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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 6071

von Marie Schumacher

Scharade (1+3 Silben)

Vergebens kämpft er, auf dass er erreiche
Das Ziel, das ersehnte, am fernen Strand,
Es tragen die Wogen, ach! nur die Leiche
Des schönen Jünglings ans rettende Land.

Und als von ahnendem Bangen getrieben
Dem Ufer sie naht, die auf ihn geharrt,
Da sieht sie vernichtet ihr irdisches Lieben,
Die teuren Züge im Tode erstarrt!

In stummer Verzweiflung umschlingt die Arme
Die angebetete Marmorgestalt,
Dass neu ihres Herzens Glut sie erwärme,
Zum Leben sie wecke des Schmerzes Gewalt.

Umsonst! bewegungslos bleiben die Glieder,
Kein Liebeswort flüstert der bleiche Mund,
Die strahlenden Augen decken die Lider,
Es brach zwischen Leib und Seele der Bund!

Klar wird es ihr, und doch kann sie's nicht fassen:
Für ewig zerronnen die Seligkeit!
Einsam allein, von dem Freunde verlassen,
Ihr Schmerz in vier Silben zum Himmel schreit.

Die Silben aus wundem Herzen sich rangen
Wie quellende Tropfen von rotem Blut,
Und duftende Blüten aus ihnen entsprangen,
Wie sie nur zeitigt die südliche Glut.

Lösung anzeigen

O + Leander = Oleander

Anmerkungen

Hero und Leander sind zwei Gestalten aus der griechischen Mythologie. Sie zählen zu den bekanntesten Liebespaaren der europäischen Literatur. Der Sage zufolge war Hero eine Priesterin der Aphrodite in Sestos am westlichen Ufer der Meerenge Hellespont. Ihr Geliebter Leander lebte in Abydos am gegenüberliegenden kleinasiatischen Ufer. Da er Hero nur heimlich besuchen konnte, durchschwamm er allnächtlich den Hellespont. Ein Leuchtfeuer, das Hero in einem Turm entzündete, oder eine von ihr dort verwendete Öllampe oder Fackel wies ihm den Weg. Einmal verirrte er sich jedoch bei einem Sturm, der das Feuer auslöschte, und ertrank. Am folgenden Morgen entdeckte Hero seinen angeschwemmten Leichnam am Ufer und stürzte sich vom Turm in den Tod.

Verweise

Scharaden, Schumacher, Räthsel