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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 4129

von Immanuel Gottlieb Moser

Rätsel

Von einem Edelsteine will ich singen,
Von einem Onyx wunderbarer Art,
Wie ihn die reichste Sammlung nicht verwahrt,
Und Juweliere nicht aus Indien bringen.

Ein Onyx ist ein Kleinod, welches Lagen,
Verschiedenfarbig, hell von Glanze, zählt,
Davon die Kunst zum Grund sich eine wählt,
Die andern braucht, um Bilder aufzutragen;

Und Göttinnen und Götter gräbt der feine
Grabstichel ein, in menschlich schönem Bild,
Und Frauen sanft, Wettkämpfer auch, so wild,
Und andres Kunstgebilde diesem Steine.

Mein Onyx hat so blendend weißen Boden,
In lichtem Schwarz auf Lagen braun und blau
So helle Bilder, als ein Tropfen Tau,
Gehört auch nicht dem Steinreich an, dem toten.

Er ist lebendig, frisch und leicht beweglich,
Doch schön gefasst, und trägt sich immer gut;
Die Fassung ist für ihn auf ihrer Hut,
Von seiner Arbeit ruht er drinnen täglich.

Hat er Geschäft? Ja wohl, die reichsten Bilder
Trägt er auf seine Lagen immer neu
(Er ist ein Künstler), und zum Sprechen treu;
Bald strahlen sie, bald ist ihr Schimmer milder.

Sein Feuer blendet, dass ich nichts verhehle.
Nicht wie die Sonne, doch beglückt sein Schein;
Die Liebe legt ihr tief Gefühl hinein,
Und sichtbar weilt in ihm allein – die Seele.

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Das Auge

Verweise

Worträtsel, Moser, Räthsel/1836