Rätselgedichte, Rätselreime
von Josef Wichner
Ich bin eine Kugel ganz eigener Art,
Da wie Wasser so weich, dort wie Felsen so hart,
Da glatt wie ein Spiegel, dort holprig und rau,
Wie lang ich schon kugle, weiß niemand genau.
Nur eines ist sicher, ich kenn keine Ruh,
Ich dreh' mich und wend' mich und kugle stets zu,
Es ist mir unmöglich, je stille zu stehn,
Und dennoch hat niemand meine Bahn noch geseh'n.
Und weit in der Ferne ein flammendes Licht
Vergoldet mein runzliges Kugelgesicht,
Weckt heißeste Liebe und zappelndes Leben.
So Hab' ich mir selbst viele Kinder gegeben,
Und die ich geboren zu Schmerzen und Lüsten,
Die heg' ich und pfleg' ich an schwellenden Brüsten
Und reiche die Fülle an Speise und Trank
Und Hab' dafür oft auch gar unfeinen Dank;
Denn, ach, meine Kinder sind selten zufrieden
Mit dem, was willig ich ihnen beschieden,
Sie bohren sich tief in ihr mütterlich Haus
Und reißen die Eingeweide mir aus.
Da zuck' ich denn freilich im Ärger zusammen
Und speie im Grimme gar Feuer und Flammen
Und deck', was ich töte, zu kurzer Ruh'
Mit meinem eigenen Leibe zu.
Was schert's mich, wie viel auch gemordet wird,
Da selbst der Tod in mir Leben gebiert!
Ich dreh' mich und wend' mich und lauf' meine Bahn,
vie wohl man bemessen, doch sehen nie kann.
Der Erdball