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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 2791

von Christian Ludwig Neuffer

Rätsel

Unser zwei sind wir, durch innige Bande vereinigt,
und so weit auch die Welt reichet, bekannt und geliebt.
Trank und Speise genießen wir nicht, wie geistige Wesen;
schon das Schauen genügt unserm zufriedenen Sinn.
Unsere Sprache versteht die ganze Welt, und wir haben
doch geredet noch nie, nicht auch ein einziges Wort;
dennoch waren wir stets die ersten Lehrer des Menschen,
von der Vorwelt an bis auf den heutigen Tag.
Ohne uns hat keiner der Menschen noch eine Entdeckung
an dem Himmel und auch hier nicht auf Erden gemacht.
Ohne uns ward nie noch ein Bund der Liebe geschlossen:
Allem, was schön ist, erteilt unsre Entscheidung den Preis.
Aber wir können auch zürnen; dann werfen wir feurige Blitze,
die, obgleich sie noch nie zündeten, schrecklich doch sind.
In dem Tanzsaal findest du uns und im heiligen Tempel,
in der niedrigen Hütt' und in dem goldnen Palast;
denn wir lieben die Menschen, so wie wir selber uns lieben;
unsre Einigkeit ward nie noch durch Hader gestört.
Nahe sind wir einander, und ob wir gleich alles gewahren,
dennoch hat noch von uns keiner den andern gesehn.
Miteinander erblickten wir einst die Sonne des Lebens,
und einst beiden zugleich sinkt sie uns wieder in Nacht.

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Augen

Verweise

Worträtsel, Neuffer, Schupp