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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 8556

von Carola Koch

Rätsel (2 Begriffe)

Die höchste Dame von Paris, so alt wie vornehm,
Lädt Sonntags, denn das ist ihr »jour«,
Mit ihrer hellen Glockenstimme Arm und Reiche,
Hoch und Geringe ein zur feierlichen Tour.

Sie bietet ihnen reine, geistige Genüsse:
Erbauung, Seelenkraft, von frommem Sang gewürzt;
Sie selbst hebt betend stets zum Himmel beide Arme,
Die leider von Geburt verkümmert und verkürzt.

Sonst schön wie fromm, ist sie ganz edle Harmonie,
Nichts möchte anders man an ihr und nichts vermissen;
Ihr Ruhm lockt Reisende aus fernstem Land,
Die Künstler sind von ihr meist hingerissen.

* * *

Unweit der Seineinsel, wo sie wohnt, die liebe Frau,
Kann von Paris den höchsten Herrn man seh'n;
Denkt nicht, dass zwischen beiden sich was angesponnen,
Wer möchte wohl mit diesem Hagestolzen gehn!

Durchscheinend wie ein nackt Gerippe,
Die kurzen, dicken Beine weit gespreizt,
Steht er den lieben langen Tag und spiegelt sich im Wasser, —
Der hat kein hübsches Frauenzimmer je gereizt.

Dabei trägt er den Kopf auch noch so hoch,
Ein rechter Wolkengucken offizieller Wetterrater;
Dass die Pariser ihn so lieben, wundert mich:
Er ist nur Halbfranzos, Elsässer war sein Vater.

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Notre Dame und Eiffelturm

Verweise

Worträtsel, Koch