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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 7322

von Eduard Prosch

Rätsel

Ich will von einem schönen Paare
Erzählen, was Ihr freilich wisst,
Und was doch viele hundert Jahre
Ein Rätsel war und jetzt noch ist.

Ein Hirte führet feine Herde
Aus schönem blauen Wiesengrund,
Stets fern der tollen Lust der Erde,
Mit sanftem Sinn und stillem Mund.

Es herrscht im lichten Strahlenglanze
Ein feurig Weib mit heißem Blut,
Es spiegelt sich im hellsten Glanze
Der Quell, auf dem ihr Auge ruht.

Der Hirte dringet in die Räume
Des Herzens wo die Liebe thront,
Sein milder Zepter schützt die Träume,
Freiheit herrscht und Friede wohnt.

Es ruft des Weibes feurig Wesen
Hervor der Farben Zauberpracht;
Sie macht den Kranken schnell genesen,
Sie kommt und alles jauchzt und lacht.

Es heilt der Mann mit seiner Milde
Die heiße Glut der Leidenschaft,
Und unter seinem klaren Schilde
Gedeiht der Dichtung Wunderkraft

Doch mehr als Dichtung, wahres Leben
Erweckt des Weibes Allgewalt,
Sie zeugt den Keim, sie treibt die Reben,
Sie schmückt die Flur, belaubt den Wald.

So hat das Weib des Mannes Gaben,
Was ihr gebührt', gehört ihm an.
Einst war's nicht so, verwandelt haben
Wir ihn zum Weibe, sie zum Mann.

Getrennt sind Beide vom Geschicke,
Und sieht ihn an das stolze Weib
Mit ihrem glühend heißen Blicke,
Verschwindet schnell sein blasser Leib.

Demselben Zwecke dienen Beide,
Doch nirgends zu derselben Zeit;
Denn wandelt er auf seiner Weide
Ist sie entfernt viel Meilen weit.

Zuviel hab' ich schon zum Erkennen
Gesagt für den der raten kann;
Leicht könnt Ihr jetzt die Namen nennen,
Wie heißt das Weib und wie der Mann?

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Sonne und Mond

Verweise

Worträtsel, Prosch