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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 2761

von Johann Josef Ignaz Hoffmann

Scharade (1+1 Silben)

Mein Erstes zeigt Dir einen Mann,
Von schmutzigem Charakter an.
Er ist von Herzen liederlich,
Lebt bald vollauf, bald kümmerlich,
Spielt hier den Narrn, den Weisen dort,
Schmarotzt sich so von Ort zu Ort,
Gibt nach wie Wachs, schwankt wie ein Rohr,
Mit einem Wort: Er ist ein Tor,
Der jedem gern den Fuchsschwanz streicht,
Wenn er nur seinen Zweck erreicht.
Drum hüte Dich vor diesem Wicht
Und trau nicht viel auf sein Gesicht.

Mein Zweites wünscht sich Jung und Alt,
In gar verschiedener Gestalt.
Ein jeder hofft und harrt darauf
In seinem ganzen Lebenslauf.
Der Kluge sucht's durch Politik,
Der Einfaltspinsel durch sein Glück,
Der tapfre Krieger mit Gefahr,
Der Feige in der Flucht sogar.

Mein Ganzes wächst auf bunter Flur
Durch milde Pflege der Natur.
Es prangt mit Blümlein fein und zart,
Gar wunderschön von seltner Art,
Geziert mit anmutsvollem Rot.
Das Nasenbluten stillt es schnell,
Vertreibt das Kopfweh auf der Stell,
Und heilt, o Wunder! Aus dem Grund
Den gift'gen Biss vom tollen Hund.
Nun lieber Leser rate fein,
Was das wohl für ein Ding mag sein.

Lösung anzeigen

Gauch + Heil = Gauchheil

Anmerkungen

Gauch = 1. Kuckuck; 2. Narr, Tor [Duden]

Als Gauchheil (Anagallis) bezeichnet man eine Pflanzengattung in der Unterfamilie der Myrsinengewächse (Myrsinoideae) innerhalb der Familie der Primelgewächse (Primulaceae). [Wikipedia]

Gauchheil heilt natürlich nicht die Tollwut (Biss vom tollen Hund), hat man damals möglicherweise geglaubt. Tollwut ist auch heute noch unheilbar und tödlich (wenn die Krankheit erst einmal ausgebrochen ist)

Verweise

Scharaden, Hoffmann 9