Rätselgedicht Nr. 3401
von Carl Trummer
Worträtsel
Ich bin und war (denk den erhabenen Gedanken)
Im Nichts, und dennoch strahl' ich hoch im Licht.
Durchbrich des Menschengeistes Schranken,
Und suche mich, wo nie geschaffne Schatten schwanken,
Du findst mich nicht.
Ja, um das Schreckliche ganz zu verkünden,
Du bist nicht du, bist ich,
Und wirst gleichwohl hienieden mich
Erraten zwar – vielleicht, doch nie ergründen.
- Lösung oder Tipp: Anzeigen
- Vorschlag: Die Seele. Auf sie weist einiges hin. Die ersten Zeilen lassen sich als Exkurs in die christliche Seelenlehre, nach der die Seele unmittelbar aus dem Nichts erschaffen wird, im Gegensatz etwa zur platonischen Idee der Präexistenz, lesen. Die Seele ist der göttlichen Gegenwart immer teilhaftig ("hoch im Licht"), dem Menschen aber weder durch Introspektion noch durch Verstand wirklich zugänglich. ("Du findst mich nicht"). Dennoch macht sie den Menschen aus ("Du bist nicht du, bist ich"). Innerhalb seiner sterblichen Existenz ("hienieden") wird der Mensch die Seele nie ergründen.
[zzz]