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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 1652

von Friedrich Schleiermacher

Scharade (1+1 Silben)

An Frau v. H. ins Stammbuch
Die Erste treibt der schwanken Äste viel,
Und drinnen gibt's ein fröhliches Gewühl
Von bunten Vögeln und Insekten,
Die auch dich bald erfreuten, bald dich neckten.
Doch stände noch ein Baum dahinter:
So wär' gleich wie öder Winter,
Und in den Ästen alles still:
Nur Zahlen hingen dran und Namen
Von sel'gen Herrn und alten Datum –
Wer sich damit befassen will.
Die Zweite hat nicht Ast noch Zweig;
Doch ist sie gern an Blättern reich,
Und wissbegier'ge Augen wandern
Von einem eifrig zu dem andern.
Steht aber noch ein Haus davor:
O so verschone ja mein Ohr!
Denn alle Weisheit ist sogleich geschwunden,
Nur Kraut und Rüben werden drin gefunden.
Das Ganze füllt sich auch mit Namen und mit Zahlen,
Doch ist's auch reich an Blüt' und Früchten mancher Art,
Es tönt Gesang darin und Sprüche streng und zart;
Da ist manch edler Kern, doch sind das meiste Schalen.
Es wird nur allzu bald ein bunter Tummelplatz,
Der Freund begrüßt den Freund, das Liebchen seinen Schatz.
Hier steht ein Herz in vollen Flammen,
Dort stellt unruhig Volk bedenklich sich zusammen.
Doch, was ein Jeder bringen muss,
Ist doch für Dich ein Freundesgruß;
Und Jeder will in Sprüchen und in Bildern
Die Schmerzen Dir des Abschieds mildern.

Lösung anzeigen

Stamm + Buch = Stammbuch

Verweise

Scharaden, Schleiermacher