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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 3306

von Franz Brentano

Rätsel

Zum Eingang

Ich nahe dir, ein Kind, das schelmisch necket,
Oft hinter ernster Maske kichernd stecket;
Des Frühlings Kranz um Stirn und Locke schling ich
Und hoch am Zweig die bunte Fahne schwing ich.

Wer ahnte da, dass einst mit grimmer Tücke
Am Berg gelauert meine finstern Blicke,
Zwar lockend, um den höchsten Ruhm zu werben,
Allein des Kühnen sicheres Verderben?
Ich rang mit ihm. Die Lanze sollt er schwingen;
Ich warf nach seinem Haupt des Netzes Schlingen;
Und sterben musst er mir, wenn er erlegen,
Und grässlich folgt' ein Fluch des Siegers Wegen.

Doch jetzt auch bin nicht überall ich Kind
Ernst stehe ich vor dem, der Ernstes sinnt.
Ich schweige, und mein Antlitz ist verhüllet
Er aber weicht nicht, bis die Zeit erfüllet;
Er harret, ob auch fließen Jahr um Jahre,
Bis ich mich endlich sterbend offenbare.
Von mir erfüllt sind aller Erde Grenzen,
Mich sieht man in dem Strahl der Sonne glänzen.

Ich wohne in des Meeres tiefem Schoß,
Und bin im Großen und im Kleinen groß.
Ich bin der Welten Bau in seiner Pracht,
Und, mehr noch, ich bin der, der ihn gemacht.
Ja er, der Ew'ge, trägt mit größerm Rechte
Den Namen, als ein andrer im Geschlechte;
Und wenn sie alle schwänden, bliebe er;
Nur selbst sich selber ist er's nimmermehr.

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Das Rätsel

Verweise

Worträtsel, Brentano