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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 7226

von Carola Koch

Er/Sie/Es-Rätsel

Was hat nun unsereins vom Dasein?
Im Heimatland erblüht, gereift,
Unschuldig hoffend auf der Zukunft wunderbare Fülle,
Roh hingemäht von dem Gezopften und beraubt der Hülle,
In Säcke mit unzähl'gen Brüdern dann gestreift,
Im dunklen Schiffsbauch, o ihr Heil'gen mein,
Viel tausend Meilen über Land und Meer geschickt,
Wo wir nicht einen Strahl der schönen Welt erblickt!

»Es ist wohl nur ein Übergang«, ... so mein Genoss im Leid
Zu trösten suchte sich und mich.
sowohl, du Optimist, ein Übergang, wozu?
Damit der Europäer, wie — der Asiat, — in Ruh'
Uns schaffen kann in seine heiße Küch',
Allwo der Koch zu unserm Ende alles hat bereit,
Im Topf uns schauderhaft verbrüht
Und quellen lässt, bis keins mehr aus den Augen sieht.

Was nützt dann, wenn man in der letzten Stund'
Uns stärkt mit Butter, Milch und Pflaumen?
Was nützt, dass man das Sterben uns genießt,
Es ist ja bloß, dass er uns schwelgerisch genießt,
Und dass wir schmeicheln seinem Gaumen,
Führt der Genüssling uns zum Mund!
Vorbei, vorbei! Die Jugendhoffnung hat gelogen,
Wir sind um alle Lebensfreud' betrogen.

Ach, hätt' ich doch ein anderes Geschlecht!
Da dürft' ich atmen köstlich in dem grünen Wald
Am jungen Maienbaum,
O holder, holder Traum!
Und holte mich der Jüngling bald,
Im Garten mich zu pflanzen in die Sonne recht,
Wie wollt' ich freudig treiben für der Enkel Schar,
Eins nach dem andern, was ich selbst einst war!

Lösung anzeigen

der Reis, das Reis

Anmerkungen

1. der Reis (Nahrungsmittel); 2. junger Spross, Schössling

Die Gezopften: Ab 1645 mussten alle Chinesen per Gesetz einen Zopf tragen; Reis kam damals fast ausschließlich aus China.

Verweise

Homonyme, Koch