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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 2898

von Friedrich Schaefer

Rätsel

Hoch zwischen zwei klaren und herrlichen Seen,[1]
da wohnt es, da thront es in luftigen Höh'n,
doch schmückt dann der Frühling die Täler und Hügel
mit Veilchen und Rosen, so weitet's die Flügel.

Es hat keine Augen und kann auch nicht sehn,
doch hat es zwei Spiegel stets neben sich stehn.[1]
Ist's weiß, ärgert's andre, ist's rot, ärgert's dich,
ist's blau, ja dann reibt man die Hände wohl sich!

Doch sei's noch so garstig, in allen Gestalten
wird's selbst von dem Stolzesten hoch noch gehalten!
Oft bläht sich's und dreht sich's, doch wird es gedreht,
tat's jemand, der schlau ist und 's besser versteht.[2] 

Oft streckt sich's und reckt sich's, doch wird es gesteckt,[3]
nicht immer, das glaub mir, es Gutes bezweckt! –
Nie sahst du es reiten, nie führt es die Zügel,
doch hat's ein Sattel, trägt's goldene Bügel.[4]

Oft geht es durchs Leben mit buckligem Rücken,
seit alters schon baut man ihm Stege und Brücken,[4]
zuweilen auch läuft es, oft gehst du ihm nach,[5]
doch ungern nur säuft es im fließenden Bach!

Man kann aber sagen, dass gut es verdaut,
denn wenn es mal frisst, frisst es giftiges Kraut![6]

Sonst ist es recht hilflos und lässt sich bedienen,
doch dankt es dir niemals mit freundlichen Mienen,
ist krank es und wird dann in Tücher gehüllt es,
so dankt es mit Brummen, so wettert und brüllt es!

Auch hat's keinen Heller, drum wird es, gib acht! oft,
wenn auch mit anderer Münze, bedacht. [7]
Kannst du's nicht erraten? Hör doch, wie man lacht!
Lang hast in der Kindheit du's selbst schon gemacht![8]

Hoch zwischen zwei Hügeln und lieblichen Seen,
da wohnt es und thront es in luftigen Höh'n,
doch schmückt dann der Frühling die Täler und Hügel
mit Veilchen und Rosen, so weitet's die Flügel.

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Nase

Anmerkungen

[1] zwischen den Augen

[2] Redensart: jemanden eine Nase drehen, d. h. ihn überlisten

[3] Redensart: seine Nase in etwas stecken

[4] Brillen- und Kneiferbügel

[5] Redensart: immer der Nase nach

[6] Schnupftabak

[7] Nasenstüber; die Münze, mit der die Nase bedacht wird, ist ein Stüber (s.u.)

[8] Redensart: jemanden eine lange Nase machen

Stüber ist die Bezeichnung für Kleingroschenmünzen, die im Nordwesten Deutschlands (also besonders in den Territorien des heutigen Nordrhein-Westfalen) etwa vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts geprägt wurden.

Verweise

Worträtsel, Schaefer, Schupp