidungswerten,
Der nach vielen Liebesfährten
Seinen Sold erhalten soll;
Glücklich der durch Himmelsmacht,
In den liebevollen Armen
Seiner Gattin kann erwärmen,
Der mit ihr mein Wort gemacht.
Mit dem finstern Grabesschlunde,
Steht mein Wörtchen nicht im Bunde,
Aber – doch – zuweilen auch.

31. Warum sollt' ich, wenn ich das Meer durchkreuzt,
Mich nicht nach dir mit stiller Ruhe sehnen,
Du, der die reich belad'nen Schiffe reizt,
Dass straffer sich die Segel bläh'n und dehnen;
Hoch am Verdeck ruft der Pilot:
Wir preisen dich, Herr Zebaoth,
Du halfst uns aus der Not.

32. Was? – Theater wird gespielt.
Nun, da darf ich doch nicht fehlen.
Wird die Wäsche rein gespült,
Muss ich sie zuletzt noch quälen.
Ei fürwahr ein schweres Wort,
Anders hier und anders dort.

33. Willst du d'rinnen unterhalten,
Dich und auch die schönsten seh'n,
Musst du nach Italien geh'n,
Dann wird nie dein Herz erkalten;
Doch Gefühl für alles Schöne,
Darf nicht mangeln deiner Brust,
Teile die gerechte Träne,
Juble mit in Scherz und Lust;
Aber nimm dich wohl in Acht,
Dass dich eins von Amors Pfeile,
In erhitzter Mitternacht,
Nicht mit seinem Gift ereile,
Dass der Donna Silberton,
Des Orchesters himmlisch Ringen,
Nicht umgarne dich mit Schlingen,
Sonst hast keinen Reiselohn.

34. Wo die Lindenblüten weh'n,
Murmelnd kräuselt sich die Welle,
Nah' beim Sprudel einer Quelle,
Sah ich einen Knaben steh'n,
Sinnend tief in einem Buche,
Wendet Blatt vor Blatt er um,
Macht dann häufige Versuche,
Wandert brummend leis herum;
Was dies wohl bedeuten kann,
Wer es weiß – der sag' es an.
Auch auf gar verschied'ne Weise,
Nötig zu der Lebensreise,
Tut man das, bald gut, bald schlecht,
Hofmarschall und Schusterknecht.

35. An dem Ruder sitzt der Mann,
Lenkt der Insel weite Staaten,
Was man tut und schon getan,
Hat sein kluger Kopf geraten;
Fremder Staaten Interesse,
Noch so mystisch eingehüllt,
Liefert er in Druck und Presse,
Wenn es seinem Lande gilt:
Hoher Mut und Geisteshelle,
Die schon wichtige Dinge spann,
Zeichnen dir auf hoher Stelle,
Albions berühmten Mann.

36. Ich war ein Feind der Christenheit,
Ließ spießen, köpfen, sieden, braten,
Zu groß war keine Grausamkeit
Mir, dem Tyrann und Potentaten;
Doch wie sich oft das Blättchen wendet,
Hab' ich wohl schrecklich auch geendet.

37. Zur Gesundheit deinem Leibe,
Öffnen oft wir unser Tor,
Wehe, stemmt sich was davor,
Dass es dich zu Bette treibe;
Denn wenn wir uns nicht erschließen,
Helfen dir in Angst und Not,
Ruhig dann auf weichem Kissen,
Schläfst du sicher deinen Tod.

38. Engel kamen abgesendet,
Retteten den frommen Mann,
Der vom Gräu'l sein Aug' gewendet,
Nur die Töchter retten kann,
Denn so wie im Morgentau
Watet mit die Ehefrau,
Muss sie streng verbot'nes Wissen
Mit dem letzten Atem büßen.

39. Kennst du den Fluss im Frankenlande,
Er gehet mitten durch einen See,
Und schlängelt gleich dem Silberbande,
Sich aus der Schweiz, zur Meereshöh'?

40. Ist's im Kopf – verlacht man dich,
Ist's im Fass – dann ärgert's dich,
Bin ich im Redouten-Saale,
Schluckt der Pächter Gift und Galle;
Dreimal Wehe deinem Magen,
Stell' ich mich in selbem ein,
Niemand kann das Wort ertragen,
Nicht im Zimmer, nicht im Schrein;
Kurz, ich bin verdammt auf Erden,
Stets verfolgt, gehasst zu werden.
Obwohl Fälle gibt's im Leben,
Wo ich auf verschied'ner Bahn
Deine Wünsche, dein Bestreben
Mit der Deutung krönen kann.

41. Ein Name ist's – jetzt selten nur zu finden,
Viel heil'ge Väter hatten ihn,
Doch willst Latein das Rätsel du ergründen:
Da sieh' nach fernen Landen hin:
Dort schnaubt und tobt es durch die Wüsten,
Irrt an Guineas heißen Küsten,
Durch Kongo, Gallas, Angola
Herab bis Monomotapa.
Wenn man in den Kalender schaut,
So ist er schwarz gemalt zu seh'n,
Er reist und reist, zahlt keine Maut,
Und muss in jedem Monde steh'n.

42. Baum bin ich; – auf feuchtem Grunde
Rag' ich stolz zum Blau empor,
Goethe war mit uns im Bunde,
Zog uns herrlicher hervor,
Gab uns Allen einen König,
Dem wir dienstbar, untertänig
Jetzt noch sind
Durch Nacht und Wind.

43. Die ganze Welt ist es, ein jeder Punkt von ihr,
Der Wald, das Meer, das Kleid hat tausend aufzuweisen;
Doch kannst im engern Sinn du durch so manche reisen,
Dort zeigen sich jedoch viel tausend and're dir
Und wieder and're noch; ein jeder Körper ist's,
Ein jeder Körper hat's in wechselnden Gestalten,
Der findet wohl sich d'rinn, den Andern verdrießt's,
Im tiefsten Grabe noch, muss Stich die Sylbe halten;
Es zeigt der Ort sich dir an jedem Federkiele,
Am Himmel, selbst am Stock, tief im und auch am Nile;
Kurz, überall an dir, wie auch in grau'ster Ferne,
Siehst Millionen du mit deinem Augensterne; –
Wohl ist die Nuss nicht weich den Schleier hier zu heben
Und wie ich es gefasst, so hab' ich's aufgegeben.

Lösung anzeigen

(unbekannt)

Anmerkungen

1. Pastorelle?, 2. Teller, 3. ?, 4. Ellen, 5. Ovid, 6. Tell, 7. Ente, 8. ?, 9. ?, 10. ?, 11. ?, 12. Ernte, 13. ?, 14. Orden, 15. ?, 16. Tölpel (im Rätsel genannt), 17. Sopran, 18. ?, 19. ?, 20. Noah, 21. ?, 22. Galle?, 23. Grollen?, 24. ?, 25. ?, 26. Ton, 27. Pole, 28. Elle, 29. Perlen, 30. Ehe, 31. Nord, 32. ?, 33. ?, 34. ?, 35. Nelson, 36. Nero, 37. ?, 38. Lot, 39. Rhone, 40. Leer, 41. ?, 42. Erle, 43. Rätsel

*) Gewöhnlicher mit B.

Gibt es eine Gesamtlösung, evtl. aus allen vorkommenden Buchstaben wie bei einem Anagrammoid üblich? Als Antwort auf die erste Strophe.

Verweise

Anagramme, Krieger, Forum