Anmerkung: Dieses Rätsel wurde in 2000 KW 47 auf Logical der Woche veröffentlicht und im Internet Archiv wiedergefunden.
In den unwegsamen Gebirgen Zentralasiens war die uralte Kultur der Eborier beheimatet.
Dr. Niegenug, der deutsche Privatgelehrte, widmete ihr einen beträchtlichen Teil seiner Lebensarbeit. In jahrzehntelangen Ausgrabungen stellte er genügend Material sicher, um eine Grammatik und Formenlehre des Eborischen zusammenstellen zu können.
Allerdings: Sein Lebenswerk war völlig ungeordnet, als ihn bei seiner letzten Expedition ein tückischer zentralasiatischer Bazillus hinwegraffte. Seine Erben standen vor einem scheinbar unlösbaren Problem: aus einem Wust losen Zettelmaterials galt es eine Systematik des Eborischen aufzubauen und außerdem die Übersetzungen ins Eborische zu klären, die Dr. Niegenug sozusagen als Steckenpferd angefertigt hatte.
Zunächst fielen den Ordnern des Nachlasses drei Zettel in die Hände.
Der erste enthielt einen kleinen Wortkatalog, der zweite einige Bemerkungen zur Formenlehre, und der dritte zwei Zeilen, die offenbar einen Übersetzungsversuch darstellten.
Den findigen Nachlass-Ordnern gelang es, mithilfe der ersten beiden Zettel herauszufinden, dass der dritte die Übersetzung eines Gedicht-Anfangs aus der deutschen Literatur war.
Zwei Erkenntnisse Dr. Niegenugs halfen ihnen dabei: erstens, dass das Eborische eine agglutinierende, das heißt durch Anfügungen von Silben arbeitende Sprache war, und zweitens, dass es eine aufs höchste stilisierte und formalisierte literarische Technik kannte, vergleichbar der Liedkunst der nordgermanischen Skalden.
jaku | der Schritt |
höpu | das Gesprochene, das Wort |
wawras | gebären |
fri | ich |
grita | dein |
-nu- | Partizip-Suffix |
-mba- | Passiv-Suffix |
-ra | Anrede-, Vokativ-Suffix |
-ke- | Vergangenheits-Suffix |
-pe- | Zukunfts-Suffix |
-tla | Höflichkeits-, Verehrungs-Partikel |
-xin | Suffix der Verneinung |
frita wawrasnukembora, höpaske wawrasnuketla
fri jakaspe - gri jakaspexin