Logo
Rätselgedichte, Rätselreime

≡ ► ◄ ▲

Rätselgedicht Nr. 5253

von Carl Töpfer

Rätsel

Der Gefangene

Es brachten rohe Knechte
Wohl einen wackern Herrn,
Aus ad'ligem Geschlechte,
Vom Vaterlande fern.

Verborgen und gebunden,
Nach Staatsverbrecher Art,
Er viele Hundert Stunden
Bewacht geführet ward.

Und dennoch war sein Leben
Von jedem Makel rein,
Er hatte kein Bestreben
Als Menschenglück allein.

Schon rasseln Schloss und Kette
Vor seines Kerkers Nacht,
Es wird zur dumpf'gen Stätte
Der fremde Mann gebracht.

Geschleppt von Knechtes Händen
Geht es Trepp ab, Trepp ab,
Zu unterird'schen Wänden,
Eng, einsam, wie ein Grab.

Ach, leicht ist es verloren
Das Glück auf dieser Welt!
Wie hoch ward er geboren,
Wie tief ist er gestellt!

Allein in düst'rer Kammer
Lässt ihn der Hüter Schar,
Allein mit nacktem Jammer
Von jeder Hoffnung bar;

Es sendet Morgensonne
Hin überall ihr Licht,
Hin überall die Wonne,
Den Armen trifft sie nicht.

Des Mondes Silberhelle,
Der Sterne Demantschein,
Dringt nimmer zu der Stelle
Des Tot-Lebend'gen ein.

Bis eine Tafelrunde
Versammelt zum Gericht,
In feierlicher Stunde
Sein Todesurteil spricht.

Dann heischt man, ihn zu führen
Zum Tafelsaal empor;
Es krachen Kerkers Türen,
Er tritt ans Licht hervor.

Was hilft's dass er im Toben
Gerechten Zornes schäumt;
Beschlossen ist es oben
Sein Traum ist ausgeträumt.

Die sein gewartet haben
Fall'n ihn voll Mordlust an;
Getötet und begraben
Wird schnell der fremde Mann.

Lösung anzeigen

Champagner

Verweise

Worträtsel, Töpfer, Forum