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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 32

von Friedrich Schiller

Rätsel

Kennst du das Bild auf zartem Grunde?
Es gibt sich selber Licht und Glanz.
Ein andres ist's zu jeder Stunde,
Und immer ist es frisch und ganz.
Im engsten Raum ist's ausgeführet,
Der kleinste Rahmen fasst es ein;
Doch alle Größe, die dich rühret,
Kennst du durch dieses Bild allein.
Und kannst du den Kristall mir nennen?
Ihm gleicht an Wert kein Edelstein;
Er leuchtet, ohne je zu brennen,
Das ganze Weltall saugt er ein.
Der Himmel selbst ist abgemalet
In seinem wundervollen Ring;
Und doch ist, was er von sich strahlet,
Noch schöner, als was er empfing.

Lösung anzeigen

Das Auge

Antwort

Dies zarte Bild, das, in den kleinsten Rahmen
Gefasst, das Unermessliche uns zeigt,
Und der Kristall, in dem dies Bild sich malt,
Und der noch Schönres von sich strahlt -
Er ist das Aug, in das die Welt sich drückt,
Dein Auge ist's, wenn es mir Liebe blickt.

Anmerkungen

Die zweite Zeile erklärt sich aus Goethes Farbentheorie, welche dem Auge eine sonnenhafte Natur, subjektives Licht zuschreibt: »Wär' nicht das Auge sonnenhaft, Wie könnten wir das Licht erblicken?«

Enthalten in

Friedrich Schiller, »Turandot«
Aufführung in Weimar am 30. Jänner 1802

Verweise

Worträtsel, Schiller, Arbeiter, Bauer, Dahl, Schupp, Bentzien, Arnold/Irrgarten, Perfahl, Scherer, 1620