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Sprechen Sie Wienerisch?

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Buchstabe S

Sackerl Tüte

Saf Seife. 1. "auf'd Saf steigen" sich irren, ins Fettnäpfchen treten. 2. "auf der Saf stehen" auf der Seife stehen. Jemand steht auf der Seife, wenn er hereingelegt wird, ohne daß er es merkt. Typisches Beispiel sind die Leute, die mit versteckter Kamera gefilmt werden.

Safnsieda Seifensieder. Früher ein ehrbarer Handwerker; heute Schimpfwort für einen öligen Speichellecker.

Saft Soße

Salzamt Eine Beschwerde beim Salzamt ist eine Beschwerde, die völlig sinnlos ist, kein Ergebnis zeitigt und sowieso nicht bearbeitet wird. Die Salzgewinnung war früher in Österreich Staatsmonopol, und das Salzamt in Wien war das einzige Amt, das keinen Publikumsverkehr hatte (und wo man sich daher gar nicht beschweren konnte).

Sand "am Sand sein" = "in schlechter Verfassung sein"

Sandler Obdachloser, Clochard.

a) Sandler kommt von den Leuten, die früher an der Donau Schwemmsand gewonnen haben. Schwemmsand wurde beispielsweise als Schleifmittel benötigt.

b) Sandler waren jene Arbeiter in den Ziegelfabriken, die die Ziegelformen sandelten (innen mit Sand ausstreuten), damit sich der frisch hineingedrückte Lehm(ziegel) leichter aus der Form löst. In der sogen. Gründerzeit wurden für diese Tätigkeit hauptsächlich ungelernte (mährische, böhmische etc.) Zuwanderer eingesetzt, die sich oft noch nicht einmal verständigen konnten. Dementsprechend schlecht war die Entlohnung, sodass sich viele ein Dach über dem Kopf nicht leisten konnten.

c) von mhd "seinelen" = "langsam fließen" -> sandeln -> Sandler

d) von hebr. "zandik" = "Parasit", "Mitwisser"

Sau 1. Glück. 2. "eine Sau scheiben" = "Alle Neune beim Kegeln" 3. Bezeichnung für das As, der höchsten Spielkarte bei vielen Kartenspielen

Sauerrahm saure Sahne

Schaas Furz

schaasaugert sehbehindert (meist im übertragenen Sinne). "bist schaasaugert?" = "Bist Du blind? Siehst Du das nicht?" "Bist Du blöd?"

Schachtl auch: Schimpfwort für eine altere Frau ("de oide schachtl von der Dreier-Stiagn")

Schafblattern Windpocken

Schakl zertreuter Diener, Lakai, minder angesehener Mann für Gelegenheitsarbeiten. Aus dem französchischen "Jacques" (Jakob), ehemals ein häufiger Name für herrschaftliche Diener.

Schanigarten Platz vor einem Wirts- bzw. Gasthaus, wo die Sitzplätze durch Efeuwände, in Blumenkästen gezogen, geschützt sind

scharwenzeln schmeichelnd umwerben. "Pausenlos scharwenzlst um die Kathi rum", schrie die erboste Ehefrau.

scheangln siehe scherngln

Scheibtruhe Schubkarren

Scherbn 1. Porzellanscherbe; 2. Nachttopf. "Jatzt hamma den Scherbn auf" = "Jetzt sitzen wir in der Patsche". Ffrüher war es üblich, dass wohlsituierte Bürger nächtlichen Randalierern mit dem den Inhalt ihres Nachttopfes überschüttet haben.

scherngln schielen

Schernglprothese Brille

Scherzel, Scherzl 1. Anschnitt oder das letzte Stück eines Brotlaibes oder Brotweckens; 2. bestimmtes Stück Rindfleisch

schiach häßlich

schiffen urinieren

Schinakl kleines Boot

Schlagerl Schlaganfall

Schlagobers Schlagsahne

Schlampe, Schlampn sexuell unkomplizierte Frau. Von mhd. "slampen" = "schlaff herabhängen".

Schlapfen Pantoffeln

schlatzen spucken

Schlawiner 1. windiger, unzuverläßlicher Typ, auch Gauner. 2. Verächtlich für "Wiener" (wohl wegen des zufälligen Gleichklangs). Von "Slowene".

schleichen "schleich Di" = "verschwinde"

Schlingel Lausbub

Schluckspecht Trinker

schludern 1. unordentlich arbeiten 2. trinken

Schlurf Halbstarker, modebetonter, arbeitsscheuer Typ. Sozial nicht ganz angepaßte, männliche Jugendliche.

»Dieser Ausdruck wurde nach meiner Erinnerung nur im 2. Weltkrieg und unmittelbar danach für Burschen gebraucht, die als besonderes Merkmal und Demonstration gegen die kurzen Haarschnitte der Hitlerjugend auch noch lange Haare trugen, möglichst mit Brillantine glänzend gemacht. Den Begriff 'Halbstarke' gab es damals noch nicht und auch nicht Marlon Brando.« [Eduard Meissl]

Schmäh 1. Witz, Gag, Pointe 2. Unwahrheit

schmähstad sprachlos. Jemand ist schmähstad, wenn er keine schlagfertige Antwort parat hat

Schmähtandler Mensch, der die Wahrheit liebenswürdig verdreht, der jemanden einen Schmäh erzählt (Tandler = Altwarenhändler)

Schmalz Gefängnisstrafe ("Schmalz ausfassen", "der hat sein Schmalz weg")

Schmarrn 1. in Fett geschmorte Mehlspeisen, Kaiserschmarrn. 2. Wertloses Zeug 3. Unsinn: "Des is a Schmarrn"

Schmattes Trinkgeld

Schmankerl Leckerbissen, Gustostück

Schmier 1. Schmierige Substanz 2. Spielkarten hohen Wertes, die man einem Stich des Partners zugibt 3. Polizist (von jiddisch "schmiro" = Wächter) 4. Bestechungsgeld

schmieren auch: dem Partner beim Kartenspiel eine Karte hohen Wertes zugeben

Schmus unwahre Geschichte (erzähl' kan Schmus")

Schnackerl Schluckauf

schnackseln Geschlechtsverkehr ausüben

Schnalle 1. Klinke (Türschnalle)  2. abwertend für eine Frau mit unstetem Lebenswandel 3. weibliches Geschlechtsteil eines Hundes (Jägersprache)

schnalzen 1. betrügen 2. verprügeln ("da hat er ihm eine gschnalzn")

Schnapsen Kartenspiel, "66"

Schnepfe junges Mädchen, Prostituierte

Schnepfenstrich Ausdruck aus der Jägersprache für die Gegend, wo die Schnepfen einfliegen; daher verkürzt "Strich" für die Gegend in der Prostituierte (Schnepfen) ihr Gewerbe betreiben (auf den Strich gehen). Vgl. Babystrich, Strichbuben etc.

Schnoferl beleidigter Gesichtsausdruck (von "schnaufen")

Schoafer scharfer Senf [Bestellung beim Würstelstand: "A Haße mit an Schoafn]

Schöberl gesalzenes Biskuit als Suppeneinlage

Schopfbraten Schweinenackenbraten

Schöpsernes Hammelfleisch

Schotter Kleingeld; viele kleine Münzen

Schrammeln Heurigennmusik. Klassische Besetzung: 2 Geigen, eine Gitarre, eine Klarinette. Benannt nach den Brüdern Schrammel, die in dieser Besetzung die Heurigenmusik Mitte des 19. Jahrhunderts salonfähig machten. Heute ist eher eine Ziehharmonika anzutreffen als eine Klarinette.

schream schief, schräg. Von mhd. "schreamen" = "sich biegen"

schreamsert unregelmäßig

Schreamsn Kurve. "Über die Schreamsn" = "ungefähr"

schurln nervös sein, hastig agieren. "tua net so herumschurln" = nimm Dir mehr Zeit

schustern Geschlechtsverkehr treiben

Schwammerl Pilz

Schwarzkappler Fahrscheinkontrollor in öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese waren früher ungetarnt unterwegs und hatten schwarze Uniformkappen auf.

Schwedenbombe Mohrenkopf

Sechzehner-Blech eine Dose Ottakringer Bier (Ottakring ist der 16. Wiener Gemeindebezirk)

Seicherl 1. kleines Sieb 2. wehleidiger Mensch, Duckmäuser

Seitel, Seiterl 1/3 Liter. "A Gulasch und a Seitl Bier, des is a Lebenselexier, bei mir" (Wolfgang Ambros)

sekkieren belästigen, ärgern

selchen räuchern

Selchkarree Kasseler

Semmel Brötchen

Semmelbrösel Paniermehl

Servus, Servas freundschaftlicher Willkommens- oder Abschiedsgruß (von lat. "Diener"). Anm: das ital. "Ciao" ist das im venezianischen Dialekt ausgesprochene "eschiavo" = "servus" = Diener; es wurde durch österreichische Soldaten z. Z. der Donaumonarchie zunächst nach Wien gebracht, von wo aus es sich im dt. Sprachraum verbreitete. (s. G'schamster Diener)

Sessel Stuhl

sinnieren nachdenklich sein

Sommerg'spritzter G'spritzter mit mehr Sodawasserwasser als Wein (siehe auch "G'spritzter")

Soße Sauce, Tunke

Spagat auch: Bindfaden

Span 1. Splitter 2 Zigarette ("gib ma an Späu")

Spasseteln Dummheiten

spechteln sich als Voyeur betätigen

speckig festkochend (Kartoffeln)

speiben erbrechen, kotzen

Spezi 1. Kumpan  2. Cola-Limo-Getränk

Spompernadeln 1. Scherz, Dummheiten, Abenteuer. Kommt von Sperenzchen u. Sperenzien <lat.-mlat.> die (Plural): (ugs.) a) Umschweife, Umstände; Schwierigkeiten, Ausflüchte; 2. kostspielige Vergnügungen od. Gegenstände. "Mach keine unangemessenen Umstände" ist wohl die beste Übersetzung (meinem Gefühl nach), evtl. auch "Mach keine Schwierigkeiten".

sprageln spreizen, splittern (s. zersprageln)

Sprudler händisch mit Kurbel betriebener Mixer (z.B. zum Schneeschlagen)

Spuckerl kleines Auto

Staberl 1. kleiner Stock, Stab 2. allegorische Wiener Figur, steht für Standhaftigkeit gegen die Obrigkeit und Zivilcourage. Nach einer gleichnamigen Figur aus "Die Bürger von Wien" von A. Bäuerle, 1813. 3. Bekannter Kolumnist der Kronenzeitung (Alfred Nimmerichter)

stad -los. "Hacknstad" = "arbeitslos". "sei stad" = "sei still".

Stadel Scheune, Schuppen

Stamperl Schnapsglas, 2 cl

Stanitzel Tüte in Form eines hohlen Kegels, meist aus Zeitungspapier (Bauernmarkt) oder Waffel (Eis)

Staubiger junger, noch nicht klarer Wein

Staubzucker Puderzucker

Stecken Stab, Stock

Steger-Meter "Die Distanz von einem Fettnäpfchen zum nächsten". Nach dem ehemaligen österreichischen Außenminister Norbert Steger, dem man nachsagt, kein Fettnäpfchen ausgelassen zu haben.

Steirertor, Steirergoal Tor im Fußball, bei dem sich der gegnerische Tormann sehr ungeschickt angestellt hat und das leicht zu verhindern gewesen wäre

Stelze Schweinshaxe, Eisbein. Es gibt vordere und hintere Stelzen. Eine Stelze wird in Wien knusprig gebraten, nicht gekocht.

Stern reißen stürzen, hinfallen

stess'n, g'stess'n 1. stoßen, gestoßen; 2. erinnern, mahnen; 3. stehlen, entwenden. »Des hab i dem Hansl g'stessn« 4. viel Geld verdienen. »Es hat sich an dem Deal g'sund g'stessn«

stibitzen eine Kleinigkeit entwenden - beispielsweise, jemanden spaßeshalber den Kugelschreiber stibitzen, wenn der betreffende gerade wegschaut

Stiege Treppe

stier pleite. [Rainhard Fendrich: »Jetzt bin i leider stier, Madam«]

stierln herumstochern. "Im Mistkübel stierlt man nicht rum", sagte die Mutter erzieherisch zu ihrem Sohn.

Stockerl Hocker, Siegespodest, Trittschemel

Stoppel Flaschenkorken

Stoppelzieher Korkenzieher

Stoß verbotenes Karten(glück)spiel

strawanzen sich herumtreiben, vagabundieren

Strawanzer Herumtreiber

Striezel, Strietzl zu einem Zopf geflochtenes Weißgebäck, Milchbrot

Strizzi kleiner Gauner, Zuhälter

Sturm Stadium der Gärung von Traubensaft zum Wein, Federweißer

Stutzen Kniestrümpfe

Suderant Jemands, der ständig jammert

sudern jammern. "Suder mi ne a" = "Jammer  ich nicht an", "Beklage Dich nicht bei mir"

Surfleisch Pökelfleisch

Surm ländlicher Depp