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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 287

von Friedrich Schiller

Rätsel

Auf einer großen Weide gehen
Viel tausend Schafe silberweiß:
Wie wir sie heute wandeln sehen,
Sah sie der allerälteste Greis.
Sie altern nie und trinken Leben
Aus einem unerschöpften Born,
Ein Hirt ist ihnen zugegeben
Mit schön gebognem Silberhorn.
Er treibt sie aus zu goldnen Toren,
Er überzählt sie jede Nacht,
Und hat der Lämmer keins verloren,
So oft er auch den Weg vollbracht.
Ein treuer Hund hilft sie ihm leiten.
Ein muntrer Widder geht voran.
Die Herde kannst du sie mir deuten?
Und auch den Hirten zeig mir an.

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Sterne und Mond

Anmerkungen

Born ist dichterisch für Brunnen.

Die goldnen Tore sind die goldglänzenden Pforten des Abendhimmels.

In Heinrich Biehoff, "Schiller's Gedichte in allen Beziehungen erläutert und auf ihre Quellen zurückgeführt", Stuttgart 1839, werden Hund und Widder schlicht als Sternbilder gedeutet. Warum aber gerades diese? Sucht man nach einer tieferen Bedeutung, findet man beispielsweise:

Der treue Hund ist Hati, der Sohn des Fenrir und der Riesin Gyge. Hati hat auch den Namen Managarm (Mondhund); er verfolgt ständig den Mond, bis er ihn schließlich im Ragnarök verschlingen kann.

Der muntre Widder ist Heimdall, der Himmelswächter; seine Wohnung ist Himibjörg (Himmelsberg); er reitet auf seinem Pferd Gulltopp und besitzt das Gjallarhorn, das »schallende Horn«. Der Klang des Horns warnt zu Beginn der Ragnarök vor der Zeit, die den Untergang der Götter zur Folge hat. Heimdall waren die Widder heilig.

Enthalten in

Friedrich Schiller, »Turandot«
Aufführung in Weimar am 9. März 1803

Verweise

Worträtsel, Arbeiter, Dahl, Schupp, Arnold/Irrgarten, Perfahl, Scherer