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Jass

Jass: 1. Fachmann, Könner, Meister, Koryphäe, Genie; 2. Überrock (veraltet)

Der Jass ist die höchste Karte im Zensern, einem alten, in Wien sehr verbreiteten Kartenspiel. Zensern ist zum einen ein entfernter Verwandter von »Jassen«, einem in alemannischen Gefilden verbreiteten Kartenspiel, und zum anderen lautmalerisch sehr nahe am »Ass«, der höchsten Karte in vielen Kartenspielen.

Der Wehle ist meiner Meinung nach daneben und versucht, »Jass« auf tschechische oder jiddische Wurzeln zurückzuführen, was ihm aber nicht gelingt. Er ignoriert auch völlig, dass das Wort wahrscheinlich über den alemannischen Sprachraum aus dem Niederländischen stammt.

»Jass« bedeutet im Niederländischen »Bauer« und der Jass ist beim Jassen und beim Zensern der Atout-Bube (Bube = Bauer). Beim Jassen gibt es auch einen »Näll« bzw. »Nell«, die Atout-Neun, der sich beim Zensern zum »Minell« [Minööööh] gewandelt hat. Der Duden kennt die Herkunft von "Näll" wie folgt: niederländisch nel < älter niederländisch menel < französisch manill < spanisch malilla < lateinisch mala, Femininum von: malus = schlecht.

Der Sedlaczek zitiert Hornung: Das J soll den Zusammenstoß von zwei gleichlautenden Vokalen verhindern, "a Jass" statt "a Ass".

Der Teuschl sagt nichts über die Herkunft.

Der Schuster kennt das Wort überhaupt nicht. Der Jakob kennt »Jass« nur als Überrock. Daraus schließe ich, dass »Jass« eine eher neure Wortschöpfung ist.

Ostbahn-Kurti:

I kumm öfta vuabei am Weg Schank-Heisl und retour.
Er hod sei sechstes Achtl, sogt: "Vastehst, bleda Bua?"
Sog i. "I vasteh ollas." Sogt er: "Du vastehst an Schaas.
I woa da Schnellste von olle. I woa amoi a Jass.
Europamasta. Rücken und Brust.