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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 3674

von Johann Gottlieb Münch

Scharade (1+2 Silben)

Du lachest mich an, und siehst mich nicht;
Denn kommt dir etwas von mir zu Gesicht,
So ist's das Haus, wo ich wohne, nur.
Du forschest vergebens nach meiner Spur;
Ich bin nichts festes, bin nur ein Hauch,
Wo Menschen sind, da bin ich auch.
Mich hört der Fürst und der Bettler gern;
Doch suchet mich, so flieh ich fern,
Und bin nur ungerufen da.
Wo immer man mich noch sah,
Traf man mich stets in Gesellschaft;
Denn sie erst gibt mir Leben und Kraft,
Da ich allein
Ein magerer Schatten würde sein.
Ich kehre auch bei Gelehrten ein,
Wenn anders die Lampe nicht
Von ihrer Weisheit alleine spricht;
Bin auch gelehrt, oft ohne Wissenschaft
Und habe so vielmal noch mehr Kraft.
Schön schmück' ich des Weibes Lieblichkeit,
Bin in des Mädchens Blütezeit
Ein Staat, den man mit Liebe pflegt,
Weil er sich immer reizender trägt.
Die beiden letzten Silben sind
Auch nur des entschwebenden Hauches Kind.
Dies Pärchen trug vor Alters schon
Viel Ehre davon;
Bewegte Felsen im bildlichen Sinn,
Riss feurige Seelen zu Taten hin,
Und Priester und Soldaten,
Schelme, Richter und Advokaten
Ernteten dadurch Ehre und Lohn.
In gemeiner Alltagsgestalt
Ist's leerer Klang, der bald verhallt.
Je kürzer mein Ganzes dir sich zeigt,
Um so eher es sein Ziel erreicht,
Doch dehnst du es aus, und erweiterst du's sehr,
So schaffet es kein Vergnügen mehr,
Wird bei aller vorigen Kraft
Nur ekelhaft.
Kurz macht es dir Freude; doch siehst du es nicht,
Es lachet dich an, und hat kein Gesicht.

Lösung anzeigen

Scherz + Rede = Scherzrede

Verweise

Scharaden, Münch