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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 1237

von Ignaz Franz Castelli

Rätsel

Ich bin die Mutter jedes Ding's auf Erden
Und meiner Kinder Mörderin;
Ich heil' als Arzt die härtesten Beschwerden
Und bin der Großen Richterin.
In mir vereint sich: sein, gewesen, werden,
Ich kläre auf, was dunkel schien;
Doch schlüpf' ich manchen früher aus den Händen,
Als sie mich noch zu ihrem Vorteil wenden.
Mein Thron ist ewig, niemals wird er wanken,
Allsehend ist mein Götterblick,
Selbst Himmelskörper ehren meine Schranken,
Mir unterwirft sich das Geschick;
Doch flieh' ich selber schneller als Gedanken
Und kehre niemals mehr zurück.
Ich bin bald Schmerzen- und bald Freudenbringer;
Und da ich älter werde, werd' ich jünger.
Ich bin bald gut, bald bös, bald nass, bald trocken,
Bald lass ich Winde tosend aus,
Jetzt hänget dichter Schnee an meinen Locken,
Jetzt steckt an meiner Brust ein Strauß;
Mir tönen öfters alle Kirchenglocken,
Für mich schmückt man das Gotteshaus,
Man schreibt von mir schon viele tausend Bände,
Doch hab' ich keinen Anfang und kein Ende.

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Die Zeit

Verweise

Worträtsel, Castelli, Castelli/03