An Freiherrn von Liebenstein, Großherzoglich Badischen Kreisdirektor.
Wer
mit der Wahrheit
im geweihten Bunde
Dem eitlen Nimbus falschen Glückes höhnt,
Dem haben
magisch in erhabner Stunde
Des Empireums Lieder zugetönt;
Erfühlt durch
eine sanft geschlag'ne Wunde
Im süßen Mitgefühle sich verschönt;
Ein Bürger indem Reiche der Empfindung
Verachtet er
der Falschheit Schlangenwindung.
Was gelten ihm die trocknen Axiome,
Mit
welchen die
Vernunft das Herz umflicht?
Er schwebt auf des Gefühles Ätherstrome,
Auf
dem sich klar des
Lebens Sonne bricht;
Ihn führet zu der Sterne hohem Dome,
Was schön das
erste Paar der
Silben spricht;
Doch wer nicht kann, was diese Silben nennen,
Mag von der
Menschheit Bund
sich weinend trennen.
Nur durchs Gefühl ergündet sich der Starke,
Und
steht für Recht und
Pflicht im ernsten Streit,
So fest, wie in der Erde tiefstem Marke
Das
Letzte sich an seine Brüder reiht;
Er schifft auf dieses Lebens leichter
Barke
Erheitert hin zur Flur der Ewigkeit;
Der
Schwache lebt in keinem hohen Liede,
Denn bald entschwebt der Gegenwart
Gefilde.
Dir,
Ganzes, beut die Muse der Geschichte
Den Blütenkranz an ihrem Hochaltar; –
Denn, huldigend der Wahrheit Sonnenlichte,
Entschleierst du die Tage der
Gefahr;
Als Themis treuen
Priester im Gerichte
Verehrt und liebet dich das frohe Lahr.
Es kränzet
einst zu deinem schönsten Lohne
Dich dankbar Baden mit der Bürgerkrone.
Lieben + Stein = Liebenstein
Kommentar des Autors: Dieser mein geehrter Freund ist während dem Drucke meines Werkes gestorben.
Themis ist in der griechischen Mythologie Tochter des Uranos und der Gaia und gehört zum Göttergeschlecht der Titanen. Sie war Frau des Zeus und Mutter der Horen (der »Jahreszeiten«). Sie gilt als Göttin der Gerechtigkeit, der Sitte und der Ordnung sowie der Philosophie.