Wie Katze ein menschliches Wesen dressiert

Menschen sind große, ungeschickte Tiere mit einer bei Dunkelheit extrem dürftigen Sehkraft, die außerdem eine Menge Lärm machen. Sie leben in wetterfesten Häusern und sind leicht zu dressieren.

Auswahl Deines Menschen:

Den Menschen ist das nicht klar, aber wir wählen selbst, bei welchem Menschen wir leben möchten und welchen wir lieber aus dem Wege gehen. Meide Menschen, die niesen, wenn wir ihnen zu nahe kommen, sie sind allergisch gegen uns. Gehe auch denen aus dem Weg, die nach uns treten. Ein guter Mensch wird sich zu uns hinunter beugen, die Hand ausstrecken, unser Ohr kraulen und etwas Schwachsinniges sagen wie: "Du hübsches Kätzchen." Der Trick besteht darin, in ihr Haus zu gelangen, um zu sehen, ob sie eine für unsere höherstehende Spezies geeignete Unterkunft bieten können.

Herumtragen lassen:

Obwohl es vorzuziehen ist, sein Ziel auf vier Pfoten gehend zu erreichen, ist es trotzdem auch ein Spaß, sich von seinem Menschen hochnehmen und herumtragen zu lassen, denn das sorgt für eine erhabenere Sicht der Dinge. Bei weiblichen Menschen ist es wahrscheinlicher, dass sie Dich hochnehmen. Sie werden versuchen, Dir den Bauch zu kraulen, also mach einen Buckel, damit sie ihn auch erreichen. Aus irgendwelchen Gründen heben uns die meisten Menschen auch auf, indem sie uns unter den Bauch greifen.

Rechtzeitig Futter erhalten:

Menschen sind irgendwie unberechenbar in ihren Eßgewohnheiten, aber das darf nicht in Konflikt mit Deinem Bedürfnis geraten, dass Du Dein Futter täglich zur gleichen Zeit erhalten musst. Wähle eine Zeit, normalerweise ist es um 5 Uhr in der Früh, und bestehe darauf, gefüttert zu werden. Gib Deinen Hunger lautstark kund und, wenn nötig, wecke Deinen Menschen. Am Anfang wird Dich Dein Mensch sicher hinausschicken, weil er denkt, ein Ruf der Natur hätte Dich erreicht. Aber nach ein oder zwei Wochen wird er es begreifen und Dein Futter zur rechten Zeit bereitstellen.

Das richtige Futter:

Unglücklicherweise ist der moderne Mensch unfähig zu jagen, daher muß er all sein Essen kaufen. Im allgemeinen kaufen sie auch unser Futter in Konservendosen oder Schachteln. Sie sollten das mal selber essen! Solange Du Dich angemessen selbst versorgen kannst (z.B. mit ein paar schmackhaften Mäusen), ist es angebracht, zu Deinem Futternapf mit diesem schrecklichen Dosenfutter zu gehen, daran zu schnüffeln, ein paar mal darum herumzustreichen und Dich dann aus dem Staub zu machen, um auf Deinem Lieblingsplatz ein Nickerchen zu halten. Es wird nur wenige Tage dauern, bis Dein Mensch glaubt, schuld an Deinem Verhungern zu sein. Letztendlich wird er Dir etwas halbwegs Genießbares anbieten. Wenn zufällig etwas wirklich Gutes dabei sein sollte, mach Deinem Menschen klar, dass Du genau das dem anderen trockenen Zeug vorziehst.

Schlafplätze:

Die Häuser der Menschen sind voll mit netten, kleinen Plätzen, an denen Du ein Nickerchen halten kannst, z.B. auf Fensterbänken, auf Garderobenschränken, unter dem Sofa, oder wo auch immer. Die Menschen denken immer, dass sie diese Plätze überwachen müssen. Du solltest ihnen diese Gebietsansprüche so schnell wie möglich austreiben. Wenn Dein Mensch Dich an einem Platz vorfindet, den er als den seinen ansieht, wird er Dich beim Schopf packen und Dich hinauswerfen. Geh sofort zurück. Nach einer Weile wird er etwas wie "Dumme Katze" vor sich hin murmeln und Dich in Ruhe lassen.

Andere Katzen:

Einige Menschen werden von Deiner Gesellschaft so übertrieben begeistert sein, dass sie versuchen werden, mehr als nur einen von uns in ihr Heim zu holen. Denke immer daran, der erste, der hier zu Hause ist, ist der Chef. Menschen mögen es gar nicht, wenn Du Dein Missfallen über den Eindringling lautstark kundtust, aber sie werden nur selten etwas dagegen unternehmen. Es ist recht nett, einige Kameraden um sich herum zu haben, vorausgesetzt, Dein Mensch sorgt für entsprechendend höhere Futtergaben.

Das Katzenklo:

Die meisten Menschen sind ziemlich gewissenhaft darin, unser Katzenklo regelmäßig zu reinigen. Aber es kann passieren, dass jemand uns irgendwo einsperrt oder Dein Mensch vergisst, Dein Katzenklo oft genug zu säubern. Wir alle wissen doch, wie wir uns in einem solchen Falle dem Menschen verständlich machen.

Geschenke:

Menschen denken, sie wären keine Tiere, darum verstehen sie unsere Geschenke nicht. Ärgere Dich nicht. Behalte die Maus einfach für Dich selbst.

Das Ausdrücken von Zuneigung:

Es geht doch darum, dass wir einen trockenen und warmen Platz zum Leben und ausreichend Futter bekommen. Im Austausch dafür zeigen wir von Zeit zu Zeit, dass wir unseren Menschen wiedererkennen und lassen uns sogar anfassen. Menschen lieben es, uns schnurren zu hören, denn sie denken, dass das unsere Art sei, Glück zu zeigen. Sie haben ja keine Ahnung! Sei nicht zu hochnäsig, denn Dein Mensch wird es nicht verstehen und sich sorgen. Ein zufriedener Mensch ist freigiebiger mit dem Futter.

Namen:

Die Menschen geben uns meist dumme Namen. Wenn Du Deinen Namen nicht magst, stell Dich taub. Erst wenn sie einen Namen benutzen, der Dir gefällt, gib Antwort. Wenn Dein Mensch wirklich gut zu Dir ist und wenn er unsere Sprache versteht, dann sag ihm Deinen wahren Namen.

Schlussfolgerung:

Menschen sind viel leichter zu dressieren als z.B. ihre dummen Hunde.

 

Copyright des englischen Originals (How to train a human being): Hugh Holub
Copyright der deutschen Übersetzung: Angela Janko