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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 1003

von Karl Kraus

Homonym

Schweres Rätsel, leicht zu lösen
Als Instrument dient vielfach es zum Klemmen,
Ein Zustand ist's von Drang und schwerer Not.
Es ist die Macht, die sich durch kein Gebot
der Menschlichkeit lässt hindern oder hemmen.
Nicht das Gesetz, nicht des Gewissens Mahnen
verkürzt der Willkür selbstverliehnes Recht,
und kein Tyrann hat jemals sich erfrecht
zu solchem Druck auf seine Untertanen.
Das droht am Abend, wenn der Tag geendet,
das sinnt auf Listen, bis der Morgen graut
und bis die Sonne Gottes nachgeschaut,
ob nicht dein Glück zerstört, dein Ruf geschändet.
Doch an den Druck gewöhnt, kannst nicht mehr leben
du ohne ihn, und stürbest du an ihm.
Der Teufel wirkt, denn er wirkt anonym,
und kann ja doch auch in den Himmel heben.
Dies ist ein Glaube, wirkend wahre Wunder
aus schwarzem Nebel, der am Horizont;
und alles wird auch anders noch gekonnt,
und jeder andre Glaube ward zum Plunder.
Ein Pack von Schächern, schadenfroher Miene,
gibt aller Wahrheit Ehre in den Kauf,
gebietet dem Verhängnis seinen Lauf,
und sitzt verborgen hinter der Maschine.
Als Instrument dient vielfach sie zum Klemmen.
Der Zustand ist's des Drangs und schwerer Not.
Es ist die Macht, die sich durch kein Gebot
der Menschlichkeit lässt hindern oder hemmen.

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Die Presse

Verweise

Homonyme, Kraus, Bauer