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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 5517

von Dr. Ferdinand Kämmerer

Rätsel

Ein Rosengewölbe krönet und schließt
Das kleine Häuschen, worin ich verborgen;
Der Eingang gewöhnlich verschlossen ist,
Wenn ich Geschäfte nicht muss besorgen;
Denn braucht der Besitzer mich, öffnet die Tür
Sogleich zu mancher Verrichtung sich mir.

Du kannst mein glänzendes Hausgerät,
Wenn offen die Flügel der Türe stehen,
Sei's Morgens früh und des Abends spät,
O Wunder! Von doppeltem Stockwerk sehen.
Mir ist es zum Nutzen und kostet doch nichts,
Nur leider gewöhnlich dem Alter gebricht's.

Ich halte mich gern in dem schützendem Haus,
Denn draußen verfolgen mich krittelnde Blicke,
Und stößt man mich gleich zur Wohnung hinaus,
So zieh' ich doch eilig mich wieder zurücke.
Es sehen und hören nur andre für mich,
Doch selten lass' ich ohn' Antwort dich.

Ich bin die Einz'ge in meiner Art,
Kann viel verrichten des Guten und Bösen;
Doch wer vor dem letzten sich nicht bewahrt,
Den kann ich vom Übel nicht leicht erlösen;
Denn was nur einmal durch mich geschah,
Das bleibt geschehen für immer da!

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Die Zunge

Quelle

Dr. Ferdinand Kämmerer: Poetische Versuche und Uebersetzungen
Erste Abtheilung: Poetische Versuche
Stahl, Darmstadt, 1813
Seite 146, Nr. 5

Verweise

Worträtsel, Kämmerer