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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 5401

von Friedrich Hesekiel

Rätsel

Leicht gewebt zu leichter Hülle
Bin ich luftiger Natur;
Bald umschließ' ich Busenfülle,
Bald der Wangen Blüte nur.

Kunstreich legt mich Frau und Mädchen
Um der Locken weichen Kranz;
Durch das zarte Netz der Fädchen
Schimmert schöner Augen Glanz.

Aber ist ins Grab gesunken,
Der des Lebens Freude war,
Dann verhüll' ich, tränentrunken,
Der Verlass'nen Augenpaar.

Der Vestalin stiller Mauren
Schließ' ich schmerzlicher die Welt,
Unter mir nur darf sie trauern,
Wenn die Sehnsucht sie befällt.

Hüllt' ich einst zum süßen Bande
Romas Bräut' in strenger Zucht:
Dien' ich in dem Morgenlande
Jetzt der argen Eifersucht.

Unentbehrlich bin ich Allen.
Selbst der Wahrheit ew'ges Licht
Darf durch mich nur auf dich fallen;
Ohne mich erträgst du's nicht.

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Schleier

Anmerkungen

Als Vestalin (lat. virgo Vestalis, »vestalische Jungfrau«) bezeichnet man eine römische Priesterin der Göttin Vesta. Die Priesterschaft der Vestalinnen bestand aus sechs (in der Spätantike sieben) Priesterinnen. Ihre Hauptaufgabe war es, das Herdfeuer im Tempel der Vesta zu hüten und das Wasser aus der heiligen Quelle der Nymphe Egeria zu holen.

Quelle

Gedichte von Friedrich Hesekiel; Ackermann, Dessau, 1824; Seite 202

Verweise

Worträtsel, Hesekiel